Ratgeber

Kostenfallen und Angebot Darauf gilt es bei Solaranlagen unbedingt zu achten

Volleinspeisung oder Eigenverbrauch? Welches Modell sich für Photovoltaik-Betreiber eher lohnt, lässt sich berechnen.

Solarmodul ist nicht gleich Solarmodul.

(Foto: Laura Ludiwg/dpa-tmn)

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Bereit für den Solar-Sommer? Kosten zu sparen und energieautark leben, dieses Versprechen beschert Solaranlagen eine deutlich erhöhte Nachfrage. Doch Solarmodul ist nicht gleich Solarmodul. Worauf es bei Anschaffung, Preis, Qualität und Installation zu achten gilt, lesen Sie hier.

Wenn die Energiepreise steigen, einfach den Strom vom eigenen Dach beziehen: Der Wunsch nach Energieautarkie ist seit dem Krieg in der Ukraine stark gestiegen. Das Mittel der Wahl ist eine eigene Solaranlage. Und das lohnt sich, denn für Hausbesitzer stellt Solarstrom nicht nur eine Energie-, sondern auch eine Einnahmequelle dar. Im Jahr 2021 verdienten Anlagenbesitzer mit dem ins Netz eingespeisten Strom durchschnittlich 183 Euro im Monat. Mit den erhöhten Vergütungssätzen durch das novellierte EEG dürfte der finanzielle Anreiz nun noch weiter steigen.

Die Schattenseite des Booms: Die Anbieter konnten die Nachfrage nicht bedienen, Wartezeiten für Interessenten betrugen teilweise bis zu 12 Monate - auch wegen der ohnehin angespannten globalen Lieferketten. Diese haben sich inzwischen aber wieder erholt. Viele Anbieter liefern derzeit wieder innerhalb von vier Wochen. Aber: Zwischen den Angeboten gibt es teilweise Unterschiede von mehreren Tausend Euro. Vergleichen lohnt sich also.

Doch anhand welcher Kriterien können Verbraucher eigentlich Angebote vergleichen, damit sie nicht in die Kostenfalle tappen? Worauf kommt es an? Solarexperte Dr. Tim Rosengart, Geschäftsführer des Vergleichsportals für Solaranlagen Selfmade Energy, verrät die sechs wichtigsten Kriterien:

Inklusivleistungen

Vorsicht vor versteckten Kosten: Bei Angeboten für Solaranlagen ist es wichtig, darauf zu achten, welche Leistungen im Preis enthalten sind und welche nicht. In vielen Fällen wird vor der Installation der Photovoltaikanlage (PV-Anlage) ein neuer Zählerschrank benötigt, um beispielsweise eine Wall-Box für ein Elektroauto anzuschließen. Die Kosten für die Installation eines neuen Zählerschranks belaufen sich schnell mal auf bis zu 2000 Euro und sollten daher im Angebot enthalten sein. Gleiches gilt für ein Baugerüst und eine spezielle Leiter für die Dachmontage, die sich einige Anbieter gerne extra bezahlen lassen. Kostenpunkt: Weitere 1500 Euro. Genau hinschauen lohnt sich also auch hier.

Hauseigentümer sollten bei der Wahl des Fachbetriebs darauf achten, dass umfangreiche Erfahrungen mit Solarthermie bereits vorliegen. Eine entsprechende Anlage kostet für ein durchschnittliches Einfamilienhaus zwischen 5000 und 10.000 Euro. Entscheidend ist, ob die Anlage nur für die Erzeugung von Warmwasser oder zusätzlich auch für die Heizung genutzt werden soll.

Aussehen/ Qualität der Solarmodule

Solarmodul ist nicht gleich Solarmodul. Die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage hängt maßgeblich von der Qualität der einzelnen Module ab. Achten Sie daher beim Kauf darauf, dass die Module einen geringen Leistungsverlust haben, zertifiziert sind und Sie einen Anspruch auf Garantie haben (bei guten Solarfirmen mindestens 20 Jahre). Auch optisch gibt es oft große Unterschiede - manche Panels sind eher dick und auffällig, andere fügen sich durch schmalere und flachere Profile besser in die Dachstruktur ein.

Herstellungsland

98 Prozent der Solarzellen werden in Asien produziert, die meisten davon in China. Der Nachteil: Weil dort mehr Kohlestrom ins Netz fließt als hierzulande, ließen sich nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts bei der Herstellung der Module in Europa mehr als 40 Prozent an CO2 einsparen. Hinzu kommen Importe aus Asien, die ebenfalls die Umwelt belasten. Module aus China sind zwar beliebt und günstig, doch tendieren immer mehr Menschen zu Anbietern aus Taiwan oder Europa - auch aus geopolitischen Gründen. Daher lohnt sich hier ein genauer Blick.

Lieferzeit

Der Weg in die Energieunabhängigkeit soll natürlich so schnell wie möglich gehen. Lieferschwierigkeiten aus Asien haben aber in letzter Zeit immer wieder zu Engpässen in Europa geführt. Es ist daher sinnvoll, sich vorab zu informieren, wann ein Montagetermin bei Ihnen zu Hause stattfinden kann. Liegt dieser erst in mehr als 12 Wochen, sollten Sie sich noch einmal nach anderen Angeboten umsehen. Aktuell sind mögliche Montagetermine wieder relativ kurzfristig verfügbar und können teilweise schon innerhalb von 4-6 Wochen erfolgen. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu informieren.

Kosten für Wärmepumpe/ Speicher

Bevor Sie eine Solaranlage auf Ihrem Dach installieren lassen, überlegen Sie sich genau: Werde ich mir künftig ein E-Auto anschaffen? Und möchte ich zusätzlich eine Wärmepumpe installieren? Oder beides? Denn beides erhöht Ihren Strombedarf. Eine Solaranlage lohnt sich besonders, wenn Sie möglichst viel des benötigten Stroms selbst erzeugen. Deshalb ist es sinnvoll, schon heute an die zukünftige Anschaffung eines Elektroautos oder einer Wärmepumpe zu denken - ebenso wie an die Installation eines kleinen Stromspeichers.

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Ihre Dacheindeckung

Kiesdach, Wellblech oder Biberschwanz: Informieren Sie sich darüber, aus welchem Material Ihr Dach besteht. Grundsätzlich können PV-Anlagen zwar auf fast allen Dachmaterialien installiert werden, viele Anbieter bevorzugen jedoch Ziegeldächer wie Beton oder Ton, da sich PV-Anlagen auf diesen Dächern besonders einfach montieren lassen. Blechdächer hingegen benötigen beispielsweise spezielle Unterkonstruktionen, um die Solarmodule zu befestigen. Nicht jede Solarfirma hat das nötige Wissen und die Erfahrung, um auf allen Dachmaterialien eine PV-Anlage anzubringen. Daher sollten Sie unbedingt im Vorfeld mit dem Anbieter abklären, ob er die Expertise dazu hat.

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 02. April 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, awi

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