Biologische Schädlingsbekämpfung Ameisen sind pfiffig
16.03.2009, 06:00 UhrBlattschneiderameisen greifen zur biologischen Schädlingsbekämpfung, um die lebenswichtigen Nahrungspilze in ihrer Speisekammer vor Schädlingen zu bewahren. Forscher um Dieter Spiteller vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena haben nun herausgefunden, welches Antibiotikum die Nahrung der Ameisen schützt. Sie berichten darüber in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS").
Die Insekten schneiden mit scharfen Mundwerkzeugen Blätter ab, zerkauen diese und lassen auf diesem Brei in der Tiefe ihres Baues Pilze (Leucoagaricus gongylophorus) sprießen. Davon ernähren sich die Tiere. Diese Nahrungsquelle kann allerdings vom Schadpilz Escovopsis heimgesucht werden. Die Ameisen bekämpfen diesen Erreger mit Hilfe von Bakterien, die das Antibiotikum Candicidin produzieren.
Hochwirksames Candicidin
Um den Wirkstoff zu bestimmen, isolierten die Forscher aus drei Arten von Blattschneiderameisen der Gattung Acromyrmex insgesamt 19 verschiedene Bakterienarten (Pseudonocardia, Dermacoccus und Streptomyces). In den folgenden Versuchen hemmten insbesondere mehrere Substanzen von Streptomyces den Schadpilz. "Wir haben einen dieser Streptomyceten ausgewählt und kultiviert, um den Wirkstoff gegen den Pilz zu isolieren", erläuterte Susanne Haeder in einer Mitteilung ihres Instituts. Dabei fand sich schließlich das hochwirksame Candicidin.
Es gehört zur Klasse der sogenannten Polyenmakrolide, von denen einzelne Vertreter auch in der Medizin gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe wurden 1953 erstmals isoliert und helfen unter anderem gegen den Pilz Candida albicans, der vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem befällt. "Die Blattschneiderameisen verwenden somit tatsächlich eine ähnliche Strategie wie der Mensch, um sich gegen pathogene Pilze zu schützen", erklärte Spiteller.
Bei drei weiteren untersuchten Ameisenarten fanden die Forscher mindestens ein Bakterium, das ebenfalls Candicidin-Makrolide produziert. Demnach scheinen diese Substanzen häufig von Blattschneiderameisen zur Bekämpfung von Escovopsis genutzt zu werden, vermuten die Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de