Plaque-Menge und Gedächtnisverlust Alzheimer-Risiko bald bestimmbar?
18.04.2013, 15:07 Uhr
Das Gehirn ist die Hauptschaltzentrale für den gesamten Körper.
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Wichtige Grundlage für zukünftige Alzheimer-Diagnose und -Therapie: Forschern aus Australien ist es gelungen, die Anhäufung eines speziellen Eiweißes im Gehirn sichtbar zu machen und mit dem Hirnvolumen und der geistigen Leistungsfähigkeit zu vergleichen. Zudem berechnen sie die Dauer zwischen den ersten Plaque-Ablagerungen und dem Ausbruch von Alzheimer.
Die gefürchtete Alzheimer-Erkrankung entsteht über einen langen Zeitraum. Erst nach Jahrzehnten schädigen Eiweiß-Ablagerungen das Gehirn und beeinträchtigen dessen Leistungsfähigkeit so sehr, dass die Diagnose Alzheimer gestellt werden kann. Vor allem das Protein beta-Amyloid, das Bestandteil der Plaques ist, steht schon länger im Verdacht, für Alzheimer verantwortlich zu sein. Um den langen Erkrankungsprozess detailliert zu verstehen, ging die Forschungsgruppe Australian Imaging Biomarkers & Lifestyle (AIBL) neue Wege.
200 Freiwilligen ins Gehirn geschaut
Unter der Leitung von Colin Masters von der Universität Melbourne schaute das Forscherteam insgesamt 200 Freiwilligen rund vier Jahre lang im Abstand von 18 Monaten mit einem Positronenemmissionstomografen (PET) ins Gehirn. Zuvor wurde den Probanden der "Pittsburgh compound B" in die Blutbahn gespritzt. Dieser lagerte sich an die verdächtigen beta-Amyloids im Gehirn an und machte diese sichtbar. Mit dem Verfahren konnten die Wissenschaftler schließlich die Menge der Eiweißablagerungen im Gehirn bestimmen und ins Verhältnis zum Volumen und Leistungsfähigkeit des Gehirns setzen.

Die Betreuung von Alzheimer-Patienten stellt besondere Anforderungen.
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Von den 200 freiwilligen Personen waren 145 zu Beginn der Untersuchungen gesund, 36 Studienteilnehmer zeigten eine leichte kognitive Störung, 19 litten bereits unter Alzheimer. Die Wissenschaftler konnten zweifelsfrei bestätigen, dass Alzheimer-Patienten vom Beginn der Untersuchung an die meisten beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn hatten. Die gesunden Probanden wiesen die niedrigsten Werte auf, die Studienteilnehmer mit Alzheimer die höchsten; die mit geringen kognitiven Störungen lagen mit ihren Werten zwischen diesen beiden Gruppen. Bei den nachfolgenden Untersuchungen sammelte sich mehr Eiweiß bei insgesamt 82 Prozent aller Probanden an, bei 18 Prozent dagegen nicht.
Ablagerungen auch bei Gesunden sichtbar
Dabei war zu erkennen, dass die Ablagerungen des beta-Amyloids nicht gleichmäßig verlaufen, sondern erst zunehmen, dann einen Stillstand erreichen und schließlich sogar wieder abnehmen. Die Forscher konnten außerdem feststellen, dass viele gesunde Probanden bereits eine erhöhte beta-Amyloid-Menge aufwiesen. Zudem konnte ein Zusammenhang zwischen einer Anhäufung von beta-Plaques im Gehirn und der Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit bei gesunden Probanden festgestellt werden. Bei den Studienteilnehmern dagegen, die bereits unter Alzheimer litten, gab es diesbezüglich keinen messbaren Zusammenhang.
Die gesunden Probanden, bei denen bereits Plaques entdeckt worden waren, konnten durch die Forscher beruhigt werden. Vom Beginn der Ablagerungen bis zu den ersten Symptomen der Alzheimer-Erkrankung sollen 31 Jahre vergehen, so die Berechnungen der Experten.
"Die festgestellten Zusammenhänge erleichtern die Vorhersage des Krankheitsverlaufs und könnten in Zukunft helfen, den optimalen Zeitpunkt für verschiedene Therapien zu ermitteln", beurteilt Professor Richard Dodel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Co-Direktor der Klinik für Neurologie der Universität Marburg, die Untersuchung. Der Routineeinsatz dieser bildgebenden Verfahren zur Früherkennung oder Risikoabschätzung bei Gesunden sei jedoch nicht ratsam.
Quelle: ntv.de, jze