US-Polizist des Mordes angeklagt Video zeigt Tötung von schwarzem Teenager
25.11.2015, 07:31 Uhr
Auf dem Video ist zu sehen, wie der junge Schwarze Laquan McDonald (r.) von einem US-Polizisten niedergeschossen wird.
(Foto: REUTERS)
Es ist eine verstörende Tat, die auf einem US-Polizeivideo zu sehen ist: 16 Kugeln feuert ein Polizist auf einen schwarzen Jugendlichen, bis dieser tot ist. Nun steht der Beamte wegen Mordes vor Gericht. Zu Prozessbeginn gehen in Chicago Hunderte auf die Straße.
Mehr als ein Jahr nach tödlichen Schüssen auf einen schwarzen Teenager in Chicago muss sich ein US-Polizist wegen Mordes verantworten. Der Polizeibeamte Jason Van Dyke wurde angeklagt, weil er den 17-jährigen Afroamerikaner Laquan McDonald mit 16 Kugeln niedergestreckt haben soll. Nach der Veröffentlichung eines Videos des Vorfalls kam es bislang nicht zu den von den Behörden befürchteten Ausschreitungen.

Ein Demonstrant gedenkt in Chicago des von einem weißen Polizisten getöteten Schwarzen Laquan McDonald.
(Foto: dpa)
"Es ist grausam, es ist gewaltsam, es ist schaurig", sagte Staatsanwältin Anita Alvarez. "Einen 17-Jährigen auf so gewalttätige Art sterben zu sehen, ist zutiefst verstörend." Der Teenager soll nach Darstellung der Polizei mit einem Messer vor einem Polizeiauto herumgefuchtelt haben, laut Alvarez gab es aber keine bedrohliche Situation, die das Verhalten des Polizisten rechtfertigte. Der angeklagte Polizist eröffnete nach Angaben der Staatsanwaltschaft unmittelbar das Feuer und schoss selbst dann weiter auf den Jugendlichen, als dieser bereits am Boden lag.
Auf dem Video vom Oktober 2014, aufgenommen von einer Kamera auf dem Armaturenbrett eines Fahrzeugs der Sicherheitskräfte, ist zu sehen, wie der 37-jährige Polizist 30 Sekunden nach seiner Ankunft vor Ort - und nur sechs Sekunden nach Verlassen seines Wagens - auf den Jugendlichen schießt. Nach den Schüssen lassen die Beamten ihn auf der Straße verbluten.
Hunderte protestieren gegen Polizeigewalt

Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel (l.) rief die Bürger zu friedlichen Demonstrationen auf.
(Foto: AP)
Nach der Veröffentlichung des Videos versammelten sich Hunderte Demonstranten in Chicago, die Proteste blieben aber bis auf einige kleinere Rangeleien bislang friedlich. Neben dem Bürgermeister der Metropole im Mittleren Westen, Rahm Emanuel, rief auch die Familie des Opfers zu friedlichen Demonstrationen auf. "Ich verstehe, dass Menschen aufgeregt sein werden und demonstrieren wollen, wenn sie dieses Video sehen", sagte Rahm. "Es ist in Ordnung, leidenschaftlich zu sein, aber es ist unabdingbar, dass es friedlich bleibt."
"Niemand versteht den Ärger besser als wir, aber wenn Sie sich entscheiden zu demonstrieren, bitten wir Sie eindringlich darum, friedlich zu sein", zitierte die örtliche Presse eine Erklärung der Familie McDonald. Die Stadt hatte der Familie des Opfers im April eine Entschädigung von fünf Millionen Dollar (4,7 Millionen Euro) bewilligt.
Schüsse auf "Black Lives Matter"-Demo
Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben wiederholt für Empörung und Aufruhr in der afroamerikanischen Bevölkerung gesorgt. Im Sommer 2014 hatte die Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri schwere Unruhen ausgelöst. Der verantwortliche Polizist wurde nicht angeklagt, obwohl Brown unbewaffnet war. Im April hatte der Tod des Schwarzen Freddie Gray im Polizeigewahrsam in Baltimore zu Ausschreitungen in der Ostküstenstadt geführt.
In Minneapolis wurden vor kurzem fünf Menschen verletzt, als drei Verdächtige auf Teilnehmer einer Demonstration für die Rechte von Afroamerikanern schossen. Zwei der mutmaßlichen Schützen wurden nach Angaben der Behörden festgenommen. Bürgermeisterin Betsy Hodges sprach von einer "abscheulichen" Tat und kündigte an, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Hintergründe waren noch unklar, die Organisatoren der "Black Lives Matter"-Demo vermuteten aber eine rassistische Gruppe hinter den Schüssen.
Quelle: ntv.de, cri/AFP