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Allergiker spüren Klimawandel Heuschnupfen ab Dezember

Den allmählichen Klimawandel bekommen schon jetzt Millionen Allergiker in Deutschland zu spüren. Der Allergiekalender muss neu geschrieben werden, sind sich die Experten einig.

Die Hasel blühe schon seit Dezember, die Birke, die sonst erst im April blüht, setzt bereits im März ihre Pollen frei, sagt Elke Zach-Heuer von der Biologischen Station in Ennepetal. Die Gräser folgen bereits im Mai, anstatt wie früher im Juni oder Juli. Der Trend sei schon seit einigen Jahren festzustellen, aber in diesem Jahr für die geplagten Allergiker erstmals deutlich zu spüren.

Viele Patienten ahnten nicht, dass ihr aktueller Schnupfen pollenbedingt sein könnte, warnt Petra von der Lage, Medizinerin beim Ärzteverbund Deutscher Allergologen in Hamburg. "Stattdessen nehmen sie an, er komme von einem Infekt und behandeln die Allergie entweder falsch oder gar nicht." Das könnte unter Umständen zu chronischen Beschwerden führen.

Dennoch müssen sich die Allergiker nicht vor monatelangem Dauerstress fürchten. Die belastenden Phasen dauern nicht länger an als üblich: "Wenn die Pflanzen ausgeblüht sind und ausgestreut haben, ist Schluss", gibt Zach-Heuer Entwarnung. Auch eine Doppelbelastung durch die Verschiebung sei nicht zu erwarten: "Pollen und Gräser blühen trotzdem zu unterschiedlichen Zeiten, und nicht jeder Allergiker reagiert sowohl auf Pollen als auch auf Gräser."

Auch der Düsseldorfer Allergologe und Hals-Nasen-Ohren-Arzt Achim Korbmacher hat bemerkt, dass früher und häufiger als in den Vorjahren Patienten mit heuschnupfentypischen Symptomen in seine Praxis kommen. "Im Moment haben wir jedoch eine Infektwelle, da ist nicht so leicht auszumachen, ob ein Schnupfen von einer Allergie oder von einem Virus herrührt. Oft überschneidet sich beides auch." Dauerhafte Erleichterung bringe aber nur ein Kälteeinbruch, glaubt er.

Allergologin von der Lage ist anderer Ansicht: "Weil die Blüten schon geöffnet sind, wird auch ein Kälteeinbruch den Pollenflug nicht mehr stoppen. Das schaffen höchstens Regen und Sturm." So gesehen hatte Orkan "Kyrill" zumindest für die Allergiker auch seine positive Seite.

In Deutschland leiden rund 15 Millionen Menschen - etwa 16 Prozent der Bevölkerung - jährlich unter Heuschnupfen. In der Altersgruppe der 20- bis 44-Jährigen leidet fast jeder Vierte unter allergischem Schnupfen. Bei Kindern zwischen fünf und 15 Jahren sind drei bis 11 Prozent betroffen. Bei 85 Prozent aller Atemwegs-Allergien sind Pollen der Auslöser. Ein Drittel aller Allergiker ist bereits chronisch krank.

Quelle: ntv.de

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