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Klimawandel verkürzt Winter Frühlingsblüte immer früher

Der Klimawandel verkürzt in Deutschland den Winter. Immer früher öffnen die ersten Frühlingsboten ihre Blüten. Seit 20 Jahren zeige sich dieser Trend besonders deutlich, sagt Ekko Bruns, Experte für Pflanzenentwicklung beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

Auch in diesem Jahr registrieren die Meteorologen eine sehr frühe Blüte: Hasel und Erle, Schneeglöckchen und Winterlinge sind längst verblüht, Narzissen und Forsythien leuchten seit Ende Februar in intensivem Gelb, und sogar bei den Obstbäumen haben sich erste Blüten bereits geöffnet. Landwirte haben sich auf die neue Situation eingestellt - die ersten Kartoffeln sind schon im Boden.

Die gesamte Vegetationsentwicklung sei in diesem Jahr drei bis vier Wochen früher gestartet als im langjährigen Durchschnitt, sagt DWD-Agrarmeteorologin Brigitte Klante. Anfang März habe die Aprikosenblüte begonnen, Pfirsiche stünden kurz davor. "Seit 1988 ist es wie ein Bruch bei allen Frühjahrspflanzen." Mit einer Ausnahme (1996) habe seitdem die Frühjahrsblüte jedes Jahr früher eingesetzt als im Durchschnitt. "Klimatologisch hat sich definitiv etwas geändert."

Am Beispiel der Apfelblüte in Geisenheim im Rheingau erläutert Bruns die Entwicklung der vergangenen 110 Jahre - so lange führt der Wetterdienst schon Buch darüber. Für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts (1896-1941) ermittelten die Meteorologen einen durchschnittlichen Blühbeginn am 24. April, in der zweiten Hälfte (1947-2007) öffneten die Apfelbäume im Schnitt schon zwei Tage früher ihre Blüten. In den vergangenen 20 Jahren verlagerte sich der Blühbeginn weiter nach vorn: Der früheste registrierte Blühbeginn war 2003 im Rheingau am 3. April, 2007 blühten die ersten Geisenheimer Apfelbäume am 9. April, und in diesem Jahr erwarten die Meteorologen die Blüte Ende März.

Ebenso die Forsythie, die mit ihren leuchtend gelben Blüten in vielen Gärten und Parks den Frühlingsbeginn anzeigt: Seit 1988 blühte sie nach Aufzeichnungen des DWD in Hamburg 16 Mal früher als am 26. März, den die Meteorologen für diesen Standort als Mittelwert seit 1945 errechneten. In diesem Jahr wurden die ersten Forsythien-Blüten aus dem milden Südwesten Deutschlands sogar schon am 28. Januar gemeldet.

Vorteile erhoffen sich Landwirte aus der nach vorn verschobenen Saison für ihre frostempfindlichen Kulturen. In der Pfalz sind vorgekeimte Kartoffeln unter Folie bereits im Boden. Ende Mai/Anfang Juni könnte dort geerntet werden. Für die Bauern, die mit Importen aus südlichen Ländern konkurrieren müssen, bedeutet eine frühe Ernte ein gutes Geschäft: "Jeder Tag ist bares Geld", sagt Bruns.

Auch in Hausgärten beginnt die Saison früher: Die Faustregel, dass etwa die frostempfindlichen Dahlien nicht vor den Eisheiligen Mitte Mai in die Erde dürfen, beachten viele Hobbygärtner längst nicht mehr. Zwar seien nach wie vor auch Spätfröste möglich, aber notfalls könnten die jungen Triebe mit Vlies oder einer Lage Zeitungspapier gut vor Schäden geschützt werden, meint Agrarmeteorologin Klante.

Quelle: ntv.de, Sabine Ränsch, dpa

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