"Widersinnig und gefährlich" Ökonomen warnen vor Wirtschaftsplan der AfD
27.01.2024, 10:53 Uhr Artikel anhören
Während deutschlandweit gegen Rechtsextremismus demonstriert wird, üben auch Unternehmer scharfe Kritik an der AfD. Die ökonomischen Pläne der Partei seien widersprüchlich und eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft. Die Folgen träfen nicht zuletzt die AfD-Wählerschaft selbst.
Mehrere deutsche Ökonomen haben die wirtschaftspolitischen Ziele der AfD als widersinnig und gefährlich kritisiert. "Die AfD wirft populistische, aber zu kurz gedachte Ansätze in eine Suppe, in der sie miteinander schwimmen, aber nicht zueinanderpassen", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, dem "Spiegel".
Der Chef des Münchner IFO-Instituts, Clemens Fuest, sagte dem Magazin, die rechtspopulistische AfD setze auf Abschottung und Autarkie, "was deutsche Wettbewerbsvorteile zunichtemacht". Diese Politik stehe "in diametralem Widerspruch zu der tiefen Integration Deutschlands in die Weltwirtschaft". Der frühere Wirtschaftsweise Lars Feld warnte vor dem AfD-Plan, in Europa zu nationalen Währungen zurückzukehren. "Ein Ausstieg aus dem Euro oder gar der Europäischen Union wäre ein Programm zur Vernichtung des deutschen Wohlstandes", sagte Feld dem "Spiegel".
Vor allem AfD-Wähler betroffen
"Die AfD hat den Ruf einer Kleine-Leute-Partei, aber das ist sie nicht", sagte Holger Stichnoth vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Er hat die finanziellen Effekte wichtiger AfD-Forderungen zur Bundestagswahl 2021 berechnet. "An den Zahlen sieht man klar, wer davon profitiert - die Besserverdiener", betonte der Forscher. Auch eine Analyse der Deutschen Instituts für Wirtschaft zeigt: Könnte die AfD ihre Programme umsetzen, so dürften darunter vor allem ihre potenziellen Anhängerinnen und Anhänger leiden, die häufig Beschäftigte in strukturschwachen Regionen mit geringen oder allenfalls mittleren Einkommen sind.
Der Wirtschaftsweise Martin Werding bezeichnete die Rentenpläne der AfD als "ziemlich unausgegoren und offensichtlich widersprüchlich". Die Partei habe keine Lösung für die Finanzierungsprobleme, "die wir bis 2035 durch den Eintritt der Babyboomer in der Rente haben". Der frühere Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit, Simon Jäger, warnte, die Politik der AfD könne potenzielle Zuwanderer abschrecken. Deutschland sei aber auf "qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland" angewiesen.
Zuletzt hatten Enthüllungen des Recherchenetzwerks Correctiv über ein Geheimtreffen von AfD-Politikern, Rechtsextremisten und Unternehmern für Empörung gesorgt. Dabei soll über die Vertreibung von Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte beraten worden sein. Die Enthüllungen waren Auslöser für bundesweite Massenproteste gegen Rechtsextremismus.
Quelle: ntv.de, lno/AFP