"Bedarf auch privaten Kapitals" Fernwärme braucht zusätzliche Milliardeninvestition
22.07.2024, 13:45 Uhr Artikel anhören
Der Ausbau des Fernwärmenetzes in deutschen Kommunen wird teurer als ursprünglich geplant.
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
Um die Klimaziele zu erreichen, sollen mehr Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Fernwärme ist dabei bislang Hoffnungsträgerin und gute Alternative zur elektrischen Wärmepumpe. Doch der Ausbau des Netzes wird teurer als geplant. Auch die Förderung reicht nicht aus.
Der geplante Ausbau der Fernwärmenetze in Deutschland droht deutlich teurer zu werden als bislang angenommen. Die Prognos AG geht aktuell für den Zeitraum bis 2030 von einem Investitionsvolumen von 43,5 Milliarden Euro aus, wie sie in Frankfurt berichtet. Im Vergleich zur ursprünglichen Studie erhöht sich der Investitionsbedarf bis 2030 um 10,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2020 ging die Studie noch von 32,9 Milliarden Euro aus. Auftraggeber der Untersuchung sind der Fernwärme-Spitzenverband AGFW und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU).
Bis 2030 soll zudem nach politischen Vorgaben der Anteil aus erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme auf mindestens die Hälfte des Fernwärmeangebots erhöht werden. Mittelfristig sollen mindestens 100.000 Gebäude pro Jahr neu an das Netz angeschlossen werden. 2045 sollen rund 3,6 Millionen Wohngebäude mit 14 Millionen Wohneinheiten über Fernwärme geheizt und mit warmem Wasser versorgt werden.
Aus dem höheren Investitionsbedarf leiten die Verbände auch einen höheren Förderbedarf ab. Der Neuauflage der Studie zufolge beträgt der jährliche Förderbedarf nun bei etwa 3,4 Milliarden Euro bis 2030. Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) sei inhaltlich gut, aber nicht finanziert. Die bisherige "Bundesförderung für effiziente Wärmenetze" ist bis Ende 2028 befristet und insgesamt mit 3,5 Milliarden Euro ausgestattet. Dies reiche bei Weitem nicht aus, damit die Wärmenetze ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten könnten.
Kommunen sehen Wärmeplanung immer noch als Herausforderung
Derzeit erarbeiten die deutschen Kommunen sogenannte Wärmepläne für ihr Gebiet. Auf dieser Grundlage wird auch entschieden, ob private Haushalte an Fernwärmenetze angeschlossen werden oder selbst für emissionsfreie Heizungen zum Beispiel mit Wärmepumpen sorgen müssen.
Derzeit sei unter anderem einige Kommunen in Baden-Württemberg als Vorreiter bei der Planung, sagte des Leiters des Kompetenzzentrums Kommunale Wärmewende, Robert Brückmann. Andere Kommunen stehen hingegen noch ganz am Anfang. Der Bund will die Länder bei der Erstellung der Pläne bis 2028 mit 500 Millionen Euro unterstützen. Das Kompetenzzentrum im anhaltischen Halle ist Teil der Deutschen Energie-Agentur (dena) und soll die Kommunen bei der Erstellung der Wärmepläne unterstützen.
Ein halbes Jahr nach Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes sagte der Geschäftsführer der nordrhein-westfälischen Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz, Christian Mildenberger, im Juni, Nordrhein-Westfalens Rolle in der Wärmewende sei eine besondere. "Wir verfügen als bevölkerungsreichstes Bundesland über eine Vielzahl von urbanen Ballungsräumen wie etwa das Ruhrgebiet oder das Rheinland", sagte Mildenberger. In diesen dicht besiedelten Gebieten bestehe ein hoher Wärmebedarf, der durch eine nachhaltige und klimafreundliche Wärmeversorgung gedeckt werden müsse.
Mildenberger stellte heraus, dass auch die Finanzierung eine Herausforderung sei. "Es sind erhebliche Investitionen, teilweise in langlebige Infrastruktur, notwendig. Das werden die Kommunen nicht alleine schaffen, es bedarf auch privaten Kapitals", sagte Mildenberger weiter.
Quelle: ntv.de, rwe/dpa