Großes Stühlerücken bei VW Volkswagen krempelt den Konzern um
25.09.2015, 21:07 Uhr
Die Umweltorganisation Greenpeace wirft VW vor, "nur scheibchenweise" mit der Wahrheit herauszurücken.
(Foto: REUTERS)
Der neue VW-Chef Müller verpasst dem Wolfsburger Konzern eine Generalüberholung. Das wegen des Abgas-Skandals angeschlagene Auto-Imperium mit seinen zwölf Marken soll neu gliedert werden. Dabei bekommen die einzelnen Marken mehr Verantwortung.
Der vom Abgas-Skandal gebeutelte Volkswagen -Konzern wird umgebaut. Der Aufsichtsrat beschloss am Freitag, das Wolfsburger Auto-Imperium mit seinen zwölf Marken in vier Gruppen zu gliedern. Dabei sollen die einzelnen Marken stärker vom Konzernvorstand koordiniert werden und mehr Verantwortung für die Regionen erhalten.
Die Hauptmarke VW sowie ihre beiden Schwestern Seat und Skoda sollen jeweils durch einen Vorstandsmitglied in der obersten Konzernführung vertreten werden. Bei VW ist dies der frühere BMW-Manager Herbert Diess.
Für die Sportwagen wird eine Gruppe mit Porsche, Bentley und Bugatti gebildet, die vom neu gekürten Konzernchef Matthias Müller geleitet wird. Müller soll künftig kein eigener Produktionsvorstand mehr zur Seite stehen. "Das ist eine Konsequenz aus der Verlagerung von Verantwortung in die Marken und Regionen", teilte VW in Wolfsburg mit. Das Ressort, das bislang vom Produktionsvorstand der Pkw-Kernmarke kommissarisch geleitet wurde, entfalle mit sofortiger Wirkung.
Die von Rupert Stadler geführte Gruppe aus Audi, dem Luxussportwagen Lamborghini und dem italienischen Motorradhersteller Ducati bleibt unverändert. Der Holding für die Lkw-Töchter MAN und Scania steht weiter der von Daimler zu Volkswagen gewechselte Andreas Renschler vor.
Weitere Änderungen
Hinzu kommen weitere Änderungen bei den Marken: Skoda-Chef Winfried Vahland wird Konzernverantwortlicher für Nordamerika. Sein Amt übernimmt der bisherige Porsche-Vertriebsvorstand Bernhard Maier. Neuer Seat-Chef wird Audi-Vertriebschef Luca de Meo. Der bisherige Chef der spanischen Marke Jürgen Stackmann wird Markenvorstand Volkswagen. Michael Horn bleibt Präsident der Volkswagen Group of America.
Nach Mitteilung des Aufsichtsrats wurden zahlreiche Manager wegen des Abgas-Skandals beurlaubt, Namen wurden nicht genannt.
"Ein wesentlicher Punkt ist: Wir fahren die Komplexität im Konzern zurück", sagte der geschäftsführende Vorsitzende des Volkswagen-Aufsichtsrats, Berthold Huber. Die Entwicklungen der vergangenen Tage hätten die Dringlichkeit des Vorhabens bestätigt. Volkswagen werde deshalb "keine Zeit verlieren" und die neue Führungsstruktur Anfang 2016 umsetzen.
Schweiz will Neuzulassungen verbieten
Eine Hiobsbotschaft ereilte den Konzern mittlerweile aus der Schweiz: Manipulierte VW-Fahrzeuge sollen dort nicht mehr neu zugelassen werden. Das Schweizer Bundesamt für Straßen will den betroffenen Modellen die Typengenehmigung vorsorglich entziehen, bis Klarheit über mögliche Manipulationen besteht, wie die Behörde mitteilte. Bereits zugelassene Fahrzeuge dürften jedoch weiterhin auf Schweizer Straßen rollen.
In der Schweiz seien bis zu 180.000 Fahrzeuge von den Manipulationen betroffen. Dazu gehörten Modelle der Marken Audi, Seat, Skoda und Volkswagen der Baujahre 2009 bis 2014, die mit Dieselmotoren in den Ausführungen 1.2 TDI, 1.6 TDI und 2.0 TDI ausgerüstet sind. EURO6-Motoren der laufenden Produktion seien nicht betroffen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts