Fußball

So läuft der 34. Spieltag Das Nacktschneckerl hofft, Götze schmollt

VfB-Sympathisantin Micaela Schäfer glaubt an das "Wunder von Wolfsburg".

VfB-Sympathisantin Micaela Schäfer glaubt an das "Wunder von Wolfsburg".

(Foto: picture alliance / dpa)

Der FC Bayern empfängt am 34. Spieltag, ach was, wenn interessiert jetzt noch der FC Bayern? Im Keller rumpelt's. Stuttgart, Bremen, Frankfurt – ein Traditionsklub sagt am späten Samstagnachmittag "Mach's gut, altes Haus Bundesliga!"

Um Irritationen zu vermeiden: Natürlich sind auch wir ganz ergriffen davon (siehe unten), dass die Spieler des FC Bayern München am späteren Samstagnachmittag zum 26. Mal die Schale für den Gewinn der deutsche Fußball-Meisterschaft in den Himmel recken wird; dass Josep Guardiola ein letztes Mal als leitender Angestellter des Rekordchampions seinen taktischen Plan in der Münchner Arena nach zehn Minuten in Manier eines eifrigen Flugzeugeinweisers über den Haufen wirft; und dass Mario Götze zum Abschied aus München erneut den Premium-Platz am Spielfeldrand einnehmen darf. Aber: An diesem Samstag, an diesem 34. Spieltag passiert etwas ganz Trauriges, zumindest für Fußball-Romantiker: Ein Traditionsklub verabschiedet sich aus der Bundesliga. Und weil das für Tränen und Emotionen sorgen wird, versetzen wir Sie in die richtige Taschentuch-Schnief-Stimmung.

Was ist los in Frankfurt (36 Punkte, als aktuell 15. gerettet)?

Ein Fettkörper löst bei Menschen in der Regel nicht die ganz großen, positiven Gefühle aus. Im Fall des Fettkörpers von Alexander Meier ist das anders. Denn der Hoffa'sche Fettkörper des 33-Jährigen ist endlich ausgeheilt und alle Frankfurter deswegen glücklich. Zehn Wochen lang musste die Eintracht auf ihren Torjäger verzichten, jetzt ist er zurück. Zumindest auf dem Trainingsplatz. Ob er im Endspiel gegen Bremen aber auch schon voll mitspielen kann? Eher nicht. Helfen soll er trotzdem: "Vielleicht kann er eine Alternative für die Bank sein", sagt Trainer Niko Kovac.

Alex Meier ist zurück im Training und die Eintracht glücklich.

Alex Meier ist zurück im Training und die Eintracht glücklich.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Sportlich hat sich die Mannschaft in den letzten Wochen indes ein wenig von ihrem "Fußball-Gott" emanzipiert. Mit drei Siegen in Serie gegen Mainz, Darmstadt und Dortmund ist der Klassenerhalt wieder ein äußerst realistisches Szenario für die Hessen, Bremen und Stuttgart hat man vorerst hinter sich gelassen. "Jeder weiß um die Lage. Man muss nur auf die Tabelle schauen, da lässt keiner nach." Für Kovac kommt Meiers Rückkehr trotzdem genau zum richtigen Zeitpunkt. "Es ist schön, dass er wieder dabei ist. Es sollte den Jungs einen zusätzlichen Push geben, dass der Kapitän wieder an Bord ist", erklärte er und schob nach: "Ich hoffe, dass wir es am Samstag schaffen. Dann kann er beruhigt in den Urlaub gehen. Sollten wir in der Relegation nachsitzen müssen, ist es ganz gut, dass wir Alex wieder dazubekommen haben."

Was ist los in Bremen (35 Punkte als aktuell 16. in der Relegation)?

Ob sich Werders Trainer Viktor Skripnik schon einmal mit dem Kollegen Fritz Langner beschäftigt hat? Nun, das ist (noch) eher unwahrscheinlich. Sollte es für den SV Werder Bremen im Heimspiel gegen Frankfurt richtig dumm laufen und der Klub noch auf Abstiegsrang 17 abstürzen, würde sich Skripnik zwangsläufig mit Langner beschäftigen müssen. Denn mit dem mittlerweile verstorbenen Breslauer sind die Bremer zum bisher einzigen Mal in die Zweitklassigkeit abgestürzt. Diese Gemeinsamkeit möchte der Ukrainer ganz bestimmt gerne vermeiden. So sagt er vor dem Abstiegsgipfel mit norddeutscher Gelassenheit: "Es ist ein ganz normales, aber natürlich auch wichtiges Spiel." Beim Blick auf die Tabelle stellen wir indes fest: Es ist ganz und gar kein normales sondern ein existenzielles Duell. Es ist nämlich so:

  • bundesliga_abstiegsdreikamp.jpg

    Bei einem Sieg bleibt Bremen sicher in der Bundesliga
  • Bei einem Remis bleibt Frankfurt sicher in der Bundesliga und Bremen muss sehr wahrscheinlich in die Relegation.
  • Bei einer Niederlage muss Bremen mindestens in die Relegation und wenn Stuttgart gewinnt, sogar direkt in Liga zwei absteigen.

Immerhin erklärt der Trainer dann doch noch etwas zugespitzter: "Es geht jetzt nur um Frankfurt. Wir haben Druck, aber wir haben auch einen Plan." Und Claudio Pizarro? Das wäre gut, aber wie im Fall des Plans auch blöd, wenn es nicht so wäre.

Was ist los in Stuttgart (33 Punkte als aktuell 17. direkt abgestiegen)?

Weltmeister Kevin Großkreutz hat eine großartige Woche hinter sich. Am Montag verkündete er anstehende Vaterfreuden, am Mittwoch die baldige Eröffnung einer industrieromantischen Kneipe in seiner Herzmetropole Dortmund mit dem schönen Namen "Mit Schmackes". Läuft bei ihm, möchte man sagen. Wären da nicht dieser doofe letzte Samstag und der gestrige Freitag gewesen, als sein verletzungsbedingter Ausfall für das Bundesligafinale bekannt wurde. Da dürften beim Weltmeister erneut die Tränen geflossen sein, so wie am 33. Spieltag. Denn da hatte seine Mannschaft, die des VfB Stuttgart, wieder einmal Spiel verloren, mit 1:3 daheim gegen Mainz. Es war das fünfte in Serie. Und weil die Konkurrenz im Tabellenkeller unterdessen tüchtig gepunktet hatte, ist der erste Abstieg seit 41 Jahren plötzlich verdammt nah. Um das zu verhindern, müssen die Schwaben am 34. Spieltag nun zwingend beim frustrierten VfL Wolfsburg gewinnen und hoffen, dass Frankfurt bei Werder Bremen gleiches tut. Jeder andere Ausgang der Partie an der Weser würde dem VfB ein irrwitzig-unrealistisches Szenario bescheren. Denn dann bräuchten Großkreutz und Co. einen Sieg mit mindestens sechs Toren Unterschied - was angesichts der wahlweise schlechtesten oder unterhaltsamsten Abwehrreihe der Liga recht unwahrscheinlich ist.

Das wissen sie auch in Stuttgart und deshalb beschwört ein örtlicher Radiosender mit prominenter Unterstützung jetzt schon das "Wunder von Wolfsburg". Da drückt Heino der Mannschaft "alle beide Daumen". Da wünscht der schwer gezeichnete Costa Cordalis den "Helden des VfB Stuttgart alles Gute". Da hegt Jürgen Drews keine Zweifel am Ligaverbleib der Schwaben und da ist Nacktschnecke Micaela Schäfer vom Wunder überzeugt. Angesichts dieser radikal fachkompetenten Einschätzungen ist vielleicht keine ganz dumme Idee, präventiv eine Kneipe zu eröffnen. Aber, um Missverständnisse zu vermeiden: Den VfB will Großkreutz trotz Kneipen-Standbein selbst im Abstiegsfall nicht verlassen. Noch vor dem 33. Spieltag hatte er über Twitter Folgendes angekündigt: "Arsch aufreißen und gewinnen! Reicht es nicht, werde ich den @VfB so nicht verlassen. Dafür habe ich zu viel Stolz."

Wie geht's Mats Hummels?

Schwer zu sagen. Eigentlich wohl ganz gut. Sein aktueller Arbeitgeber, Borussia Dortmund, ist ihm entgegengekommen und lässt ihn nach München zum FC Bayern ziehen. Das war sein Wunsch gewesen. Er spielt künftig also beim erfolgreichsten Klub der Republik, wird wohl Titel gewinnen und ist nah bei der Familie. Klingt alles nach einem tippi-toppi Deal. Doch eine Hürde gibt's vor dem ganz großen Glück noch zu überwinden: das letzte Heimspiel mit dem BVB gegen den 1. FC Köln. Sportlich hat der Innenverteidiger schon kompliziertere Aufgaben zu lösen gehabt. Emotional wohl eher nicht. Denn der Dortmunder Fan reagiert gewöhnlich recht harsch auf in Richtung München abwandernde Profis aus dem schwarzgelben Lager.

Mario Götze wird bis heute gellend ausgepfiffen, sobald er das Stadion betritt oder gar den Ball am Fuß führt - und zwar wohl selbst dann noch, wenn er tatsächlich wieder zum BVB zurückkehrt. Um möglichst nicht ganz so böse verabschiedet zu werden, hat Hummels vorgebaut. Via Twitter erklärte er versöhnlich-verliebt: "Schweren Herzens verlasse ich nun den Verein und die Mannschaft […]. Deshalb bedanke ich mich bei allen, die dazu beigetragen haben. Bei euch, den außergewöhnlichen Fans dieses tollen Vereins […]." Nun, ob's reicht? Wir wagen mal eine Prognose: Eher nicht.

Was macht der FC Bayern?

Natürlich wollen wir den FC Bayern nicht gänzlich verschweigen, aber machen wir's ganz kurz: Sie laufen um 15.30 Uhr ohne den offenbar auch in Zukunft überflüssigen Mario Götze auf, der auf Bank vor sich hin schmollen und vom FC Liverpool träumen wird. Sie schlagen Hannover 96. Sie verabschieden Josep Guardiola. Sie bekommen zum vierten Mal in Serie die Meisterschale überreicht. Und sie freuen sich, zu Recht, auch noch ein bisschen über ihre 73-Millionen-Doppel-Transfercoups Mats Hummels und Renato Sanches.

Und sonst so?

Endlich gibt's mal wieder was vom Hamburger SV. Der hat sich diese Woche überschlagen mit Nachrichten: Klassenerhalt geschafft, Relegationstriple vermieden, Peter Knäbel gefeuert, 50 Millionen Euro geschenkt bekommen und einen lustlosen Torwart im Kader. Während die Themen Klassenerhalt, Knäbel und Kohle auf n-tv.de bereits ausführlich abgearbeitet wurden, konzentrieren wir uns doch auf Jaroslav Drobny. Das ist nämlich der Keeper, der um seine Spannung fürchtet. Das jedenfalls soll er seinem Trainer Bruno Labbadia gesagt haben. Nun ist das beim 36-Jährigen aber weniger ein muskuläres denn ein mentales Problem. Denn der Vertrag des Tschechen wird im Sommer nicht verlängert, trotz guter Leistungen. Die Art und Weise, wie er das mitgeteilt bekam, fand Drobny gar nicht lustig. Lügen und Eierlosigkeit warf er Coach und Klubführung vor. Im gleichsam rauen Ton folgte der Konter von Labbadia: "Keiner wirft einen anderen zum Fraß vor. Ich weiß, welch ein Holzkopf er sein kann." Uiuiui – am Samstag geht's übrigens zum Liga-Langweiler nach Augsburg.

Kaum spannender wird's bei Leverkusen gegen Ingolstadt, bei Darmstadt gegen Borussia Mönchengladbach und bei Mainz gegen Berlin (auch wenn es hier zumindest noch darum geht, wer direkt in die Europa League einzieht und wer die ungeliebte Quali spielen muss). In diese Reihe der Liga-Langweiler hätten wir wahrscheinlich auch das Aufeinandertreffen von Hoffenheim und Schalke einsortiert. Wäre da nicht Trainer André Breitenreiter. Präziser gesagt: Wäre da möglicherweise nicht mehr der Trainer André Breitenreiter. Denn den wollen die Verantwortlichen des FC Schalke 04 gerne ganz schnell loswerden. So schrieb es zumindest die "Bild"-Zeitung. Die Kollegen wollen erfahren haben, dass in der Chefetage der Gelsenkirchener vorgeschlagen wurde, den Coach noch vor dem letzten Saisonspiel bei der TSG Hoffenheim von seiner Kündigung in Kenntnis zu setzen. Ach, Schalke ...

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Ich habe heute Morgen im Bad geguckt, ob ich meine Eier noch habe. Sie sind noch da." Hamburgs Trainer Bruno Labbadia über Jaroslav Drobnys Vorwurf, der Trainer und die Klubführung seien eierlos. Der Torwart hatte das in einem Interview im Zusammenhang mit der seiner Einschätzung nach ziemlich schiefgelaufenen Verkündung seines Abgangs vermutet.

Quelle: ntv.de

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