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Angst vor Mobbing und Entlassung Aids-Kranke führen Doppelleben

Viele Menschen mit dem Aidserreger HIV im Blut wollen nach Angaben der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) trotz ihrer Diagnose wieder arbeiten. Laut einer Schätzung der Aids-Hilfe ist die Hälfte der rund 63.500 Infizierten in Deutschland in Lohn und Brot. Eine Studie belege aber, dass 80 Prozent arbeiten wollen.

Aus Furcht vor Diskriminierung, Mobbing oder Entlassung würden zudem nur sehr wenige am Arbeitsplatz über ihre Infektion sprechen, sagte DAH-Referent Stefan Timmermanns in Stuttgart. In der Stadt startet die nach DAH-Angaben größte Selbsthilfekonferenz Europas mit gut 400 Teilnehmern.

Starke Nebenwirkungen

An ihrem Arbeitsplatz müssten HIV-Infizierte nicht selten ein Doppelleben führen, sagte Timmermanns. Alle Anstrengungen, sich nicht vollends "enttarnen" zu müssen, würden "ganz viel Energie fressen". Schließlich führten ärztliche Kontrollen des Therapieerfolgs und Untersuchungen zu Fehlzeiten.

Außerdem würden Medikamente immer wieder Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall und Hautausschläge verursachen. "Neben einer wirksamen Therapie ist ein stabiles, unterstützendes Arbeitsumfeld die beste Voraussetzung, um als Mensch mit HIV im Arbeitsleben zu bestehen."

Kampf gegen Vorbehalte

Nach wie vor gebe es bei Arbeitgebern hohe Vorbehalte gegen die Beschäftigung von Infizierten, sagte Timmermanns. Es gebe aber auch positive Beispiele: Die Daimler AG etwa habe sich - womöglich auch durch ihr weltweites Netz - 2005 in einer Richtlinie gegen die Diskriminierung infizierter Mitarbeiter ausgesprochen. Sie sichere Betroffenen Vertraulichkeit zu und setze sich für Prävention ein. HIV/Aids werde als chronische Krankheit behandelt, teilte die Aids-Hilfe mit.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Berlin leben in Deutschland rund 63.500 Menschen mit dem Aidserreger im Blut. Etwa 3000 Deutsche stecken sich in jedem Jahr neu an.

Quelle: ntv.de

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