Rundum-Kamera Gear 360 Soll man sich Samsungs Kugel geben?
13.06.2016, 17:04 Uhr
Die Gear 360 ist bisher nur mit wenigen Samsung-Smartphones kompatibel
(Foto: kwe)
Die Samsung Gear 360 ist eine handliche kleine 360-Grad-Kamera mit einem erschwinglichen Preis. Im Test schlägt sie sich gut, ist aber trotzdem vorerst nur für einen sehr eingeschränkten Teil der Nutzer interessant.
360-Grad-Videos sind einer der großen Technik-Trends in diesem Jahr. Sie funktionieren mittlerweile auf Youtube und immer mehr TV-Sender zeigen Beiträge im Internet mit Rundum-Sicht - n-tv ist ebenfalls bald dabei. Das Angebot an erschwinglichen 360-Grad-Kameras wächst, und auch die großen Smartphone-Hersteller springen auf den Zug auf. Unter anderem hat LG mit der 360 Cam kürzlich eine sehr günstige Rundum-Kamera auf den Markt gebracht. Jetzt hat der große Konkurrent Samsung nachgelegt, ab sofort ist seine Gear 360 für 350 Euro zu haben. Ob sich der Kauf lohnt, hat n-tv.de getestet.
Samsungs Rundum-Kamera ist kugelrund, kaum größer als ein Golfball und sieht mit ihren beiden großen 180-Grad-Augen wie ein putziger Roboter-Kopf aus. Auf der Stirn hat die Gear 360 einen Auslöser und ein kleines Display. Auf einer Seite sitzen Einschalter und Menü-Knopf, auf der anderen befinden sich unter einer Klappe die Einschübe für Akku und microSD-Karte sowie der USB-Anschluss. Samsung liefert das Gerät mit einem kleinen Dreibein-Ständer aus, die Kamera kann aber auf jedes handelsübliche Stativ geschraubt werden. Die Verarbeitung ist einwandfrei, Samsung hat das Plastikgehäuse nach IP53 gegen Staub und Spritzwasser geschützt.
Einfache Bedienung
Die Bedienung der Kamera ist denkbar einfach. Über die Menü-Taste wählt man den gewünschten Modus und drückt den Auslöser. Nach einem kurzen Countdown nimmt das Gerät dann 360-Grad-Videos auf oder macht Rundum-Fotos. Außerdem können Nutzer Zeitraffer-Clips machen oder Video-Loops aufzeichnen. Video- oder Fotogröße kann man über die Einstellungen ändern, die Kamera gestattet Bewegtbilder in 4K-Auflösung, Bilder können bis zu 30 Megabyte groß sein.
Grundsätzlich arbeitet die Gear 360 autonom und man kann für die weitere Verarbeitung die microSD-Karte in einen Computer stecken. Eigentlich ist die Kamera aber für die Zusammenarbeit mit einem Smartphone gemacht. Aktuell tut sie dies zwar nur mit den Galaxy-S7- oder S6-Modellen sowie dem Galaxy Note 5. Künftig soll sich die Kamera aber auch mit weiteren Android-Smartphones und sogar mit iPhones koppeln können.
Auf dem Smartphone kann man in der Gear-360-App die Videos betrachten oder speichern und teilen. Außerdem dient das Telefon als Fernbedienung und bietet detailliertere Einstellungen. Für das perfekte VR-Erlebnis kann man das Smartphone auch in eine Gear VR stecken.
Gute Qualität, aber nicht nahtlos
Die Qualität der Videos und Fotos ist gut, wirklich schöne Aufnahmen darf man sich allerdings nur bei besten Lichtverhältnissen unter freiem Himmel erwarten (Ein Beispiel eines 360-Grad-Bildes bei Sonnenschein finden Sie hier). Die Schnittstellen der beiden 180-Grad-Bilder sind zwar nicht immer unsichtbar, fallen aber bei Videos mit weitem Umfeld kaum auf. Wenn die Gear 360 auf kleinem Raum eingesetzt wird oder Objekte zu nah sind, stören fehlende Bereiche an den Nahtstellen den Rundum-Genuss allerdings deutlich.
[Update] Nach Fertigstellung dieses Artikels hat die Kamera ein rund 320 Megabyte großes Update erhalten, dass ihr unter anderem zusätzliche Direkt-Einstellungen brachte und die Qualität der Aufnahmen verbessern sollte.
4K-Videos lohnen sich nur, wenn man sie mit Samsungs VR-Brille betrachtet. Lädt man Clips zu Facebook oder Youtube hoch, sehen Full-HD-Aufnahmen nach der Anpassung auch nicht schlechter aus. Außerdem müssen bei niedrigerer Auflösung viel kleinere Dateien transportiert werden, was Zeit und Speicher spart. Auch der Akku wird so geschont, dem sonst nach kaum mehr als einer Stunde die Puste ausgeht. Zurechtstutzen kann man Videos schon in der App, für aufwendigere Schnittarbeiten stellt Samsung das Cyberlink-Programm Action Director in einer Spezialversion gratis zur Verfügung - allerdings nur für Windows.
Vor allem für Brillenträger interessant
Alles in allem ist die Gear 360 für Nutzer, die ein kompatibles Samsung-Smartphone und die passende Brille haben, ein interessantes Gerät, um sich die eigene, kleine VR-Welt zu schaffen. Ist man mit Rundum-Videos oder -Bildern zufrieden, die man beispielsweise bei Youtube oder Facebook teilen kann, ist die Kamera auch ohne Samsungs VR-Brille für Besitzer eines aktuellen Galaxy-Flaggschiffs einen Blick wert. Sollte Samsung nicht bald kompatible Apps veröffentlichen, werden auch andere Nutzer wahrscheinlich nicht lange auf gleichwertige oder bessere Geräte warten müssen. Das 360-Grad-Zeitalter hat eben erst begonnen.
Quelle: ntv.de