Hindukusch

Immerhin in diesem Punkt kann die schwarz-gelbe Bundesregierung aufatmen. Bei der Verabschiedung des neuen Bundeswehrmandats kann sie offenbar auf viele Stimmen aus der SPD zählen. Der neue Generalinspekteur der Bundeswehr warnt indes vor zu hochgesteckten Zielen in Afghanistan.

Das Kabinett ist für die Vergrößerung des Bundeswehrkontingents für die internationale Schutztruppe in Afghanistan. Die Höchstgrenze von derzeit 4500 Soldaten soll auf 5350 angehoben werden.

Mehr Gefechte in der Anfangsphase machen den Einsatz deutscher Soldaten vorübergehend gefährlicher. Damit rechnet Brigadegeneral Leidenberger. Doch danach werde die Gefahr in Nord- Afghanistan deutlich abnehmen, "weil wir schließlich weiter präsent sind".

Die vorgestellte "neue Strategie" zum Thema Afghanistan ist verwirrend und im Ansatz falsch. Letztendlich steht zu befürchten, dass das Land am Hindukusch endet wie Somalia. Manfred Bleskin

Während Verteidigungsminister Guttenberg eine massive Aufstockung der deutschen Truppen in Afghanistan erneut ausschließt, stellt Obamas Afghanistan-Beauftragter Richard Holbrooke öffentlich die Frage, ob die Deutschen noch zu ihren Verpflichtungen in Afghanistan stehen.

Keine Ahnung, keine Meinung und schon gar kein Konzept: Nach neun Jahren Krieg zeichnet der oberste Geheimdienstvertreter der USA, Michael Flynn, ein verheerendes Bild des US-Nachrichtendienstes am Hindukusch. Die US-Agenten seien "noch immer unfähig, fundamentale Fragen zu beantworten".

Mit welchem Auftrag sind die Bundeswehrsoldaten eigentlich in Afghanistan und ist es sieben Jahre nach Beginn der Mission nicht an der Zeit, die Strategie am Hindukusch zu überarbeiten? Fragen, auf die nicht erst seit dem umstrittenen Luftangriff von Kundus Antworten gesucht werden.

Der Erhalt des Friedensnobelpreises ist für US-Präsident Obama eine Gratwanderung: Kritiker meinen, dass er in seiner knapp einjährigen Amtszeit noch zu wenig Konkretes erreicht habe. Vor allem Obamas Rede zur Preisvergabe wird deshalb von Interesse sein: Es wird erwartet, dass er sich zu Afghanistan äußert. Erst kürzlich hatte Obama bekannt gegeben, weitere 30.000 US-Soldaten an den Hindukusch schicken zu wollen.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz, kritisiert offen seinen Unionskollegen Horst Seehofer: Es geht um die Truppenaufstockung in Afghanistan.

Die deutschen Soldaten bleiben ein weiteres Jahr in Afghanistan. Mit breiter Mehrheit billigt der Bundestag eine Verlängerung des sogenannten ISAF-Mandats. Die Obergrenze von 4500 Soldaten bleibt aber unangetastet. Vorerst.