Deutsche Legionäre im Formcheck Can baut wieder Mist, Podolski trauert
10.11.2015, 15:17 Uhr
Tor geschossen, aber 3:4 verloren: Für Lukas Podolski nahm das Spiel bei Caykur Rizespor kein gutes Ende.
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Mesut Özil ist endgültig beste Servicekraft im englischen Fußball. Der übel gescholtene Antonio Rüdiger genießt plötzlich Heldenstatus, Emre Can bleibt Englands Fehlerkönig. Und Lukas Podolskis Laune durchleidet ein Formtief.
Gastarbeiter des Wochenendes

Letzte Woche verachtet, diese Woche in den Medien gefeiert: Antonio Rüdiger.
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Antonio Rüdiger (AS Rom): Obacht, Ironie: Die italienische Presse ist sehr sensibel und konsequent im Umgang und mit der Bewertung von Fußballspielern. Ein Beispiel: Vergangene Woche hackten die Journalisten der verschiedenen Zeitung gnadenlos auf Nationalspieler Antonio Rüdiger herum. Einzig und allein der 22-Jährige sei schuld am spielentscheidenden 0:1 bei Inter Mailand gewesen. Eine Woche später gewinnen seine Römer das Stadtderby gegen Lazio mit 2:0. Und jetzt? Jetzt ist Rüdiger DER Star überhaupt. "Sein Talent, die Reaktionen der Gegner vorauszusehen, ist unschlagbar", schrieb der "Corriere dello Sport". Die "Gazzetta dello Sport" pries den 22-Jährigen als "gnadenlos mit seinen Rivalen", und auch "Il Messaggero" schwärmte überschwänglich: "Die Aufmerksamkeit und Kraft, die er während des gesamten Spiels garantiert, ist einmalig." Nunja, klingt definitiv nach verdienter Ehrung als "Gastarbeiter des Wochenendes.
Gefragt
Mesut Özil (FC Arsenal): Ach, der Mesut. In Deutschland wegen seiner oft zurückhaltenden Körpersprache stets beliebtes Ziel für Kritik, ist er in England derzeit über jeden Zweifel erhaben. Kein Spiel vergeht, in dem der Weltmeister nicht ein Tor seines FC Arsenal vorbereitet. In der n-tv.de-Sportredaktion brachte ihm die Lust am Servieren vergangene Woche den Spitznamen "Oberkellner" ein. Gegen Tottenham bereitete er den späten 1:1-Ausgleich durch Kieran Gibbs vor. Und Özil durfte damit nicht nur einen Punkt bejubeln, sondern auch einen Premier-League-Rekord. Als erstem Spieler überhaupt gelang es dem 27-Jährigen in sechs aufeinanderfolgenden Spielen ein Tor aufzulegen. Die englische Zeitung "Mirror" adelte ihn daraufhin als "Mr. Vorlage" und lobte euphorisch, Özil sei "durchweg brillant gewesen".

Kein Grund so missmutig zu gucken: Sami Khedira gewann mit Juventus 3:1 und der Weltmeister legte sogar den Ausgleich auf.
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Sami Khedira (Juventus Turin): Der italienische Rekordmeister hat seine Aufholjagd in der Liga mit einem gut aufspielenden Sami Khedira fortgesetzt. Der Meister gewann beim FC Empoli mit 3:1 und findet mit 18 Punkten nach dem schlechtesten Saisonstart seit 46 Jahren langsam Anschluss an die Spitzengruppe. Nach dem frühen Rückstand durch Massimo Maccarone bereitete der Weltmeister den Ausgleich von Mario Mandzukic vor.
Lukas Podolski (Galatasaray): So richtig gute Laune hatte Lukas Podolski am Tag danach nicht. Die 3:4-Niederlage bei Caykur Rizespor drückte ihm noch ordentlich aufs Gemüt. In der Nachspielzeit kassierte Galatasaray noch zwei Treffer und gab den sicher geglaubten Sieg aus den Händen. Podolski selbst hatte zuvor großen Anteil an der Führung des Meisters gehabt, erzielte mit seinem fünften Saisontor den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich. "Wir werden unsere Lehren aus dem Spiel ziehen und den Kopf weiter oben halten", twitterte der 30-Jährige. Mit seiner eigenen Entwicklung ist Podolski trotz der zweiten Saisonniederlage indes zufrieden. "Momentan läuft es gut in der Türkei, und ich habe nicht die Absicht, zum Ende der Saison wieder den Verein zu wechseln."
Shkodran Mustafi (FC Valencia): Was für ein Sieg für Mustafi und den FC Valencia in der Primera Division. Beim Tabellendritten Celta Vigo gewinnt der Klub des deutschen Weltmeisters mit 5:1. Und der 23 Jahre alte Weltmeister darf sich als Torschütze feiern lassen. Zum Feiern war Mustafis Coach trotz des Kantersiegs nicht zu Mute. Er erklärte zurückhaltend: "Man wird sehen, ob das die Wende war."
Nebendarsteller
Toni Kroos (Real Madrid): "Nachdem wir in den letzten Spielen ein bisschen Glück hatten, lief es gestern ein bisschen unglücklich. Ein frustrierendes Ergebnis…". Toni Kroos ließ die Welt über Twitter wissen, wie er sich nach der 2:3-Niederlage beim FC Sevilla fühlte. Was er nicht erwähnte: Durch die Pleite verlor sein Klub die Tabellenführung an den FC Barcelona. Was aber nicht an der Leistung des Spielmachers lag. Nach Luka Modric (92) hatte Kroos die meisten Ballkontakte (79), gab zwei Torschüsse ab und legte viermal für die Kollegen auf - allerdings weder im einen noch im anderen Fall gewinnbringend.
Kevin Trapp (Paris St. Germain): Was für eine Woche für den deutschen Keeper. Erst leistet er sich einen ziemlichen Klops in der Champions League gegen Real Madrid, dann lädt ihn Bundestrainer Joachim Löw ihn erstmals zur Nationalelf ein und zum Abschluss der Woche feiert Trapp 'nen ganz lässigen 5:0-Erfolg gegen Toulouse. Und danach vergleicht er sich mit Weltschnapper Manuel Neuer. "Mir geht es in Paris wie Manu in München. Er hat auch viele Spiele, in denen er wenig zu tun hat, in den entscheidenden Szenen aber da sein muss", sagte der 25-Jährige dem "Kicker". "Du musst immer konzentriert sein, um die wenigen Situationen, in denen du gefordert wirst, auch meistern zu können." Das gelang ihm zuletzt - wie bereits erwähnt - nicht immer. "Das sah natürlich extrem dumm aus, geht klar auf meine Kappe," sagte Trapp über seinen Fehler in Madrid.

Kein überzeugendes Ligaspiel und trotzdem allen Grund glücklich zu sein: Mario Gomez ist zurück in der Nationalmannschaft.
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Mario Gomez (Besiktas): Was für Trapp gilt, gilt so ähnlich auch für Gomez. In der Liga spielte der Stürmer am vergangenen Spieltag sehr unauffällig und verfolgte den 1:0-Siegtreffer durch Oğuzhan Özyakup gegen Bursaspor ausgewechselt auf der Reservebank. Aber das kann der Stürmer ganz sicher verschmerzen, denn seine starken Leistungen in den Vorwochen haben ihn dahin zurückgebracht, wo er immer hinwollte: in die Nationalmannschaft. Bundestrainer Löw lud den bulligen "Torero" für den Testspiel-Doppelpack gegen Frankreich und die Niederlande ein - und Gomez nahm diese Einladung selbstverständlich dankend an.
Per Mertesacker (FC Arsenal): Gut erholt von der Lehrstunde gegen den FC Bayern zeigte sich der Abwehrhüne. Auch wenn er fand, dass seine Mannschaft insgesamt "ein bisschen kaputt wirkte". Durch das 1:1 gegen die Hotspur verpassten die "Gunners" zwar die Tabellenführung, sind aber weiterhin punktgleich Zweiter. Und Mertesacker selbst? Der lieferte in der Innenverteidigung eine unauffällige, aber ganz solide Leistung ab und animierte seine Jungs, noch "überzeugter vom eigenen Spiel" zu sein. "Es gibt noch Raum für Verbesserungen", wird er in englischen Medien zitiert.
Bastian Schweinsteiger (Manchester United): Viertes Spiel über 90 Minuten, ein 2:0-Erfolg gegen West Bromwich Albion und den Rückstand auf das Spitzen-Duo Manchester City und FC Arsenal auf zwei Punkte verringert - mehr lässt sich zur Leistung von Schweinsteiger nicht sagen. Er spielte äußerst unauffällig und war nicht an den Treffern durch Jesse Lingard und Juan Mata beteiligt. Für mehr Aufsehen als die Leistung auf dem Platz sorgte das, was der 31-Jährige später erklärte. Er glaube fest an den Erfolg von United unter Trainer Louis van Gaal. "Ich sehe einige Parallelen zu seiner Zeit beim FC Bayern München. Auch damals brauchte es etwas, bis das Team verstand, wie er Fußballspielen lassen will. Und am Ende haben wir die Bundesliga gewonnen und es ins Finale der Champions League geschafft."
Geschmäht

Bekam in den Medien ordentlich Prügel für seine Leistung gegen den AS Rom: Miroslav Klose.
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Miroslav Klose (Lazio Rom): Für den Weltmeister lief es gar nicht gut. In der 62. Minute eingewechselt, sollte er das Römer Derby noch drehen. Doch bis auf eine vergebene Großchance in der 90. Minute konnte der Stürmer keine Eigenwerbung betreiben. Im Gegenteil, urteilte die italienischen Presse: "Er ist zu langsam und weit von seiner Topform entfernt", kritisierte der "Corriere dello Sport" den 37-Jährigen und rechnete vor: "Noch nie war Klose nach dem zwölften Spieltag ohne Treffer." Diese Statistik hinkt indes gewaltig, schließlich hatte Klose die ersten sieben Spiele verletzt gefehlt und wurde in seinen fünf Einsätzen zweimal ein- und zweimal ausgewechselt.
Emre Can (FC Liverpool): Erste Halbzeit pfui, zweite Halbzeit ... nunja. In den ersten 45 Minuten fiel der deutsche Nationalspieler vor allem durch seinen katastrophalen Fehlpass vor dem Gegentor auf. Im zweiten Durchgang war er bis zu seiner Auswechslung in der 65. Minute fast immer beteiligt, wenn Liverpool gefährlich wurde - allerdings auch, wenn Crystal Palace stürmte. Der Klops vorm Gegentor war der bereits fünfte schwere Abwehrpatzer des 21-Jährigen. Can gilt einer englischen Statistikseite zufolge als fehleranfälligster Spieler der Premier League.
Lazarett
Marc-André ter Stegen (FC Barcelona): In der Liga weiter nur Ersatz, für die Nationalelf erst gar nicht nominiert und dann noch eine Zwangspause wegen einer Zahn-OP. Diese Woche wird Marc-André ter Stegen sicher ganz schnell vergessen wollen.
Marko Marin (Trabzonspor): Der Flügelstürmer musste die 0:1-Niederlage seines Teams beim Tabellenvierten Istanbul Basaksehir FK erneut vom Krankenbett aus verfolgen. Der 27-Jährige leidet nach wie vor an den Folgen einer Muskelverletzung, die er sich Ende Oktober zugezogen hatte.
Quelle: ntv.de