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Reichlich Nachwuchs Großtrappen erholen sich

Die seltenen, riesigen Großtrappen haben in diesem Jahr in Deutschland für reichlich Nachwuchs gesorgt. "Acht oder neun Junge wachsen in freier Wildbahn auf, 25 werden mit der Hand aufgezogen", sagt der Präsident des Landesumweltamtes von Brandenburg, Prof. Matthias Freude. Allerdings warnt er vor zu großer Euphorie: "Wie viele durchkommen, ist noch unklar, denn es lauern Fuchs und Seeadler." Dennoch zeigten auch die diesjährigen Jungvögel, dass nach jahrelanger Sorge das Schlimmste überstanden ist. Mit mehr als 17 Kilogramm Gewicht gehören die Männchen der Großtrappe zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt.

"Die Bestandszahlen liegen konstant über 100 und damit sind die Vögel in Deutschland nicht mehr akut vom Aussterben bedroht." Derzeit gebe es in Deutschland nur drei Bestände: zwei in Brandenburg und einen an der Grenze von Brandenburg zu Sachsen-Anhalt. Für die Handaufzucht wurden laut Freude Eier aus den ersten Gelegen des Jahres entwendet. Das sei kein gravierender Eingriff, da die Vögel weitere Eier legten.

1995 nur 48 Großtrappen in Deutschland

Noch 1995, als es nur exakt 48 dieser Tiere in Deutschland gab, hatte kein Experte mehr auf eine erfolgreiche Rettung gesetzt. Zum Vergleich: 1939 lebten allein auf dem heutigen Brandenburger Areal noch 3900 Großtrappen (Otis tarda). "Die Wahrscheinlichkeit, dass sie aussterben, lag bis in die 1990er Jahre bei über 90 Prozent", sagt Freude. Zwar begann man schon vor drei Jahrzehnten, Großtrappen von Hand aufzuziehen, aber erst als weitere Maßnahmen dazukamen, zahlten sich die Anstrengungen aus: der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und vor allem schützende Gehege für brütende Weibchen und Jungvögel.

Denn die Gründe für die einst dramatische Lage waren vielfältig und konnten erst in den vergangenen Jahren wirklich aufgedeckt werden, wie Freude betont. "Inzwischen wissen wir, dass die Jungen schlicht verhungert sind." Auf den gedüngten und deshalb artenarmen Wiesen fanden sie nicht mehr genug Insekten - ihre einzige Nahrung. Zur weiteren Dezimierungen führten die vielen Füchse, die sich nach der landesweiten Tollwutimpfung stark vermehrt hatten. "Als letzten Versuch bauten wir schließlich schützende, fuchssichere Gehege", erzählt Freude.

Inzwischen gibt es 75 Hektar umzäuntes Areal, in das sich frei lebende Hennen zurückziehen und brüten können. Die Jungvögel haben dort die Chance, in Ruhe aufzuwachsen. Die Vögel sind auch für ihr Balzverhalten bekannt erläutert Freude: "Die eher tarnfarbenen Hähne verwandeln sich dabei in Sekundenschnelle in schneeweise Federbälle, die weithin sichtbar sind. Sie klappen die weißen Unterfedern von Flügel und Schwanz einfach nach außen."

"Tabuzonen für Windkraftanlagen"

Der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Tom Kirschey, warnt indes davor, von "stabilen Beständen" zu sprechen. "Auch langfristig werden es die Trappen schwer haben, weil immer stärker auf erneuerbare Energie gesetzt wird." So gebe es immer mehr hoch wachsende Maisäcker, in denen sich die Trappen unwohl fühlen. Mit Rücksicht auf die "schwer manövrierfähigen Vögel" müssten deren Lebensräume zudem "Tabuzonen für Windkraftanlagen" sein.

Grundsätzlich sieht es Kirschey mit Sorge, dass die Trappenbestände im Wesentlichen auf einem begrenzten Raum leben. "Dieses Inseldasein ist dann gefährlich, wenn Krankheiten ausbrechen oder klimatische Veränderungen eintreten." Deshalb müssten nach Ansicht des NABU mehr Lebensräume für die Großtrappen geschaffen werden. Das strebt auch der Präsident des Landesumweltamtes an - sogar grenzüberschreitend. Freude: "Sobald sich die Bestände erholt haben, wollen wir Tiere etwa nach Mecklenburg-Vorpommern oder auch Westpolen abgeben."

Quelle: ntv.de

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