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Gut bei häufigem Nasenbluten Contergan kann auch helfen

Der Contergan-Wirkstoff kann die Gefäßwände stärken und so Menschen mit einer seltenen Erbkrankheit der Blutgefäße, bei der es zu häufigem Nasenbluten kommt, helfen.

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Nasenbluten kann verschiedene Ursachen haben.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Das umstrittene Medikament Contergan könnte Patienten mit einer Erbkrankheit der Gefäße helfen, die zu häufigem Nasenbluten und somit Blutverlust führt. Französische Forscher gaben sieben Patienten mit Hereditärer Hämorrhagischer Teleangieektasie (Morbus Osler) den Contergan-Wirkstoff Thalidomid und beobachteten bei diesen eine Besserung der Symptome.

Bei der Erkrankung sind die Gefäße weiter als normal und sehr verletzlich – weshalb es rasch zu Blutungen kommt. In Versuchen mit Mäusen fanden die Wissenschaftler um Franck Lebrin vom Nationalen Institut für Gesundheit und Medizinische Forschung in Paris heraus, dass Thalidomid über den Wachstumsfaktor PDGF die Gefäßwände stärken kann. Ein ähnlicher Effekt sei auch bei der Untersuchung von Nasenschleimhaut von Patienten zu beobachten gewesen. Die Ergebnisse wurden vom britischen Fachjournal "Nature Medicine" veröffentlicht.

Nach Angaben der Studienautoren kommt die Krankheit bei einem von 10.000 Menschen vor. Sie sei auf Mutationen in zwei Genen zurückzuführen. Die Hereditäre Hämorrhagische Teleangieektasie kann unterschiedlich stark ausfallen. Meist ist die Nasenschleimhaut betroffen, aber auch im Mund, dem Magen-Darm-Trakt, der Lunge, der Leber und im Gehirn können Gefäße krankhaft erweitert sein. Manche Patienten haben mehrfach am Tag Nasenbluten, das von Minuten bis zu einer Stunde dauern kann.

Nasenbluten reduziert sich

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Auch bei Lepra und Knochenmarkkrebs hat der Contergan-Wirkstoff Thalidomid positive Wirkung.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Mediziner gaben sieben Menschen zwischen 48 und 75 Jahren Thalidomid, die unter starkem und immer wiederkehrendem Nasenbluten litten. Sechs der Patienten bluteten den Angaben zufolge danach weniger oft aus der Nase, bei drei von vier Patienten dauerte das Nasenbluten weniger lange.

Vor der Behandlung mussten vier der Studienteilnehmer, die zwischen 18 und 32 Mal Nasenbluten pro Woche hatten, ein bis sechs Mal im Jahr eine Bluttransfusion bekommen, um Blutarmut vorzubeugen. Dies sei unter der Behandlung nicht mehr nötig gewesen, wie sich bei Kontrollen nach sechs Monaten und fünf Jahren herausgestellt habe.

Vielfache Nebenwirkungen

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Die contergangeschädigte Hände von Christian Knabe.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Allerdings hatten die Patienten Nebenwirkungen wie Verstopfung, Libidoverlust und Schläfrigkeit. Ein Studienteilnehmer brach die Einnahme von Thalidomid wegen einer Störung der Nervenbahnen ab. Zwei weitere hörten im Verlauf mit der Einnahme aus Gründen auf, die den Autoren zufolge nichts mit Thalidomid-Nebenwirkungen zu tun hatten.

Contergan hatte Anfang der 1960er Jahre einen Skandal ausgelöst: Schwangere nahmen es als Mittel gegen morgendliche Übelkeit. Doch die Substanz beeinträchtigte die Entwicklung der Embryos, rund 10.000 Babys kamen unter anderem mit verstümmelten Armen, Beinen oder Ohren zur Welt. Diese drastische Nebenwirkung wird unter anderem auf einen negativen Einfluss auf die Gefäße bei Mutter und Kind zurückgeführt. Derzeit wird Thalidomid unter anderem bei schweren Formen von Lepra und Knochenmarkkrebs eingesetzt.

Quelle: ntv.de, dpa

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