Samsung und Motorola unter Druck iPad-Konkurrenz schwächelt
09.03.2011, 12:48 UhrNüchtern betrachtet ist das iPad 2 im Vergleich zu seinem Vorgänger wahrlich keine technische Revolution. Aber es ist durchdacht, ausgereift und schön. Auf die schärfsten Konkurrenten von Samsung und Motorola trifft dies offenbar nicht zu. Das Galaxy Tab und das Xoom wanken nämlich bereits, bevor sie den Kampf aufnehmen.

Das Samsung Galaxy Tab 10.1 soll in sehr kurzer Zeit noch verbessert werden - realistisch?
(Foto: Samsung)
Apple musste das iPad 2 gar nicht so spektakulär gestalten, wie es viele erhofft hatten. Ein Retina-Display wäre zwar schön gewesen, hätte den Tablet-Rechner aber zu teuer gemacht. Die Kamera auf der Rückseite scheint auch nicht besonders toll zu sein. Gleiches kann wohl vom Arbeitsspeicher behauptet werden. Denn wie bei der Kamera verschweigt Apple auch hier die Werte. Das macht das Jobs-Center gewöhnlich nur, wenn die Spezifikationen keinen vom Sessel reißen. Das iPad 2 hat aber einen schnellen Doppel-Kern-Prozessor, der Grafik-Chip soll leistungsstark sein und eine Eine Frontkamera erlaubt endlich Videochats.
Das alles und noch mehr können auch das Samsung Galaxy Tab 10.1 und das Motorola Xoom bieten. Aber Samsung und Motorola schwächeln ganz offensichtlich in zwei entscheidenden Punkten: Apple hat wie immer viel Wert auf Design und Funktionalität gelegt. Das iPad 2 ist mit 8,8 Millimetern extrem flach und bei einem 8,9-Zoll-Bildschirm mit rund 600 Gramm auch sehr leicht. Das iOS hat sich im iPad bereits bestens bewährt und hat vom ersten iPhone bis jetzt eine kontinuierliche Entwicklung hinter sich. Das bedeutet: Es flutscht und ist sehr benutzerfreundlich.
Samsung legt nach
Das 10,1 Zoll große Samsung Galaxy Tab soll zwar ebenfalls nur knapp 600 Gramm wiegen, ist aber mit 10,9 Millimetern möglicherweise zu dick. Das sehr dünne iPad 2 sei eine Herausforderung, gaben die Koreaner zu und kündigten an, "die Komponenten, die unzureichend sind", zu verbessern. Der für April geplante Marktstart soll aber entgegen ersten Gerüchten nicht verschoben werden.
Außerdem will Samsung am 22. März ein weiteres Tablet vorstellen. Es soll wie das iPad ein 8,9 Zoll großes Display haben. Mehr weiß man bisher eigentlich nicht. Aber Samsung hat seine jüngste Ankündigung mit einer Detail-Aufnahme des neuen Galaxy Tab versehen, auf der zu sehen ist, dass das Gerät offenbar so dünn ist, dass die Kopfhörerbuchse kaum noch Platz findet.
Aber auch bei einem kleineren, dünneren und leichteren Gerät bleibt das Problem, dass Google sein Tablet-Android (Honeycomb) eben erst fertiggestellt hat. Deswegen hat es bei allen Vorzügen auch noch Kinderkrankheiten und einige versprochene Funktionen wie beispielsweise die Flash-Unterstützung müssen noch nachgeliefert werden. Außerdem gibt es bisher für Honeycomb nur sehr wenige angepasste Apps.
Gewichtsproblem
Von Motorola hat man bisher zwar noch keine selbstkritischen Töne gehört. Mit 730 Gramm ist das 10,1 Zoll große Xoom aber im Vergleich zum iPad 2 ein echtes Schwergewicht. Das Tech-Magazin "Ars Technica" hat in einem sehr ausführlichen Testbericht weitere Schwachstellen des Motorola-Tablets gefunden, die unter anderem mit dem noch nicht ausgereiften Honeycomb zu tun haben. Die angekündigte Unterstützung des ultraschnellen UMTS-Nachfolgestandards LTE ist noch nicht an Bord, Nutzer, die die Funktion später haben möchten, müssen das Gerät einsenden. Weil Android 3.0 noch nicht so weit ist, funktioniert der SD-Karten-Slot vorerst nicht und die Flash-Unterstützung muss Motorola ebenfalls nachliefern.
"Ars Technika" hat festgestellt, dass das Xoom wie auch Honeycomb vor allem für eine waagrechte Haltung gemacht sind. Doch weil vorerst noch überwiegend Smartphone-Apps zum Einsatz kommen, sei es oft notwendig, das Xoom senkrecht zu halten.
Browser nicht für Tablets gemacht
Auch Android 3.0 selbst zickt manchmal noch gewaltig. Die Tester registrierten zahlreiche Hänger oder gar Abstürze des Betriebssystems. Auch der Browser ist noch eine Baustelle. Er ist bisher nicht für Tablets optimiert und so nerven viele Seiten automatisch durch die abgespeckte Darstellung für mobile Geräte. Nutzer könnten als Alternative aber den Dolphin HD Web Browser installieren, schreibt "Ars Technica". Auch die E-Mail-App sei noch verbesserungswürdig. Beispielsweise würden gelöschte IMAP-Mails nicht vom Server entfernt, sondern nur als gelesen markiert. Hier fehlt bisher eine Alternative von Drittanbietern.
Dies alles mögen Kleinigkeiten sein und Google beziehungsweise Drittanbieter werden die Probleme vermutlich bis zum Sommer beseitigt haben. Aber das Rennen ist eng und wer als Frischling dem Platzhirschen Apple Marktanteile abnehmen möchte, sollte im Vollbesitz seiner Kräfte sein.
Androiden unter Preisdruck
Und Samsung und Motorola haben noch ein weiteres Problem: Weil Apple auf ein Retina-Display verzichtet hat, ist es in der Lage, den Preis für die iPad-Modelle unverändert zu lassen. Die teuerste Variante kostet 830 Dollar. Und so stehen jetzt die Herausforderer unter Preisdruck. Ein Zustand, an den sich Hersteller von Android-Geräten erst noch gewöhnen müssen. Samsung hat auch hier bereits reagiert und angekündigt, billiger zu werden - 900 Dollar zum Verkaufsstart in den USA sind damit wohl vom Tisch. Motorola hat seinen Preis bereits von 800 auf 539 Dollar gedrückt.
Quelle: ntv.de