Altersvorsorge für 100-Jährige Riester- und Rürup-Renten versagen bei der Rendite
24.01.2024, 19:19 Uhr Artikel anhören
Auch bei genauem Hinsehen werden die meisten Produkte nicht rentabel.
(Foto: Christin Klose/dpa-tmn)
Die staatlich geförderte private Altersvorsorge von Riester- oder Rürup-Rente wurden 2002 beziehungsweise 2005 aus der Taufe gehoben, um die von der damaligen rot-grünen Bundesregierung beschlossene Senkung des gesetzlichen Rentenniveaus zu kompensieren. Doch die staatlich geförderten Vorsorgeprodukte stoßen auf so einige Vorbehalte. Kritiker sahen und sehen darin eher eine Subventionierung der Banken- und Versicherungswirtschaft und eine De-facto-Rentenkürzung durch die Politik.
Denn die entsprechenden Produkte kosten den Sparer zu viel an Provisionen und Verwaltung. Das schmälert die Rendite der Sparer und bereichert stattdessen Banken und Versicherungen. Zudem senkt auch die mangelnde Flexibilität der Produkte durch ein staatlich begrenztes Risiko die Renditemöglichkeiten.
Dass die Forderungen nach einer Reform der staatlich geförderten Altersvorsorge dringend notwendig ist, zeigen die niederschmetternden Ergebnisse einer Renditeberechnung von "Finanzwende". Riester- und Rürup-Produkte können demnach mit ihrer Rendite in der Regel nicht einmal die Verluste einer Zwei-Prozent-Inflation ausgleichen.
Für ihre Berechnungen haben die Experten insgesamt 111 Riester- und Rürup-Produkte untersucht, die im Herbst 2023 angeboten wurden. Bei den Riester-Verträgen handelte es sich um Rentenversicherungen. Als wesentliches Merkmal für den Kundennutzen definierten sie dabei einen Ausgleich der Inflation, der dem Ziel der EZB-Geldpolitik entspricht - also eine Renditeerwartung von mindestens zwei Prozent über die gesamte Laufzeit des Produkts.
Altersvorsorge für 100-Jährige
Das Ergebnis: Nur zwei Rürup-Produkte ("Canada Life Generation basic plus"; "Europa Fondsgebunden") und kein einziges Riester-Produkt erreichen über die gesamte Vertragszeit eine Rendite von 2 Prozent. Wer mit Riester- oder Rürup-Renten real kein Geld verlieren will, muss also sehr alt werden - den Berechnungen zufolge bei typischen Angeboten im Schnitt 99 (Riester) oder gar 100 Jahre (Rürup).
Um die Leistungsfähigkeit der Angebote zu messen, wurden allerdings nur die reinen Produktrenditen ermittelt. Etwaige individuelle Vorteile aus Zulagen oder Steuervorteilen wurden nicht ermittelt. Bei bestehenden Verträgen von Bestandskunden kann es demnach zwar sein, dass die Konditionen etwas besser ausfallen als bei den untersuchten Verträgen. Das ändert aber nichts daran, dass Riester- oder Rürup-Produkte derzeit zu wenig mögliche Rendite für Kunden bieten.
Hauptgrund für das schwache Gesamtergebnis bei den Renditen sei die Rentenzeit, sagt Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein, der die Zahlen errechnet hat. "An den schlechten Konditionen für die Rente halten die Versicherer schon seit Jahrzehnten fest - das ist ein Fehler, wie unsere Ergebnisse zeigen." In der Rentenzeit seien es neben den geringen Auszahlungen vor allem die aus Verbrauchersicht ungünstigen Annahmen zur Lebenserwartung, die das Ergebnis verhageln. In der Sparphase vor dem Renteneintritt verhindern vor allem hohe Kosten eine bessere Rendite.
Quelle: ntv.de, awi