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Orange heiß begehrt Garnele lockt Guppy in Sex-Falle

Guppy-Weibchen (unten) bestaunen ein orangegeflecktes Männchen.

Guppy-Weibchen (unten) bestaunen ein orangegeflecktes Männchen.

(Foto: Wikipedia / Perhols)

Wenn Guppy-Weibchen sich auf die Suche nach einem Männchen begibt, dann sehen sie buchstäblich Orange. Denn genau dieser Farbton befindet sich auf dem Körper potenzieller Partner. Allerdings macht sich auch ein Fressfeind seine orangefarbenen Flecken zunutze.

Die Suche nach einem Männchen kann den Guppy-Weibchen auf der Insel Trinidad zum Verhängnis werden. Sie orientieren sich bei der Partnerwahl oft an den begehrten orangefarbenen Flecken auf der Schwanzflosse der Männchen. Dieses Merkmal findet sich aber auch auf der Schere einer Großarmgarnele, die zu den Fressfeinden der Fische zählt. Das berichten kanadische Biologen um Helen Rodd in den "Proceedings B" der Royal Society.

In Laborexperimenten ließen sie Guppy-Weibchen (Poecilia reticulata) auf Garnelenattrappen mit orangefarbenem Fleck, mit grünem Fleck und ohne farbigen Fleck auf dem Scherenarm los. Die Fische suchten deutlich häufiger die Nähe zur Attrappe mit dem orangefarbenen Fleck als zu den anderen Nachbildungen.

Nach der sogenannten Sensory-Bias-Theorie sind diejenigen Merkmale männlicher Tiere für Weibchen derselben Art besonders attraktiv, die von den Sinnessystemen der Weibchen am besten wahrgenommen werden können. Dass diese Merkmale von Räubern zum Anlocken von Beute genutzt werden, sei in anderen Zusammenhängen bereits gut untersucht, schreiben die Forscher.

Feindliche Lockmittel

Sie verweisen dabei auf biochemische Köder wie beispielsweise jene der Bolaspinnen, die männliche Motten durch das Freisetzen von Sexualpheromonen weiblicher Motten anlocken. Im Hinblick auf Farben seien bislang hauptsächlich Lockmethoden bekannt, in denen den Beutetieren eine Futterquelle vorgegaukelt werde, etwa beim Anglerfisch oder bei Radnetzspinnen, die mit gelben Streifen vortäuschen, Blumen zu sein.

Nach ihrem Kenntnisstand gebe es bisher keinen dokumentierten Fall, bei dem ein Räuber ein visuelles Signal zum Beutefang nutzt, das seine Opfer sowohl für die Paarung als auch für die Nahrungssuche verwenden, berichten Rodd und ihre Kolleginnen. Bereits vor ihrer Untersuchung war bekannt, dass Guppys eine Vorliebe für die Farbe Orange haben - womöglich, um ins Wasser gefallene nahrhafte Früchte zu finden.

Guppys sind lebendgebärende Süßwasserfische, die auf karibischen Inseln und im nördlichen Südamerika beheimatet sind. In Deutschland gehören sie zu den beliebtesten Aquarienfischen. Mittlerweile werden auch die Großarmgarnelen aus Trinidad (Macrobrachium crenulatum) als Aquarientiere angeboten. Es gilt als gesichert, dass sie Guppys fressen. So wurden unter anderem in den Eingeweiden von Garnelen dieser Art, die in der Wildnis gefangen wurden, Guppy-Schuppen gefunden.

Quelle: ntv.de, dpa

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