Ratgeber

Tenhagens Tipps Wie viel Geld bin ich als Arbeitnehmer wert?

Viele Menschen unterschätzen ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt.

Viele Menschen unterschätzen ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt.

(Foto: imago images/photothek)

Um bei der Bewerbung oder Gehaltsverhandlung mit dem Chef das Bestmögliche herauszuholen, gibt es einige Dinge zu beachten. Zum Beispiel sollte man seinen Marktwert möglichst genau kennen. Finanztip-Chefredakteur Tenhagen verrät, wie es mit dem höheren Gehalt klappt.

Wie viel Geld jeden Monat auf dem Konto landet, können Arbeitnehmer erheblich mit beeinflussen. Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Verbraucher-Webseite Finanztip, erklärt im Interview mit ntv.de, was Bewerber und Angestellte tun sollten, damit es mit dem guten Gehalt klappt.

ntv.de: Viele Bewerber nennen eine Gehaltsspanne für den potenziellen Job, um nicht zu viel oder zu wenig anzugeben und sich damit ins Aus zu schießen. Was halten Sie davon?

Hermann-Josef Tenhagen: Ich würde immer ein konkretes und anspruchsvolles Gehalt nennen. Vorher sollte man natürlich ein bisschen recherchieren: Was wird in dem Beruf und vor Ort üblicherweise so gezahlt? Da hat man schon einmal eine gute Orientierung. Angst, dass man zu viel nennt, braucht man dabei nicht zu haben, weil Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zurzeit dringend gesucht werden. Wenn das Gehalt, das man im Bewerbungsschreiben angibt, nicht völlig aus dem Rahmen fällt, dann findet der Chef das auch in Ordnung. Chefs gucken sich erstmal die Qualifikation der Leute an. Sie wollen einen Mitarbeiter haben, der gut oder sehr gut ist. Erst dann gucken sie auf das Preisschild. Die Qualifikation steht also meistens an der ersten Stelle.

Wie gelingt eine Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch am besten, sodass sie auch erfolgreich ist?

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Wenn der Chef ein Gehalt nennt, das einem zu wenig ist, sollte man eine gute Begründung liefern, warum man mehr haben will. Muss man in eine Großstadt umziehen und weiß, dass der Mietmarkt angespannt und ein vernünftiger Lebensstil mit dem vorgeschlagenen Gehalt nicht machbar ist, kann man damit argumentieren. Es kann auch sein, dass man für den Job in eine Kleinstadt ziehen muss. Dann will man doch nicht weniger verdienen als vorher - auch wenn die Lebenshaltungskosten niedriger sind.

Was sollte man tun, wenn eher ablehnend reagiert wird?

Die Argumente des Chefs prüfen. Wenn aber der Chef solche Verhandlungsprozesse per se ablehnt, dann will man wahrscheinlich sowieso nicht dorthin. Entsteht bereits an zentralen Stellen beim Bewerbungsgespräch ein negativer Eindruck, dann sollte dieser auch in die Entscheidung, ob man den Job annimmt, miteinbezogen werden.

Haben Arbeitnehmer ein Recht auf eine Gehaltserhöhung?

Ein Recht auf eine Gehaltserhöhung gibt es in der Form nicht. Haben neue Mitarbeiter ihre Probezeit erfolgreich bestanden und stellen dann aber fest, dass die Kollegen alle mehr verdienen, sollten sie das beim Chef ansprechen.

Welche weiteren Argumente erhöhen die Chancen auf mehr Gehalt?

Man sollte erst einmal herausfinden, ob und wie oft es in der Firma üblich ist, dass über das Gehalt geredet wird. Auch bei Personalgesprächen kann man das Thema anbringen. Wenn man den Eindruck hat, dass man quasi unverzichtbar für die Position ist, hat man gute Chancen auf eine Gehaltserhöhung. Wenn man glaubt, dass die eigene Arbeitsleistung eigentlich mehr wert ist als das aktuelle Gehalt, sollte man dem Chef die Gründe dafür darlegen. Hier kommt es ein bisschen auf Verhandlungsgeschick an. Ist die Differenz sehr groß ist zwischen dem, was man sich vorstellt und dem, was gerade gezahlt wird, dann muss man diese Wahrnehmung auch begründen. Bei Gehaltsverhandlungen hilft auch das Wissen, dass die Konkurrenz mehr zahlen würde. Wenn man ein Angebot bekommen hat, das einem 10.000 Euro mehr Gehalt im Jahr verspricht, dann ist das natürlich ein Argument. Wenn der Chef das Geld hat und die Person halten will, wird er sich oft der Konkurrenz annähern und ein Angebot machen.

Generell stehen die Chancen besser, wenn das Unternehmen gerade wirtschaftlich boomt. Hat man den Eindruck, der Firma geht es eher schlecht, ist es keine gute Idee, über das Gehalt zu verhandeln.

Gibt es noch andere Wege abseits der klassischen Gehaltserhöhung, wie am Ende des Monats dennoch mehr Geld übrig bleibt?

Man kann über Dinge reden, die vor allen Dingen das Netto erhöhen. Das ist dann für den Arbeitgeber nicht so teuer wie eine Gehaltserhöhung, bringt aber eine erhebliche Entlastung im Portemonnaie des Arbeitnehmers. Der Chef kann zum Beispiel das Ticket für den öffentlichen Nahverkehr spendieren, ein Dienstfahrrad oder ein Dienstauto zur Verfügung stellen. Oft gibt es auch Essensgutscheine oder ein vergünstigtes Kantinenessen. Hier kann man sich wieder daran orientieren, was andere Mitarbeiter bereits ausgehandelt haben. Möglich sind auch Zuschüsse zur betrieblichen Altersvorsorge und vermögenswirksame Leistungen, mit denen der Chef Angestellten beim Sparen hilft. Etwas ganz Neues wird der Chef schon aus bürokratischen Gründen schwierig finden.

Was sollte man tun, wenn der Chef die Gehaltserhöhung abgelehnt hat?

Wenn das begrenzte Gehaltsgefüge als Begründung genannt wurde, dann nützt es auch nichts, sich mehr anzustrengen. Wenn der Chef aber ablehnt mit der Begründung, dass man noch nicht lange genug da ist, sollte man es einige Monate später noch einmal probieren. Hat man aber das Gefühl, die Gehaltsfrage ist dem Chef überhaupt nicht wichtig, kann es sinnvoll sein, sich nach einem anderen Job umzusehen.

Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Isabel Michael

Quelle: ntv.de

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