Es tut sich was beim Tagesgeld Commerzbank prescht vor
05.07.2011, 20:18 UhrAlles deutet darauf hin, dass die EZB den Leitzins am Donnerstag auf 1,5 Prozent heraufsetzen wird. Einige Banken nehmen diesen Schritt schon vorweg. Zum 1. Juli haben sie die Zinsen fürs Tagesgeld erhöht. Die Zinsoffensive der Commerzbank sorgt bei der Konkurrenz aber für Ärger.
Mit ihren Tagesgeldkonditionen konnte die Commerzbank bislang keinen Sparer hinterm Ofen hervorlocken. Gerade mal 0,5 Prozent bot die Großbank für die ersten 5000 Euro, für Einlagen darüber hinaus gab es das Doppelte. Es gibt Girokonten, die besser verzinst sind. Mit ihrer gestern gestarteten Zinsoffensive katapultiert sich die Commerzbank nun auf einen Schlag auf einen der vorderen Ränge im Tagesgeldvergleich. 2,3 Prozent zahlen die Frankfurter Neukunden für Beträge bis 20.000 Euro. Und das für sechs Monate. Danach sackt der Zins wieder auf die bisher üblichen Konditionen ab, sofern sich diese nicht innerhalb des nächsten halben Jahres verbessern.
Wettbewerber sind sauer
Nun steht es jeder Bank frei, ihre Zinskonditionen nach Belieben zu gestalten. Dass ausgerechnet die Commerzbank nun mit Hochzinsen auf Kundenfang geht, sorgt in der Branche aber für Unmut. Schließlich ist es gar nicht so lange her, dass die Commerzbank mit Milliardenbeiträgen gerettet werden musste. "Wenn die am stärksten staatlich gestützte Bank in Deutschland mit derartigen Kampfkonditionen an den Markt geht, dann ist das eine nicht akzeptable Wettbewerbsverzerrung", kritisiert Werner Netzel, vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), den Schritt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Die EU hat es der Commerzbank zur Auflage gemacht, in Bereichen mit einem relevanten Marktanteil nicht zu den drei günstigsten Anbietern am Markt zu gehören. Das tut sie auch nicht, wie ein Blick auf die Zinstabelle zeigt. An der Spitze steht ungeschlagen die Postbank mit ihren 3,33 Prozent auf Einlagen bis zu 25.000 Euro. Der Spitzenzins gilt sechs Monate lang, allerdings nur für Sparer, die gleichzeitig ein Gehaltskonto eröffnen. Die DAB Bank zahlt 2,6 Prozent, sofern man zusätzlich ein Depot eröffnet.
2,5 Prozent sind drin
Wer einfach nur ein gut verzinstes Tagesgeldkonto ohne weitere Verpflichtungen sucht, wird unter anderem bei den Autobanken fündig. So hat die Volkswagenbank die am Donnerstag anstehende Leitzinserhöhung der EZB schonmal vorweggenommen und auf den bisherigen Zinssatz noch eine Schippe draufgelegt. Bis zum 15. Januar garantiert sie 2,5 Prozent auf Einlagen bis zu 50.000 Euro. Das Angebot gilt aber – wie so oft – nur für Neukunden. Die Bestandskunden müssen sich bis zum 1. August gedulden, ab dann wird ihr Geld mit mit 1,75 statt bisher 1,5 Prozent verzinst.
Wem das zu wenig ist, der sollte sein Konto kündigen und das Geld zur Audibank tragen. Die bietet nämlich die gleichen Konditionen, ebenfalls für Neukunden. Beide Banken sind zusätzlich zur gesetzlichen Einlagensicherung auch über den Einlagensicherungsfonds des deutschen Bankenverbandes geschützt.
Den gleichen Zins bei weniger Sicherheit bietet die niederländischen Moneyou. Der niederländische Staat garantiert für Einlagen von maximal 100.000 Euro. Sofern vorhanden, kann man aber auch deutlich mehr anlegen: Die Holländer verzinsen bis zu 1.000.000 Euro mit 2,5 Prozent.
Die Santander Bank zahlt so viel Neukunden schon seit Mai, allerdings nur bis zu einer Summe von 99.999 Euro. Bei Einlagen, die darüber hinaus gehen, sinkt die Rendite auf 1,75 Prozent, ab 250.000 Euro auf 1,0 Prozent. Immerhin greift auch hier neben der deutschen Einlagensicherung auch der erweiterte Sicherungsfonds der privaten Banken.
Ab wann der Wechsel lohnt
Während die Angebote für Neukunden stetig besser werden, erhöhen die Banken die Zinsen für bestehende Konten nur schleppend. Dabei kommt ihnen zupass, dass die Kunden eher träge sind. Einen Zinsunterschied von 0,2 Prozentpunkten ist den Aufwand in der Tat nicht wert. In der Regel lohne sich ein Bankenwechsel ab einer Zinsdifferenz von 0,4 Prozent zwischen der Hausbank und den besseren Angeboten, sagt Christopher Manolagas von der Finanzberatung FMH. Dann übersteige der zu erwartende Gewinn die beim Bankwechsel entstehenden Kosten.
Quelle: ntv.de, mit AFP/rts