Kaum Vorteile für Versicherte? Kritik an Entlastung für Lebensversicherer
11.03.2014, 13:17 UhrWie Lebensversicherer stabilisiert werden sollen - über Einbußen für Kunden und strengere Regeln - ist offen. Verbraucherschützer schlagen Alarm. Sie befürchten, dass die geplanten Entlastungen nur den Aktionären und Unternehmen zugutekommen.

Pläne für die Neureglung von Lebensversicherungen will die Koalition demnächst vorlegen.
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Der Bund der Versicherten hat erneut Kritik am geplanten Hilfspaket der Bundesregierung für Lebensversicherer wegen der anhaltend niedrigen Zinsen geäußer t. "Die Bundesregierung (...) folgt dem lauten Schreien der Versicherungswirtschaft", sagte Vorstandschef Axel Kleinlein der "Passauer Neuen Presse" - und sprach von einem "Schlag ins Gesicht der Versicherten".
Er bemängelte mögliche Einschnitte bei der Beteiligung der Kunden an den sogenannten Bewertungsreserven, die aus Kursgewinnen der Kapitalanlagen gespeist werden. Im "Focus" hatten die Verbraucherschützer zuvor auch betont, nicht den Unternehmen gehe es schlecht, sondern nur den Kunden.
Die Grünen warnten die Koalition, mit ein paar Tricks die Kunden faktisch um Milliardenbeträge zu bringen. "Dieses Paket hat nicht das Ziel, den versicherten Verbrauchern zu helfen, sondern hier wird eine Branche finanziell bedient", sagte die Grünen-Politikern Renate Künast der "Leipziger Volkszeitung".
Bei dem angestrebten Hilfspaket für die Lebensversicherer geht es grundsätzlich um eine faire Verteilung stiller Reserven der Versicherer zwischen Alt- und Neukunden beziehungsweise auslaufenden und bestehenden Verträgen. Pläne für die Neureglung will die Koalition demnächst vorlegen.
Änderungen bei den Bewertungsreserven träfen nach Einschätzung des Bundes der Versicherten aktuell Kunden, deren Verträge auslaufen oder die diese gekündigt haben. Die Versicherungswirtschaft betont, die Einbußen beträfen nur eine kleinere Kundengruppe. Ohne eine Neuregelung würde der Großteil zugunsten eine Minderheit bessergestellt.
Bei den Bewertungsreserven handelt es sich um reine Buchwerte, die entstehen, wenn zum Beispiel aus heutiger Sicht hochverzinste und deshalb begehrte Anleihen starke Kursgewinne ausweisen. Die Versicherer halten diese Papiere jedoch üblicherweise bis zum Laufzeitende, wo sich diese Gewinne aber wieder verflüchtigen. Um ihren Verpflichtungen nachzukommen, sind bisher einige Gesellschaften gezwungen, die Anleihen zu verkaufen, worunter auch die Verzinsung der in Zukunft fälligen Verträge leidet.
Quelle: ntv.de, awi/dpa