Fußball

So läuft der sechste Spieltag II Marsianer Lewandowski, Guardiola flippt aus

In meine Arme, ihr Lieben: Robert Lewandowski, nahezu entrückt. Es gratulieren die Kollegen Arturo Vidal (l.) und David Alaba.

In meine Arme, ihr Lieben: Robert Lewandowski, nahezu entrückt. Es gratulieren die Kollegen Arturo Vidal (l.) und David Alaba.

(Foto: imago/MIS)

Tritt Robert Lewandowski zurück? Meldet sich der VfL Wolfsburg aus der Fußball-Bundesliga ab? Und wie reagiert die Borussia aus Dortmund auf die extraterrestrische Torflut des FC Bayern?

Was macht Guardiolas FC Bayern?

Die Frage ist ja, was nach der unglaublichen Toreshow des Robert Lewandowski jetzt noch kommen kann. Legt die Liga aus Ehrfurcht eine Pause ein? Lässt ihn Trainer Josep Guardiola ab sofort nur noch in der zweiten Halbzeit spielen? Erzielt er am Samstag am siebten Spieltag der Fußball-Bundesliga für den FC Bayern München in der Partie beim FSV Mainz 05 nun zehn Treffer? Wäre er konsequent, träte er sofort zurückt. Mehr kann er nicht erreichen. Oder wie es die italienische "Gazzetta dello Sport" formuliert: "Marsmensch Lewandowski".

Überhaupt scheint ganz Fußball-Europa durchaus angetan von einem, der auszog, um Tore zu schießen. "51, 52, 55, 57 und 60. Lewandowski kommt von der Bank und macht FÜNF Tore in NEUN Minuten im Bayern-Wahnsinn", schreibt die "Daily Mail" aus England. "The Telegraph" konstatiert nicht eben exklusiv: "Eine der unglaublichsten Leistungen überhaupt." Die spanische "Marca" titelt: "Ein Gigant namens Lewandowski." El Mundo Deportivo meldet: "Lewandowski schießt fünf Tore in neun Minuten und bringt Guardiola zum Ausflippen." Ähnlich inspiriert zeigt sich die "Gazeta Poznanska" aus der polnischen Heimat des Angreifers: "Lewandowski und seine fünf Tore in neun Minuten. Das Internet ist ausgeflippt." Ein Blatt namens "Super Express" findet: "Es war der Wahnsinn! Robert Lewandowski demolierte den VfL Wolfsburg." Selbst in Österreich haben sie mitbekommen, was an diesem Dienstagabend in München beim 5:1 der Bayern gegen den VfL Wolfsburg geschehen ist. So schreibt die "Krone": "Fünferpack! Lewandowski völlig außer Rand und Band!" Was also kann jetzt noch kommen?

Wer ist der größte Spielverderber?

Natürlich geht es weiter, die fünf Spiele heute finden statt. Während der VW-Konzern nach dem Abgasskandal und dem Kollaps gestern in München nun wohl den VfL Wolfsburg vom Spielbetrieb abmeldet, tritt die Dortmunder Borussia heute (ab 20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Sinsheim an. Will der BVB auch nach diesem sechsten Spieltag ganz oben in der Tabelle stehen, muss er mit mindestens zwei Toren Unterschied gewinnen. Da trifft es sich ganz gut, dass Marco Reus sich wieder fit gemeldet hat, nachdem ihn zuletzt eine angebrochene Zehe am Fußballspielen hinderte.

Zeh gut, alles gut: Marco Reus.

Zeh gut, alles gut: Marco Reus.

(Foto: imago/Team 2)

"Er ist ein Thema für die Startelf", sagte Trainer Thomas Tuchel. Ein wenig traurig ist er darüber, dass nicht ganz so viele Fans wie sonst die Mannschaft begleiten. Der Verein hatte 800 der 3000 zur Verfügung stehenden Karten an die TSG zurückgeschickt. Die Hoffenheimer hatten 55 Euro für das billigste Ticket verlangt. Das war den Fans zu teuer, sie riefen zum Boykott auf. "Ich verstehe das", sagte Tuchel. "Die Preise sind hoch. Das wird für manche in der Summe zu viel. Allerdings ist das auch super schade. Wir freuen uns auf die unglaubliche Unterstützung, wie zuletzt in Hannover. Das setzt Kräfte frei und macht richtig Lust. Wir wollen die Unterstützung, wir spüren und brauchen sie auch." Die TSG will künftig einen Topzuschlag verzichten und das Geld jetzt spenden, nachdem BVB-Klubchef Hans-Joachim Watzke einen Brief an TSG-Mehrheitseigner Dietmar Hopp geschrieben hatte. Der ließ nun ausrichten, sein Klub habe "ein hohes Interesse daran, den Fußball und seine damit verbundenen Werte allen Menschen zugänglich zu machen. Um dies auch nachhaltig zu dokumentieren, bin ich mit Hans-Joachim Watzke übereingekommen, dass wir die durch den Topzuschlag erzielten Mehreinnahmen dem Lernzentrum des BVB-Fanprojektes zur Verfügung stellen".

Brisanz oder Langeweile - was passiert sonst noch?

Brisanz verspricht die Partie zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FSV Mainz. Brisant ist aber vor allem die Situation bei der Werkself. Nach zwei Siegen zu Beginn der Saison ist triste Ernüchterung eingetreten - nach drei Niederlagen in Folge. Um oben mitzuspielen, muss die Mannschaft um Trainer Roger Schmidt langsam in Fahrt kommen. Platz 13 und sechs Punkte sind für ein Spielsystem, das der Trainer als das Nonplusultra der fußballerischen Spielkunst anpreist, zu wenig. Das sieht auch Sportchef Rudi Völler so und startete einen Weckruf à la Matthias Sammer: "Ich habe mich zuletzt öffentlich zurückgehalten, obwohl ich auch schon in den letzten Spielen gemerkt habe, dass bei uns etwas fehlt und nicht alles in Ordnung ist." Dem Gegner Mainz passt diese Hau-Ruck-Stimmung zwar nicht, an der eigenen Rolle ändert es aber auch nichts: Underdog. "Leverkusen ist nach drei Niederlagen nicht zufrieden", sagte Trainer Martin Schmidt. "Das ist kein Vorteil für uns - sie haben eine Jetzt-erst-recht-Mentalität." Dennoch wolle man auch in Leverkusen die "Spielverderberrolle" übernehmen, so Schmidt - wohlgemerkt Martin Schmidt, also der aus Mainz. Beide Trainer haben nicht nur den gleichen Nachnamen, sondern lassen auch ein ähnliches Spielsystem spielen. Und so verspricht das Duell Schmidt gegen Schmidt ein spannendes zu werden.

Top-Torjäger: Alexander Meier.

Top-Torjäger: Alexander Meier.

(Foto: imago/MIS)

Mit viel Rückenwind fährt die Frankfurter Eintracht zum FC Schalke 04. Vier Spiele ohne Niederlage - das Selbstvertrauen ist groß. "Unsere Fähigkeiten können uns in die Lage bringen, Spiele zu gewinnen. Wir fahren nicht zu Auswärtsspielen, um auf Punkte zu hoffen, sondern weil wir gewinnen wollen. Das muss aber die ganze Mannschaft auf den Platz bringen", erklärte Veh. Sätze, die auch Voodoo-Künstler Christoph Daum nicht besser hätten sagen können. Ob bei Top-Torjäger Alex Meier auch alles mit rechten Dingen zugeht, das müssen uns die Hessen erst noch beweisen. Ungeachtet der Zauberkräfte des Frankfurter Stürmers will der Tabellenvierte Schalke seinen Erfolgsweg weitergehen. "Fünf Siege aus sieben Pflichtspielen sind ein sehr guter Start. Wir wollen uns oben festbeißen", betonte Trainer Andre Breitenreiter. Auch wenn man bei solchen Top-Spielen immer von Brisanz sprechen möchte - die Realität endet oft in gähnender Langeweile. Gähnende Langeweile würde sich wohl Hannovers Trainer Michael Frontzeck wünschen. Bei seiner Mannschaft passt bis jetzt gar nichts zusammen: Einen Punkt stehen nach fünf Spielen auf der Habenseite, schlecht gespielt haben sie auch. Nun geht es gegen den VfB Stuttgart. Der hat vom tristen Ergebnisfußball unter Huub Stevens einen radikalen Wandel hin zu Alexander Zornigers Sturm-und-Drang-System vollzogen. Stuttgart stürmt Woche für Woche furios - um am Ende doch wieder zu verlieren. Bei Hannover gegen Stuttgart treffen also zwei Krisenklubs aufeinander. Mehr Brisanz geht nicht. Außer einer schießt fünf Tore in neun Minuten.

Für welchen Trainer wird es eng?

Zu Markus Gisdol, Trainer der TSG Hoffenheim, ist alles gesagt. Er selbst betont: "Ich fühle mich voller Power und Tatendrang." Besagter Zorniger scheint auch nach fünf Niederlagen mit dem VfB Stuttgart nicht um seinen Arbeitsplatz bangen zu müssen und Hannovers Frontzeck hat just von seinem Präsidenten so etwas wie eine Jobgarantie bekommen. "Es gibt keine Trainerdiskussion und keinen Druck. Er hat mein uneingeschränktes, volles Vertrauen", sagte Martin Kind der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".

Bleibt André Schubert, der als Nachfolger des mutlosen Lucien Favre mit der Mönchengladbacher Borussia gegen den FC Augsburg seine Erstliga-Premiere gibt. Er kann allerdings insofern nicht viel falsch machen, als dass er sich zuvor um die U23 des Klubs gekümmert hat und von vorneherein ein Trainer auf Zeit ist. "Natürlich fände ich es cooler, wenn wir in anderen Tabellenregionen stehen würden. Aber das ist leider nicht der Fall." Und: "Ich sehe das als Herausforderung, mit der Mannschaft in eine positive Richtung zu gehen und erfolgreichen Fußball zu spielen." Wir sind gespannt.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Ich neige nicht zu körperlicher Gewalt." Sagte Stuttgarts Trainer Alexander Zorniger auf die etwas merkwürdige Frage, ob er seinen Frust nach fünf Niederlagen mit dem VfB auch mal mit einem Tritt gegen den Kühlschrank auslebe.

Quelle: ntv.de

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