Ratgeber

Dispo- und Ratenkredite Alles teurer, oder was?

Eigentlich sollte dieser Text davon handeln, wie die Banken den gestiegenen Leitzins nutzen, um Dispozinsen in die Höhe zu treiben. Dann stellte sich Unerwartetes heraus: Die Geldinstitute erhöhen derzeit regelrecht maßvoll, kein Zins-Exzess in Sicht. Ratenkredite werden sogar billiger. Zeigt die Kritik von Verbrbaucherschützern am Ende etwa Wirkung?

Zwischen Kreditzinsen und Anlagezinsen haben die Banken immer noch ordentlich Luft.

Zwischen Kreditzinsen und Anlagezinsen haben die Banken immer noch ordentlich Luft.

(Foto: dpa)

Vier Monate sind vergangen, seit die Europäische Zentralbank nach zweijähriger Stagnation erstmals den Leitzins nach oben gesetzt hat. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Sparer freuen sich, dass sie mit Tagesgeldkonten inzwischen immerhin die Inflationsrate schlagen. Um rund 0,4 Prozent ist der Durchschnittszins seit April geklettert, im Moment liegt er bei 1,57 Prozent. Einige Anbieter legen aber noch ordentlich drauf, um Neukunden zu gewinnen und locken mit 2,5 Prozent oder mehr.

Doch wie sieht es eigentlich auf der anderen Seite aus? Steigen die Refinanzierungssätze, schrauben die Banken auch die Kreditzinsen herauf - sollte man meinen. Doch ein Blick auf den Markt kann diese Vermutung nicht unbedingt bestätigen. Der Dispozins bewegt sich zwar nach oben, legt dabei aber allenfalls Schneckentempo vor. Für die vergangenen zwölf Monate macht die Finanzberatung FMH eine Aufwärtsbewegung um 0,2 Prozentpunkte aus, wobei es zwischenzeitlich auch nochmal bergab ging. Im Moment liegt der Marktdurchschnitt bei 11,37 Prozent.

Gut gemeint, doch schlecht getimt

Das ist nicht wenig, es hätte aber durchaus noch schlimmer kommen können, wenn die Banken die Möglichkeiten der Verbraucherkreditrichtlinie voll ausnutzen würden. Seit Juni letzten Jahres müssen Geldhäuser ihren Dispozins nämlich an einen Referenzzins koppeln, etwa den Leitzins der EZB oder den Dreimonats-Euribor. Verbraucherschützer hatten zuvor den Zinswucher einiger Institute kritisiert und gefordert, dass Leitzinssenkungen an die Kunden weitergegeben würden. Die Idee war gut, doch das Timing ungünstig: Die Kopplung kam zu einem Zeitpunkt, als der Leitzins bei einem Prozent im Keller dümpelte. Weitere Senkungen waren also kaum zu erwarten, eine Steigerung früher oder später schon. Referenzzinserhöhungen müssen die Banken laut Richtlinie zwar nicht an die Kunden weitergeben. Allerdings lässt sich die Verteuerung des Dispos nun auch leichter rechtfertigen. Dass der Zins im Marktdurchschnitt dennoch nur moderat nach oben bewegt, führt FMH-Chef Max Herbst auch auf das hohe Ausgangsniveau zurück: "Die Banken halten sich nach all der Kritik derzeit zurück."

Ratenkredite günstig wie nie

Im Bereich der Ratenkredite geht die Entwicklung sogar in die entgegengesetzte Richtung: In den letzten zehn Jahren waren die Konditionen nie so günstig wie heute. Laut FMH-Index lag der durchschnittliche Zinssatz vor einem Jahr bei 7,55 Prozent, Mitte April noch bei 7,28 Prozent und heute nur noch bei 7,05 Prozent - dem Wettbewerbsdruck sei Dank. Dass Kredite für den Einzelnen günstiger geworden wären, lässt sich dadurch aber nicht unbedingt ableiten. Vergleichen lassen sich schließlich nur bonitätsunabhängige Kredite – und die bekommt nun mal nicht jeder. Für individuelle Darlehen, die nach der Finanzkraft des Kunden berechnet werden, lassen sich keine Aussagen treffen. Zudem beruhen die Vergleiche immer auf den sogenannten Zwei-Drittel-Konditionen: Um den Markt transparenter zu machen und Lockangebote zu verhindern, dürfen Banken seit 2010 nur noch mit Zinssätzen werben, die für zwei Drittel der Antragsteller auch tatsächlich verfügbar sind. Ob sich die Institute aber wirklich daran halten und realistische Zahlen melden, können auch Vergleichs-Experten nicht sicher sagen, weiß Herbst: "Kontrollieren kann das keiner."

Lockangebote bei Ratenkrediten sind seit Juni 2010 verboten.

Lockangebote bei Ratenkrediten sind seit Juni 2010 verboten.

Schlussendlich sei es den meisten Kreditkunden aber sowieso egal, wie viel Zinsen sie zahlen, glaubt der FMH-Chef. "Wichtig ist den Meisten, dass das Darlehen schnell verfügbar ist." Wer einen Kredit braucht, interessiert sich nach Herbsts Erfahrungen nicht so sehr für die Gesamtkosten, sondern allenfalls für die monatliche Belastung. Und hier ist der Unterschied auf den ersten Blick gar nicht mal so groß: Ein 10.000 Euro-Kredit mit 36 Monaten Laufzeit ist derzeit günstigstenfalls für 3,99 Prozent p.a. zu haben, das sind rund 295 Euro im Monat. Der teuerste Anbieter verlangt 10,49 Prozent Zinsen. "Die monatliche Rate fällt hier nur 30 Euro höher aus als bei der billigsten Bank", rechnet Herbst vor. Über die gesamten drei Jahre gerechnet kommen zwar mehr als 1000 Euro zusammen – doch wer auf schnelles Geld hofft, der pfeift offenbar auf diesen Unterschied.

Ratenkredite: Vergleichen und sparen

Zum Tagesgeld-Vergleich

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen