Warme-Bude-Herbst startet Wie teuer wird 2026 das Heizen?
22.09.2025, 10:29 Uhr Artikel anhören
Energie? Bleibt teuer.
(Foto: IMAGO/Zoonar)
Die Heizsaison steht vor der Tür, viele Verbraucher sind verunsichert: Gilt das Gebäudeenergiegesetz noch, stehen die Förderungen und was ist eigentlich mit dem CO2-Preis? Und: Wo liegen die größten Sparpotenziale in meinem Haushalt? Darüber haben wir mit dem Energieberater Florian Bublies von der Verbraucherzentrale NRW gesprochen.
ntv.de: Herr Bublies, womit müssen Verbraucher rechnen in der anstehenden Heizsaison? Wird das Heizen teurer?
Florian Bublies: Grundsätzlich ist es so, dass der CO2-Preis an den Emissionshandel gekoppelt werden soll. Es ergibt sich daraus eine Preissteigerung auf dem Markt. Die Untergrenze soll von 55 auf 65 Euro pro Tonne CO2 steigen. Damit kann der Verbraucher nun nicht unbedingt was anfangen. Wie hoch ist dann der CO2-Preis? Beim Benzinpreis sind das vielleicht zwischen 1 und 2,5 Cent mehr pro Liter. Es ist nicht so, dass die Preise sich verdoppeln würden oder Ähnliches. Das wird sich aber in den Folgejahren nach oben schrauben. 2030 kann es dazu führen, dass Gas und andere fossile Brennstoffe deutlich teurer werden.
Bei einer Familie können die Mehrkosten aber schon im dreistelligen Bereich liegen. Bei Öl ja noch mehr als bei Gas, oder?
Ja, aber das hängt auch vom persönlichen Verbrauch ab - und das ist der springende Punkt. Darauf weisen wir auch bei unseren Beratungen immer hin: Wenn ihr den Verbrauch der Kilowattstunden reduziert, habt ihr unter dem Strich am Ende nicht so große Mehrkosten zu tragen. Aber klar: Pro Kilowattstunde wird es nach oben gehen. Je mehr verbraucht wird, umso heftiger fällt das aus. Bei einem kleinen Einfamilienhaus kann das schnell im dreistelligen Bereich liegen, ja.
Kann man diese Zusatzkosten allein durch Sparen kompensieren?
Auf jeden Fall. Grundsätzlich gibt es im Bereich Heizung viele Dinge, die vernachlässigt werden von den Verbrauchern. Das merken wir bei den Beratungen: Die Thermostatventile sind nicht richtig eingestellt oder werden falsch genutzt. Die Heizkörper werden nicht entlüftet, da ist dann die Effizienz nicht gegeben. Oft hängen Vorhänge vor den Heizkörpern. Man kann auch noch mal mit den Raumtemperaturen spielen. Während Corona und mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sind die Menschen sensibel geworden, sie haben die Raumtemperatur kontrolliert und sind vielleicht von 23 auf 21 Grad gegangen. Somit hat man Einsparpotenziale, ohne dass man viel investieren müsste, also nur über das Nutzerverhalten. Wenn man das ausgeschöpft hat, dann ist am Ende noch der Weg über mehr Dämmung am Gebäude oder eine neue Heizungstechnik möglich, aber das ist dann mit höheren Investitionen verbunden.
Kann ein klassischer Anbieterwechsel helfen, um die Mehrkosten zu reduzieren?
Ja, sicherlich. Wir finden den Blick über den Tellerrand wichtig, um zu verstehen: Wo befinde ich mich mit meinem Tarif? Der erste Weg sollte immer der sein, dass ich zu meinem Versorger gehe und da nachfrage, ob ich im günstigsten Tarif bin. Wenn er Ja sagt und es trotzdem noch Spielraum gibt im Vergleich zu anderen Wettbewerbern, dann kann man prüfen, ob ein Wechsel sinnvoll wäre. Allerdings immer mit dem Augenmerk darauf, dass andere Angebote Fallstricke beinhalten können. Wenn man das macht, sollte man sich mit den Vergleichsportalen gut auseinandersetzen und die richtigen Häkchen setzen, damit man am Ende Angebote bekommt, die vergleichbar sind. Denn sonst ist das böse Erwachen da, wenn man zu schnell wegen des Arbeitspreises einen Vertrag abgeschlossen hat, der Grundpreis aber dreimal so hoch ist wie bei meinem alten Vertrag.
Wird der Förderkatalog der Ampel-Koalition erhalten bleiben?
Wenn wir das wüssten. Es war ja oft die Rede davon, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Nun gibt es faktisch kein Heizungsgesetz, es gibt nur ein Gebäudeenergiegesetz, Teil dessen ist auch die Heizung. Aus dem Gesetz leitet sich die Förderrichtlinie ab. Es gibt Stimmen in der aktuellen Regierung, die da etwas verändern wollen. Das kann die Regierung schon machen. Allerdings, wenn man sich den Markt anguckt: Wir haben in Deutschland eine hohe Förderung, fast alle bekommen um die 50 Prozent Zuschuss, manche sogar 70 Prozent. Das hat die Preise extrem nach oben getrieben.
Der Marktpreis bei uns ist im Vergleich zu unseren Nachbarn, die keine andere Technik bei der Wärmepumpe einbauen als wir, doppelt bis dreimal so hoch. Das liegt sicher auch an der Förderung. Perspektivisch kann man davon ausgehen: Wenn die Förderung reduziert wird, wird sich der Markt danach richten müssen, weil er sonst keine Wärmepumpen mehr verkauft. Also nicht hektisch werden und schnell eine Wärmepumpe einbauen. Lieber dreimal durchatmen und das in Ruhe machen. Wenn die Förderung wegbricht, entwickelt sich vielleicht der Markt.
Sie empfehlen aber schon, langfristig auf eine Wärmepumpe umzusteigen?
Auf jeden Fall sollte es genauestens geprüft werden. Eine pauschale Aussage aus dem Markt und dem Fachhandwerk war oft: "Dein Gebäude ist aus den 60ern, da können wir keine Wärmepumpe einbauen, du hast auch keine Fußbodenheizung." Wenn wir das dann auf den Prüfstand gestellt haben, haben wir erkannt, dass nur in wenigen Bereichen die Heizkörper vergrößert werden mussten, damit die Vorlauftemperatur bei den Heizkörpern nach unten geht und die Wärmepumpe mit unter 50 Grad Vorlauf betrieben werden konnte. Keine Fußbodenheizung oder ein älteres Haus zu haben, ist kein Ausschlusskriterium für eine Wärmepumpe. Zur Wahrheit gehört aber auch: Je geringer meine Vorlauftemperaturen sind - und am geringsten sind sie eben bei einer Fußbodenheizung im gut gedämmten Gebäude - umso besser fahre ich mit der Wärmepumpe.
Aber auch in einem nicht so gut gedämmten Haus, wo Heizkörperflächen optimiert werden, kann ich sehr, sehr gut mit einer Wärmepumpe arbeiten. Die Rechnung ist ja wie folgt: Während eine Kilowattstunde Gas 9 oder 10 Cent kostet, liegt der Wärmepumpenstrom vielleicht bei 30 Cent. Jetzt muss die Wärmepumpe es über ihre Effizienz schaffen, dreimal so gut zu sein wie die Gasheizung, damit man den Strom wirtschaftlich nutzt. Das schafft sie. Wenn wir eine Kilowattstunde Strom in die Wärmepumpe reinstecken und wir kriegen drei oder vier raus, dann ist man wirtschaftlich bei acht oder zehn Cent. Dann bin ich gleichwertig oder besser als mit einer Gas- oder Ölheizung.
Also sagen wir, wenn wir beraten: Lieber Verbraucher, guck, dass du jetzt nicht nur das Mindestmaß machst, sondern prüfe, ob du nicht ganz weg kannst von den Fossilen.
2026 müssen Großstädte ihre kommunale Wärmeplanung abgeschlossen haben. Wird das dann Auswirkungen auf den Preis haben?
Das glauben wir eher nicht. Mitte 2026 ist der Stichtag. Dann fällt sozusagen der Hammer, wenn die kommunale Wärmeplanung nicht schon vorher abgehakt worden ist. Dann gilt das GEG in seiner gesamten Bandbreite. Für den Verbraucher heißt das: Wenn ich eine alte Gasheizung habe, die ich nach diesem Stichtag austauschen möchte, dann kann ich nicht einfach irgendeine neue einbauen. Derzeit wäre das noch möglich, da gibt es kein Verbot. Ich könnte jetzt vor der kommunalen Wärmeplanung noch eine ganz normale Erdgasheizung einbauen lassen, muss dann aber nach 2029 sicherstellen, dass ich 15 Prozent grünes Erdgas in meinem Vertrag stehen habe. Der Vertrag bildet ab, dass ich einen Dienstleister gefunden habe, der mir diese 15 Prozent grünes Gas zusichert. Das geht dann immer weiter nach oben, 2035 müssen es dann 30 Prozent sein, 2040 geht es hoch auf 60 Prozent. Und 2045 wollen wir aussteigen aus den fossilen Energieträgern im Heizungsbereich. Da ist es dann bei 100 Prozent.
Der springende Punkt ist: Nach Mitte 2026 darf ich mit der kommunalen Wärmeplanung in Städten, die größer als 100.000 Einwohner sind, nur noch eine Heizung einbauen, die direkt zu Beginn 65 Prozent regenerative Energien abbildet. Da sind wir schnell bei einer Wärmepumpe oder vielleicht bei einer Hybridwärmepumpe, bestehend aus einer Gasheizung und einer Luft-Wasser-Pumpe, oder eben bei einer kompletten Wärmepumpenlösung. Die Sache mit dem CO2-Preis läuft parallel auf einer anderen Ebene weiter. Da muss man dann schauen: Wie abhängig sind wir von den fossilen Energieträgern? Auch bei einer Hybridheizung, die dann ja erlaubt wäre, hätte ich noch 35 Prozent Anteile, für die ein CO2-Preis fällig wird.
Haben wir denn die Erneuerbaren, die da einfließen müssen?
Der Markt existiert gar nicht in dieser Dimension. Auf dem Papier, in einem Gesetz, kann man das gut reinschreiben, aber irgendwann holt einen die Zeit ein und der Markt ist dann noch gar nicht so weit. Wo soll der Brennstoff herkommen? Wenn er so gering zur Verfügung steht, dann wird er auch sehr teuer sein. Da hilft dann auch kein anderer Tarif.
Mit Florian Bublies sprach Oliver Scheel
Quelle: ntv.de