Skype-Gründer greift an Wire hat das Zeug zum Whatsapp-Killer
03.12.2014, 13:19 Uhr
Wire will ein plattformübergreifendes Kommunikationsnetz spannen. Windows gehört vorerst aber nicht dazu.
(Foto: Wire)
Ein internationales Team um Skype-Gründer Janus Friis stellt Wire vor. Es soll nicht nur ein weiterer Messenger sein, sondern das Schweizer Messer für die moderne Kommunikation zwischen Smartphones, Tablets und PCs. Es könnte klappen.
Schon viele haben versucht, Whatsapp das Wasser abzugraben. Doch mehr als Achtungserfolge konnten Threema, Line & Co. zumindest in der westlichen Welt gegen den von Millionen genutzten Über-Messenger nicht erzielen. Ein neues Produkt muss schon verdammt gut sein, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Denn nur wenn schnell sehr viele Menschen den Dienst nutzen, bekommt er genügend Schwung und Masse, um Whatsapper zum Wechsel oder zumindest zu einem Versuch zu bewegen. Videochat-Dino Skype scheint die Entwicklung hin zu einem umfassenden Messenger etwas verpennt zu haben.
Aber Skype-Mitbegründer Janus Friis geht die Herausforderung an. Er hat ein hochkarätiges Team von Experten aus 23 Ländern um sich geschart, um das ultimative Kommunikationsnetzwerk "für Messaging, Telefonie, das Teilen von Bildern, Musik, Videos und mehr" zu entwickeln. Jetzt wurde Wire veröffentlicht, zunächst für iOS, Android und OS X. Eine Browser-Version soll bald folgen, eine Windows-Version gibt es vorerst nicht, vielleicht hat Skype-Inhaber Microsoft etwas dagegen.
"Skype ging vor mehr als zehn Jahren an den Start. Seitdem hat sich viel verändert – wir haben uns daran gewöhnt, kostenlos zu telefonieren und Nachrichten zu verschicken und unsere Computer passen inzwischen in unsere Hosentaschen", sagt Janus Friis. "Es ist jetzt an der Zeit, hierfür die bestmöglichen Kommunikationstools zu schaffen, die nicht nur schön, sondern auch nützlich sind. Wire ist genau das."
Mobilfunknummer nicht nötig
Wire soll nicht nur ein schnöder Messenger sein. Er soll Kommunikationsmöglichkeiten bieten, "die sich vor allem durch eine hohe Klangqualität sowie elegantes Design auszeichnen." Wire könnte eine Art Schweizer Messer der Kommunikation werden. So kann der Dienst natürlich für persönliche Nachrichten und Gruppen-Chats genutzt werden, aber auch zum Telefonieren oder um Bilder, SoundCloud-Musik und Youtube-Videos zu teilen. Eine Videochat-Funktion ist noch nicht implementiert, aber geplant.
Konversationen werden geräteübergreifend synchronisiert. Eine Mobilfunknummer ist für die Anmeldung nicht nötig, Wire kann gleichzeitig auf mehreren Geräten genutzt werden. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz in der Schweiz und betont, dass persönliche Daten nach europäischen Richtlinien gesammelt, gespeichert, genutzt und geteilt werden. Beim Abgleich von Adressbüchern speichert Wire den eigenen Angaben zufolge nur gehashte (verschlüsselte) Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Kontaktnamen sollen nicht gesammelt werden. Nutzer können die Erlaubnis zum Abgleich der Adressbücher jederzeit entziehen, Wire verspricht, dann keine Daten mehr hochzuladen. Chats und VoIP-Telefonate sind durchgehend verschlüsselt.
Das sind hohe Ansprüche, aber das Wire-Team scheint dafür das nötige Potenzial zu haben. Es besteht aus früheren Produkt- und Technologieexperten von Apple, Skype, Nokia und Microsoft. "Wir haben uns gefragt, wie moderne Kommunikation aussehen und funktionieren könnte. Wie könnten wir die Technik der aktuellsten Geräte und die Vorteile von Cloud Computing voll und ganz ausnutzen, um etwas zu erschaffen, das wirklich einfach, nützlich und gleichzeitig sehr stylisch ist?" sagt Jonathan Christensen, Mitgründer und CEO von Wire. "Heute ist erst der Anfang für Wire."
Noch läuft auch nicht alles rund im Wire-Netz. So kann die Android-App auf einigen Smartphones nicht installiert werden, beispielsweise dem Nexus 6. Bei Benachrichtigungen fehlt auf Android-Geräten bei geschlossener App der Ton, obwohl in den Einstellungen aktiviert. Emojis können nur über die Tastatur hinzugefügt werden, falls diese das anbietet. Aber für den Anfang ist Wire sehr vielversprechend. Ein ausführlicher Test folgt.
Quelle: ntv.de, kwe