Politik

Al-Kaida-Ableger droht mit neuen Attentaten Westliche Welt befürchtet weitere Anschläge

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Die Sicherheitsvorkehrungen in Frankreich bleiben zunächst weiter bestehen.

(Foto: AP)

Frankreichs Präsident Hollande warnt: Es ist noch nicht vorbei. Auch die USA sprechen von einer anhaltenden Bedrohung. Am Tag nach den beiden Attentaten in Frankreich suchen die Ermittler jetzt nach möglichen Hintermännern der Terroristen. Und die Islamisten senden eine unmissverständliche Botschaft nicht nur an Paris.

Nach den islamistischen Anschlägen im Großraum Paris geht in Frankreich und anderen Staaten die Angst vor weiteren Attacken um. Der Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) drohte nach Angaben von US-Experten bereits mit neuen Attentaten. Über die Ereignisse der vergangenen Tage und die drei getöteten Verdächtigen, die sich laut Behörden kannten, wurden derweil neue Details bekannt.

  Aktuell suchen die französischen Ermittler nach möglichen Hintermännern der drei getöteten islamistischen Attentäter. Fünf Personen seien in Polizeigewahrsam, sagte Staatsanwalt François Molins in Paris. Die Freundin des Mannes, der Geiseln in einem jüdischen Supermarkt genommen hatte, sei noch nicht gefasst. Die Fahnder wollen herausfinden, woher die Waffen der Terroristen stammten und ob die Männer Anweisungen erhielten.

Hier zum Nachlesen die Ereignisse der vergangenen Stunden.

Aqap: Ihr könnt nicht in Sicherheit leben

"Ihr werdet nicht mit Sicherheit gesegnet sein, solange ihr Allah, seinen Verkünder und die Gläubigen bekämpft", sagte der ranghohe Aqap-Vertreter Harith bin Ghazi al-Nadhari in einem Video, das von dem auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmen Site veröffentlicht wurde. Frankreich gehöre zu den führenden Kräften des Unglaubens. "Es beleidigt die Propheten, setzt die Religion herab und bekämpft die Gläubigen", sagte al-Nadhari.

Das gut fünf Minuten lange Video wurde laut Site nur wenige Stunden später ins Netz gestellt, nachdem die Brüder Chérif und Said Kouachi von der Polizei getötet worden waren. Sie sollen am Mittwoch ein Blutbad in der Redaktion der Pariser Satirezeitung "Charlie Hebdo" angerichtet haben - insgesamt zwölf Menschen wurden dort und während der Flucht der Attentäter erschossen.

Die Brüder sollen Verbindungen zu Aqap gehabt haben und wollten sich offenbar für Karikaturen des muslimischen Propheten Mohammed in "Charlie Hebdo" rächen. Chérif Kouachi sagte dem französischen Sender BFMTV, er sei von Aqap beauftragt und finanziert worden. Nach einer Geiselnahme am Freitagmorgen in einer Druckerei in der Gemeinde Dammartin-en-Goële nahe dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden die 32 und 34 Jahre alten Brüder am frühen Abend von Elitepolizisten erschossen.

Ein islamistischer Gesinnungsgenosse der beiden, laut Behörden der 32-jährige Amedy Coulibaly, tötete am Donnerstag am südlichen Rand von Paris eine Polizistin. Er nahm am Freitag in einem jüdischen Supermarkt im Osten von Paris mehrere Menschen als Geiseln. Bei der Erstürmung erschoss die Polizei den Mann. Vier Geiseln wurden laut Behörden vermutlich getötet, als der Geiselnehmer am Mittag das Geschäft stürmte. Coulibalys Freundin konnte entkommen, nach ihr wird weiter gefahndet.

Hollande: Es ist noch nicht vorbei

Frankreichs Präsident François Hollande warnte am Abend in einer Fernsehansprache, auch nach der Tötung der drei Täter bestehe die islamistische Bedrohung für das Land fort. Er rief alle Franzosen auf, sich einem für Sonntag angesetzten Trauermarsch anzuschließen. Zahlreiche europäische Spitzenpolitiker werden ebenfalls zu der Kundgebung erwartet. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte ihre Teilnahme zu.

Auch die Regierung in Washington warnte US-Bürger in aller Welt vor anhaltenden Bedrohungen. Es sei weiterhin "ein hohes Maß an Wachsamkeit" nötig, erklärte das Außenministerium. Viele Staats- und Regierungschefs, darunter US-Präsident Barack Obama und der australische Premierminister Tony Abbott, sicherten Frankreich Beistand zu. Am Sonntag soll es in mehreren Städten der USA und Kanadas Solidaritätskundgebungen geben.

"Desaster" für die Geheimdienste

Frankreichs Premierminister Manuel Valls übte derweil Kritik an der Arbeit der Sicherheitsbehörden. Der Tod von 17 unschuldigen Menschen zeige, dass offensichtlich Fehler begangen worden seien, sagte er. Marvin Hier, Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums, das sich für den Kampf gegen Antisemitismus in der Welt einsetzt, kritisierte, die Vorgänge der vergangenen Tage seien ein "Desaster" für die französischen Geheimdienste.

Die Brüder Kouachi waren den Sicherheitsbehörden schon seit langem bekannt. Chérif war wegen seiner Zugehörigkeit zu einem Dschihadistennetzwerk zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Nach Angaben eines US-Vertreters standen die Brüder zudem seit Jahren auf einer Terrorliste der USA und durften nicht in das Land einreisen. Said ließ sich demnach im Jahr 2011 vom Terrornetzwerk Al-Kaida im Jemen ausbilden.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP

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