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Produktpalette wächst Bio-Experten Mangelware

Bio-Limonade und Vollkorn-Gemüsesteaks, fettfreie Naturjoghurts oder kohlenhydratarmes Knäckebrot: Die Lebensmittelbranche entwickelt immer mehr neue Produkte. Längst arbeiten in dem Bereich nicht mehr nur die klassischen Bäcker oder Metzger. Der Lebensmittelsektor bietet auch Jobs für Bio-Fachkräfte, Lebensmittelingenieure und Ökotrophologen. "Die Branche jammert über fehlende Auszubildende", sagt Claus Mertelsmann, Geschäftsführer des Verbandes der Ernährungswirtschaft Niedersachsen/Bremen/Sachsen-Anhalt aus Hannover. "Dies wird sich auch in Anbetracht der demografischen Entwicklung noch verschärfen." Dabei bieten sich nicht nur für Haupt- oder Realschüler Berufsmöglichkeiten. Auch Abiturienten könnten in der Lebensmittelwirtschaft einen Job finden - viele Hochschulen haben entsprechende Studiengänge im Programm.

Nahrungsmittel Management

Beispielsweise an der Berufsakademie Mosbach/Bad Mergentheim (Baden-Württemberg) gibt es seit 2007 einen Bachelor-Studiengang Food Management. "Das ist eine Kombination aus Betriebswirtschaftslehre und Ernährungswissenschaft", erläutert Prof. Sabine Woydt. Dass solche Angebote in Deutschland immer häufiger zu finden sind, begründet Woydt mit dem geänderten Ernährungsbewusstsein der Verbraucher. "Wünsche wie allergiegetestet, gentechnikfrei und ökologisches Angebot sind neue Herausforderungen."

Die Lebensmittelindustrie hat Woydt zufolge in der Vergangenheit nur bedingt auf die älter werdende Gesellschaft und deren veränderte Anforderungen reagiert: "Es gibt nicht wirklich altersgesunde Kost." Die sei aber nötig, da Menschen über 40 Jahre weniger Kalorien zu sich nehmen dürften, um ihr Gewicht zu halten. "Es braucht also neue Produkte." Im Studiengang Food Management lernen die Studenten neben den betriebswirtschaftlichen Grundlagen zugleich Ernährungserziehung und -wissenschaft, Allergiekunde und Sensorikschulung, "damit sie zum Beispiel einen guten Fisch erkennen können", erläutert Woydt.

Ausbildung im Bio-Sektor

Wer nicht studieren will und auch keine Perspektive in der Fleischerei oder Konditorei sieht, kann auch andere ernährungsspezifische Berufe lernen. Mertelsmann zufolge gibt es beispielsweise Fachkräfte für Lebensmitteltechnik, Fruchtsafttechnik oder Süßwarentechnik. Nach der Lehre könnten die Gesellen in der Produktion, Produktentwicklung und nach weiterer Fortbildung auch im Labor eingesetzt werden.
Nach Ansicht von Alexander Gerber vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft in Berlin ist in der Branche insbesondere der Außer-Haus-Verpflegungsbereich ein wachsender Sektor. Gerade in Großküchen und im Logistikbereich steige die Nachfrage nach Spezialisten. Auch die Großhändler der boomenden Bio-Branche müssten langfristig darauf setzen, Beschäftigte für den Lieferservice einzustellen.

"Im Bio-Bereich hängt die Ausbildung noch ein bisschen hinterher", sagt Alexander Gerber vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft aus Berlin. "Ökospezifische Ausbildungen gibt es derzeit fast nur im landwirtschaftlichen Bereich." Dennoch sei der Fachkräftebedarf hoch, zum Beispiel in den Bereichen Ökotrophologie und Ökowirtschaft. Langsam etablierten sich Studiengänge an den Hochschulen, die die Verarbeitung und den Handel mit Lebensmitteln mit ökospezifischem Wissen kombinieren. Gesucht würden Fachkräfte wie Biolandwirte, aber auch Kellermeister, Bäcker oder Molkereiexperten mit Biohintergrund.

Quelle: ntv.de

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