Einmal zahlen, lebenslang kassieren Welche Sofortrente lohnt sich?
17.11.2015, 17:10 UhrGeld genug wäre ja da. Aber wie stellt man sicher, dass es auch bis zum Lebensende reicht? Eine Sofortrente ist eine Option. Doch nur wenige Angebote sind gut, sagt die Stiftung Warentest.
Eine Erbschaft, ein Immobilienverkauf, eine Abfindung oder eine freigewordene Lebensversicherung – viele Menschen können im Laufe ihres Lebens mit einer größeren Geldzahlung rechnen. Doch die Wenigsten können es sich leisten, das Geld einfach zu verprassen. Das Vermögen soll helfen, den Lebensstandard im Alter zu sichern, möglichst bis zum Tod. Das Problem dabei: Beim Renteneintritt wissen die wenigsten Menschen, wie lange sie noch zu leben haben. Es gibt mehrere Lösungen, die populärste kommt aus der Versicherungsbranche und heißt "Sofortrente". Die Stiftung Warentest hat sich 32 Angebote angesehen. Nur zwei bewertete sie mit "gut".
Die Sofortrente ist eine Rentenversicherung. Anders als bei klassischen Tarifen zahlen die Sparer nicht jahrzehntelang ein, sondern nur einmal vorm Rentenbeginn. Durch den Garantiezins ist eine bestimmte Mindestrente sicher. Dazu kommt die Überschussbeteiligung, die davon abhängt, wie gut die Versicherung wirtschaftet. Für den aktuellen Vergleich hat das "Finanztest"-Magazin nur klassisch anlegende Versicherungen untersucht, also keine fondsgebundenen Produkte.
100.000 Euro hatte der 65-jährige Beispielkunde – ob männlich oder weiblich ist in Zeiten der Unisex-Versicherung egal - in diesem Fall anzulegen. Wichtig war den Testern eine Rentengarantiezeit von 20 Jahren. Viele Anleger nutzen diese Option, weil sie nicht wollen, dass ihr Geld komplett verloren ist, falls sie früh sterben. Zusätzlich kann man sich so die Möglichkeit sichern, auf einen Teil des Vermögens zuzugreifen. Doch das Extra an Sicherheit kostet. Der Beispielkunde bekommt im besten Fall bei der Europa im ersten Jahr 338 Euro monatliche Rente zugesichert. Beim zweiten "gut" bewerteten Tarif von der Hanse Merkur, sind es 332 Euro. Die Anbieter am unteren Ende des Rankings garantierten um die 315 Euro. Die Differenz mag überschaubar erscheinen, macht über zehn Jahre aber schon weit über 2700 Euro aus.
Große Unterschiede bei den Überschüssen
Nun ist die Garantierente nur das "worst case"-Szenario, in aller Regel fällt die Zahlung durch die Überschussbeteiligung höher aus. Entscheidend ist nicht nur der Anlageerfolg, sondern auch, inwieweit die Kunden daran beteiligt werden. Ohne in die Glaskugel zu schauen, hat "Finanztest" die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre berücksichtigt. Am besten schlug sich hier die Bayerische. Mit 5,7 Prozent bzw. 5,8 Prozent im Jahr 2012, hat die Versicherung die Anlageerfolge der Konkurrenz haushoch übertroffen. Viele kamen zuletzt nicht über 3,5 Prozent hinaus. Die mittelmäßige Rentengarantie von 323 Euro verhinderte allerdings einen besseren Platz für die Bayerische.
Rentengarantie und Überschüsse sind entscheidend, um die wichtigste Frage bei der Sofortrente zu beantworten: Wie lange muss man leben, damit sich die Sache lohnt? Betrachtet man nur die Garantiezusage, hätte der Musterkunde selbst beim besten Anbieter seinen Einsatz erst mit fast 90 Jahren wieder heraus, bei den schlechteren müsste man noch zwei Jahre länger leben. Rechnet man noch eine Überschussbeteiligung von zwei Prozent dazu, ist das Plus mit 85 Jahren erreicht. Wer ohnehin nicht damit rechnet, so alt zu werden, lässt von der Sofortrente besser die Finger. Im Schnitt liegt die Lebenserwartung für Männer, die heute 65 sind, bei 82,5 Jahren, für gleichaltrige Frauen bei 86 Jahren.
Alternativen zur Sofortrente
Selbst wenn man mit 65 noch quietschfidel ist und nichts dagegen spricht, dass das auch noch eine Weile so bleibt, muss die Sofortrente nicht unbedingt die beste Option sein. Ist der Lebensstandard beispielsweise schon durch gesetzliche und betriebliche Renten oder Mieteinnahmen ausreichend abgesichert, kann man auf die lebenslange Rentengarantie ohnehin verzichten. Ansonsten sollte man erstmal die anderen Möglichkeiten prüfen, etwa eine freiwillige Einmalzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung. Mütter und Väter, die vor 1955 geboren wurden, und noch nicht auf fünf Jahre Mindestversicherungszeit kommen, können die fehlenden Beitragsjahre ausgleichen und sich so einen Rentenanspruch sichern. Pro Jahr darf man derzeit allerdings höchstens 13.576 Euro einzahlen. Dafür ist eine Rente von bis zu 176 Euro im Westen und 167 Euro im Osten drin.
Beamte, die ihre fünfjährige Mindestversicherungszeit noch nicht ausgeschöpft haben, können bis zu 68.000 Euro in eine Sofortrente investieren. Allerdings nur noch in diesem Jahr und auch nur, wenn sie vor September 1950 geboren sind.
Für Selbständige, die nicht über ein berufsständisches Versorgungswerk abgesichert sind, kommt eine Rürup-Rente in Frage - jedenfalls dann, wenn sie viel Steuern zahlen. Von 22.172 Euro Höchstbetrag (Verheiratete: 44.344 Euro) können sie 80 Prozent, also 17.738 Euro, als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend machen. Der Anteil steigt Jahr für Jahr um zwei Prozent. Ein voller Ersatz für die gesetzliche Rente ist mit Einmalzahlungen in Rürup-Verträge aber nicht machbar. Beim letzten Vergleich kamen bei einer Einzahlung von 40.000 Euro bestenfalls 135 Euro Garantierente heraus. Wer ein paar Jahre Zeit und die nötigen Mittel hat, um den Höchstbetrag mehrfach zu investieren, kann sich mit Rürup aber eine gute Rentenbasis sichern.
Quelle: ntv.de, ino