Experte Dudenhöffer über Urteil "Folgen für Diesel-Besitzer sind gravierend"
28.07.2017, 18:01 UhrDie Autobauer betonen gerne, dass die Kunden keinen Schaden hätten durch die Abgas-Schummelleien. Mit dem Stuttgarter Urteil könnte sich das schlagartig ändern. Autoexperte Dudenhöffer rechnet mit Fahrverboten und einem massiven Wertverlust für Diesel-Pkw.
Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Stuttgart zur Luftreinhaltung wird nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer gravierende Folgen für die Besitzer von Dieselautos haben. Die Gebrauchtwagenpreise dürften nun in den Keller gehen, sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen dem Südwestrundfunk.
Dudenhöffer geht davon aus, dass Verbote in Stuttgart wohl nur der Anfang sein werden. "Weitere werden folgen", so Dudenhöffer gegenüber n-tv. "Die deutschen Autobauer müssen sich genau überlegen, wie weit sie noch mit dem Diesel kommen." Kunden, die 100.000 Euro für ein Fahrzeug ausgäben und verschämt zu Boden gucken müssten, weil ein Nachbar frage, wie umweltfreundlich das Fahrzeug sei - das könne man sich in der Zukunft nicht mehr erlauben, meinte Dudenhöffer. Die Autobauer müssten mit klaren Gesetzen zum Handeln gezwungen werden.
Mehrere Hersteller haben bereits freiwillig Nachbesserungen durch ein Software-Update angekündigt. Das Verwaltungsgericht Stuttgart kam nun aber zu dem Schluss, dass nur ein umfassendes Fahrverbot für ältere Dieselautos und auch Benziner die Luftverschmutzung in der Landeshauptstadt "schnellstmöglich" genug eindämmen könne. Gesundheitsschutz sei höher zu bewerten als Interessen der Fahrer. Das Gericht gab damit einer Klage der Deutschen Umwelthilfe statt.
Der Branchenverband VDA betonte dagegen, es gebe bessere Lösungen, um die Luftbelastung in Ballungsräumen zu verringern. Dies könne etwa durch die Vermeidung von Staus und die Förderung alternativer Antriebe und Mobilitätsangebote erreicht werden. Der VDA erwartet, dass der Diesel-Gipfel die Verunsicherung der Verbraucher beenden kann.
Der Verband rechnet zudem damit, dass das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bei einer Revision zu einem anderen Ergebnis kommen könnte als das Stuttgarter Gericht. Eine Entscheidung dort dürfte sich nach Meinung von Experten allerdings länger hinziehen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/rts