Abzocke beim Dispozins Welche Girokonten Geld sparen
12.06.2010, 08:00 UhrBei den Tagesgeldzins-Angeboten muss man lange suchen, um eine Bank zu finden, die mehr als zwei Prozent pro Jahr zahlt. Wer sein Konto hingegen überzieht, muss tief in die Tasche greifen. Zinsen von über zehn Prozent pro Jahr sind keine Seltenheit.
Wer auf der Suche nach einem hoch verzinsten Tagesgeldkonto ist, kann es schon mal die Tränen in die Augen treiben. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) dümpelt bei einem Prozent vor sich hin. Mehr als zwei Prozent Zinsen sind auf dem Tagesgeldkonto aktuell nicht drin. Das zeigt auch unser Tagesgeld-Vergleich.
Das Pendant zum Tagesgeld ist für Bankkunden der Dispokredit auf dem Girokonto. Die Suche ein Girokonto mit zwei Prozent Dispozins zu finden, kann man sich allerdings sparen. Die Banken langen hier in die Vollen. Besonders kundenunfreundlich sind laut einer Erhebung der Verbraucherzentrale Bremen die Commerzbank, die Santander Consumer Bank und die Targo-Bank (ehemals Citibank). Sie halten es nicht für nötig, ihre Zinssätze auch nur um einen Promille an das stark gesunkene Zinsniveau anzupassen.
Dreiste Commerzbank
Für besonders anstößig hält die Verbraucherzentrale darüber hinaus die Geschäftspolitik der Commerzbank. Sie selbst konnte nur mit milliardenschweren Hilfen des Steuerzahlers vor der Pleite gerettet werden. Gegenüber Kunden, die infolge finanzieller Engpässe ihren eingeräumten Dispo überziehen, kennt sie jedoch kein Mitleid: Mit effektiv 20,1 Prozent langt sie zu, wenn Kunden ihr Limit überschritten haben. Und mit diesem exorbitanten Zinssatz nicht genug: Für jeden Zahlungsvorgang im Betrag von über 100 Euro, den der Kunde bei Überziehung veranlasst, werden obendrein fünf Euro kassiert. Die Verbraucherzentrale Bremen hat der Commerzbank dafür ihre Negativ-Auszeichnung "Goldene Nase" verliehen - als Preis für eine besonders dreiste Geldschneiderei zu Lasten der Verbraucher.
Darüber hinaus hat die Verbraucherzentrale Bremen errechnet, dass den Verbrauchern allein im Zeitraum Dezember 2008 bis April 2010 durch die unverschämten Geschäftspraktiken der Banken und Sparkassen Schäden in Höhe von 777 Millionen Euro durch überhöhte Dispo- und Überziehungszinssätze entstanden sind. Die Verbraucherschützer fordern daher eine gesetzliche Deckelung der Dispo- und Überziehungszinsen und schlagen dafür eine Anlehnung an den gesetzlichen Verzugszins vor. Dieser setzt sich aus Basiszins plus fünf Prozentpunkte zusammen. Aktuell wäre der Dispozins dadurch bei 5,12 Prozent gedeckelt. Der Zinssatz für die sogenannte geduldete Überziehung soll nach dem Vorschlag bei acht Prozentpunkten über dem Basiszins liegen.
Deutsche Skatbank am günstigsten
Diese Forderung erfüllt aktuell kein einziges Girokonto am deutschen Markt. Die besten Dispozinskonditionen bietet derzeit die Deutsche Skatbank, eine Online-Tochter der Volksbank Altenburg, mit dem Skatbank-Trumpfkonto an. Kunden zahlen für den Dispokredit gerade mal sechs Prozent pro Jahr. Bei einer geduldeten Überziehung verlangt die Skatbank 10,5 Prozent pro Jahr. Zur Erinnerung: Die Commerzbank kassiert mit einem Dispokreditzins in Höhe von 13,24 Prozent mehr als das Doppelte. Unter der Grenze von acht Prozent beim Dispozins bleiben aktuell DAB Bank (6,95), Deutsche Kreditbank (7,9) SKG Bank (7,9), PSD Bank Braunschweig (7,92) und PSD Bank Berlin-Brandenburg (7,99).
Bei der Wahl des Girokontos ist der Zins für die Kontoüberziehung allerdings nicht das einzige Argument. Hier spielen die unterschiedlichsten Faktoren eine Rolle. Wer beispielsweise sein Girokonto immer im Guthaben führt, dürfte sich dort über einen Guthabenszins freuen. Darüber hinaus fließen verschiedene Faktoren ein: Welche EC- und Kreditkarten stehen zur Verfügung, ist eine gebührenfreie Kontoführung an einen bestimmten Gehaltseingang geknüpft. All diese individuellen Faktoren legen Sie bei unserem Girokonten-Vergleich selbst fest.
Quelle: ntv.de