Ratgeber

Was die Bahn verschweigt Jeder dritte Fernzug zu spät

Ein Zug gilt als unpünktlich, wenn er mehr als fünf Minuten zu spät kommt. Bei jedem dritten Fernzug ist das der Fall, hat die Stiftung Warentest festgestellt. Bei den Regionalzügen sieht es besser aus. Das macht Umsteigen aber nicht unbedingt einfacher.

Die Bahn fährt täglich knapp 27.000 Personenzüge mit mehr als 5,3 Millionen Reisenden.

Die Bahn fährt täglich knapp 27.000 Personenzüge mit mehr als 5,3 Millionen Reisenden.

Wer an der Pünktlichkeit der Bahn zweifelt, erhält jetzt Bestätigung von der Stiftung Warentest. Die hat die Pünktlichkeitsstatistik über acht Monate ausgewertet und stellt fest: Jeder dritte Fernzug kommt zu spät. Für Ihre Analyse haben die Tester knapp 500.000 Ankunftszeiten an 20 deutschen Bahnhöfen überprüft, die auf der Website der Bahn unter der Rubrik "Ist mein Zug pünktlich?" veröffentlicht werden.  Der Konzern selbst hält die Statistik allerdings geheim.

Als unpünktlich gilt ein Zug, wenn er mehr als fünf Minuten über dem Plan ist. In Erfurt war der Anteil der Verspätungen mit 43 Prozent am höchsten. Doch auch in Leipzig, Hamburg, Berlin und Köln lag der Anteil der Verspätungen über dem Durchschnitt. Auf die Regionalzüge ist mehr Verlass als auf die Fernzüge, sie rollten nur in 15 Prozent der Fälle zu spät ein. Da die Regionalzüge – anders als in der Vergangenheit – häufig nicht mehr auf Anschlussreisende warten, verpassten die Kunden oft ihre Anschlusszüge, kritisiert Warentest.

Je weiter Züge fahren, desto höher sei das Verspätungsrisiko, heißt es im Heft. So seien 42 Prozent der über lange Strecken rollenden Nachtzüge unpünktlich gewesen, ICE und Eurocity zu 34 Prozent und Intercity zu 29 Prozent. Im Untersuchungszeitraum war der Bahnbetrieb unter anderem durch hochsommerliche Unwetter, Eis und Schnee sowie mehrere Warnstreiks beeinträchtigt. Fiel ein Zug ganz aus, tauchte er aber auch nicht in der Statistik auf.

Aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn sind die Ergebnisse nicht überraschend. Vor allem bei Zügen, die lange Strecken fahren, seien größere Verspätungen "gefühlt auch im Alltag zu erleben", sagte der Vorsitzende Karl-Peter Naumann. Gründe seien die Überlastung vieler Strecken, zumal Ausweichgleise für langsamere Güterzüge abgebaut worden seien. Elektronische Stellwerke seien teils störanfällig, ebenso ältere Züge. "Die Bahn braucht neue Fahrzeuge", sagte Naumann. Dies gehe der Konzern auch an. Die Bahn will für rund sechs Milliarden Euro zunächst 220 Fernzüge bei Siemens kaufen und hat außerdem Doppelstock-Fernzüge bei Bombardier bestellt.

 

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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