Wirtschaft

Niederlande und NRW Ein Wasserstoff-Hub für ganz Europa?

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Die niederländische Finanzministerin Sigrid Kaag zu Besuch bei der Energieplattform Windpark Hollandse Kust Zuid. Auf der Plattform wird aus Wind und Sonne Strom erzeugt, der an Land zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt wird

Die niederländische Finanzministerin Sigrid Kaag zu Besuch bei der Energieplattform Windpark Hollandse Kust Zuid. Auf der Plattform wird aus Wind und Sonne Strom erzeugt, der an Land zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt wird

(Foto: picture alliance / ANP)

Die Niederlande zählen zu Deutschlands drei größten Gaslieferanten. Experten sehen zudem großes Potenzial bei grünem Wasserstoff. Die Niederlande und NRW können gemeinsam zu einem wichtigen "Hydrogen Valley" Europas werden.

Ein riesiges Gasfeld in der Provinz Groningen hat die Niederlande zu einem "Big Player" bei europäischem Gas gemacht. Wegen Umweltproblemen und Erdbebengefahren ist die Gasförderung bei unseren Nachbarn bereits seit langem heiß umstritten. Was in den 60er Jahren hoffnungsvoll begann, ist heute längst überholt.

Es sei mehr ums Geld gegangen als um die Menschen, hieß es jüngst im Abschlussbericht einer parlamentarischen Untersuchungskommission, die das Geschäft mit dem Gas genau untersucht hat: Rund 360 Milliarden Euro hat allein der niederländische Staat verdient. Die Quittung dafür bekamen die Menschen in der Region: Seit 1986 bebte dort 1600 Mal die Erde. Zehntausende Gebäude wurden schwer beschädigt, Forderungen nach einem Ausstieg wurden lauter und fanden zunehmend mehr Gehör. Nach der russischen Invasion in der Ukraine haben die Niederlande die Förderung zwar nicht eingestellt und Deutschland weiter beliefert. Doch fest steht auch: Die Zukunft wird anders aussehen.

Deutschland beobachtet diese Entwicklung sehr genau: Schließlich sind die Niederlande ein wichtiger Partner in der Energieversorgung. Für den Ökonomen André Wolf bleiben sie selbst dann wichtig, wenn die Gasförderung in Groningen eingestellt wird. Das zeigt sich etwa beim Import von Flüssiggas über den Hafen in Rotterdam und bei der Planung des Stromnetzes, um Offshore-Windkraft aus der Nordsee dorthin zu transportieren, wo sie benötigt wird. Vor allem beim grünen Wasserstoff sieht Wolf großes Potenzial: Wenn die Niederlande und das Bundesland Nordrhein-Westfalen kooperieren, könnten die Partner gemeinsam zu einem wichtigen europäischen Wasserstoff-Hub werden.

Optimale Voraussetzungen

In der deutsch-niederländischen Grenzregion wird für ihn gerade das Fundament gelegt: Aktuell sei man dabei, "in zahlreichen Projekten sicherzustellen, dass eine Wasserstoffinfrastruktur in Europa aufgebaut wird", so Wolf im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". In einer Studie des Centrums für Europäische Politik hat der Energie-Experte die Zukunft der europäischen Wasserstoffwirtschaft ganz genau untersucht.

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Die Ausgangsvoraussetzungen sind für ihn optimal: Die Nordsee bietet großen Spielraum bei der Produktion von Offshore-Windkraft, die in die Gewinnung von grünem Wasserstoff eingehen könnte. Und die Wege zu den großen Absatzzentren, vor allem zur Stahl- und Chemieindustrie in Nordrhein-Westfalen, sind kurz. Das könnte sich als zentraler Vorteil der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit erweisen: Denn für Wolf sind die Größenvorteile der zentrale Hebel, um die aktuell hohen Preise für Wasserstoff in Zukunft senken zu können und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Fest steht aber auch: Der Weg hin zu einem "Hydrogen Valley" ist noch sehr lang - und für die Industrie aktuell eher eine Investition in die Zukunft. Die Herstellung von Wasserstoff sieht Wolf derzeit "noch weit von einem Preisniveau entfernt, das man als wettbewerbsfähig bezeichnen kann". Rund 15 bis 20 Jahre könnte es laut Wolf durchaus noch dauern, bis sich eine wasserstoffbasierte Industrie in Europa etabliert hat. Die Niederlande und NRW haben Potenzial, brauchen aber in jedem Fall einen langen Atem.

Wirtschaft Welt & Weit

Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Mary Abdelaziz-Ditzow im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.

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Quelle: ntv.de

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