Ratgeber

Weniger arbeiten Wer reduzieren möchte, hat ein Problem

Auch Männer haben es manchmal im Job nicht leicht.

Auch Männer haben es manchmal im Job nicht leicht.

(Foto: imago/Ikon Images)

Egal, aus welchem Grund: davon, im Beruf kürzerzutreten, träumen viele Beschäftigte. Doch Ungleichberechtigung einmal anders - besonders bei Männer stößt der Wunsch nach mehr Freizeit bei Arbeitgebern auf Ablehnung, wie eine neue Studie ergab.

Gründe dafür, weniger zu arbeiten, gibt es viele. Kinder, Hobbys, kranke Eltern, die Liebe oder einfach nur der Wunsch, aus dem Hamsterrad auszusteigen und sich mehr um sich selbst zu kümmern. Die entsprechenden Gesetze und Tarifverträge sollten dies eigentlich möglich machen. In der Praxis bekommen jedoch vor allem Männer und und hochqualifizierte Beschäftigte Probleme, wenn sie für einige Zeit kürzertreten möchten, wie eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt.

Demnach stoßen Beschäftigte mit ihrem Wunsch auf eine Arbeitszeitreduzierung oft auf Widerstände. Die Gründe: mangelndes Verständnis, rigide Arbeitsorganisation und knappe Personalausstattung. In der Untersuchung wurde anhand von 121 Interviews erfragt, wie Teilzeit, Elternzeit oder Freistellungen für Ehrenämter und Bildung in der betrieblichen Praxis genutzt werden. Befragt wurden Beschäftigte und Experten in zwei Industrieunternehmen, zwei Polizeibehörden und zwei Krankenhäusern.

Die Auswertung der Befragung ergab folgende Ergebnisse:

  • Teilzeit wird fast ausschließlich von Frauen genutzt, am häufigsten in mittleren Positionen. Doch auch Frauen haben mitunter Schwierigkeiten, wenn sie ihre Arbeitszeit verkürzen wollen - das gilt beispielsweise für Ärztinnen, Polizistinnen oder Ingenieurinnen.
  • Viele Männer wünschen sich kürzere Arbeitszeiten, halten eine Reduzierung aber nicht für umsetzbar. Als Hindernisse wirken nicht nur die fehlende Akzeptanz von Vorgesetzen und im Kollegenkreis, sondern die oftmals rigide Arbeitsorganisation, die auf Ausfälle nicht reagiert, ebenso wie das Arbeitspensum, das schon bei Vollzeit durch Personalnot kaum zu bewältigen ist.
  • Elternzeit von Vätern ist weitgehend akzeptiert, sofern sie nur zwei Partnermonate beanspruchen. Häufig wird erwartet, dass sie den Zeitraum der Elternmonate nach betrieblichen Belangen ausrichten. Hochqualifizierten Beschäftigten fällt es am schwersten, Elternzeit zu nutzen. Dies betrifft nicht nur Männer, sondern auch Frauen.
  • Eine Freistellung für Weiterbildung wird am häufigsten den Hochqualifizierten gewährt. Den weniger Qualifizierten wird Weiterbildung, die nicht unmittelbar am Arbeitsplatz gebraucht wird, oft verwehrt oder durch mangelndes Entgegenkommen bei der Arbeitszeit erschwert.

Fazit: Wie flexibel sich die Arbeitszeit einteilen lässt, hängt stark vom beruflichen und betrieblichen Umfeld ab. In typisch männlichen Berufen sowie in Führungspositionen falle es nach wie vor schwer, Arbeitszeitverkürzungen oder Erwerbsunterbrechungen durchzusetzen, so die Studienautoren. Hier gelte noch das Ideal, dass Beschäftigte - insbesondere Männer - in Vollzeit arbeiten, wenn nötig, Überstunden machen und dem Arbeitgeber nach Bedarf zu Verfügung stehen. Verletzen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diese Normen, werden sie von Vorgesetzten und im Kollegenkreis oftmals stigmatisiert und diskriminiert, lautet die Analyse der Wissenschaftler.

Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Personalsituation keine Reserven vorsieht, was wiederum zur Überlastung und damit verbundenen Unmut der (Rest-)Belegschaft führt. 

Quelle: ntv.de, awi

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