Indirekte Drohung Japan will wieder Wale fangen
22.06.2008, 17:15 UhrJapan hat angeblich indirekt mit der Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs gedroht, sollte die Internationale Walfangkommission (IWC) die Spannungen zwischen Walfanggegnern und -befürwortern bis zum nächsten Jahr nicht abbauen. Dies habe Japan einigen IWC-Mitgliedsländern im Vorfeld der diesjährigen IWC-Tagung angedeutet, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf informierte Kreise. Die Tagung beginnt am Montag in Santiago de Chile.
Japan werde sein Verhältnis zur IWC überdenken und "möglicherweise den Fang von Walen auf unsere Weise wieder aufnehmen", falls die Gespräche über die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs vor Ende der IWC-Tagung nächstes Jahr keine Fortschritte erzielen sollten, hieß es. Japan hatte die kommerzielle Jagd offiziell 1986 eingestellt und im Jahr darauf die sogenannte wissenschaftliche Jagd begonnen. Naturschützer kritisieren diesen Walfang seit langem und verweisen darauf, dass das Fleisch in Japan zum Verzehr verkauft wird.
Drohung mit Austritt
Japan bemängelt dagegen, die Internationale Walfangkommission erfülle nicht mehr ihre ursprüngliche Aufgabe, einen nachhaltigen Walfang zu regulieren, und widme sich zu stark dem Walschutz. Bei der IWC-Tagung im vergangenen Jahr in Anchorage hatte Japan einen Antrag auf Genehmigung des Küstenwalfangs für seine Fischer zurückgezogen, nachdem er angesichts der übermächtigen Kritiker chancenlos erschien. Daraufhin drohte Japan einmal mehr mit einem Austritt aus dem Gremium. Die Toleranzschwelle sei erreicht.
Auch Anti-Walfang-Länder seien inzwischen besorgt über die Entwicklung in der IWC, berichtete die Agentur am Samstag. So strebten einige Länder wie die USA die Einrichtung einer Arbeitsgruppe von 10 bis 15 Ländern an, die über den Küstenwalfang und die Jagd zu wissenschaftlichen Zwecken, wie sie Japan derzeit betreibt, diskutieren soll. Japan will, dass die IWC ihre Rolle einer Ressourcen-Management-Organisation wiedererlangt. Wale sollten wie andere Tiere auch unter wissenschaftlicher Kontrolle dauerhaft genutzt werden dürfen, solange ihr Bestand nicht bedroht sei.
Walfangverbot könne teilweise aufgehoben werden
Dabei geht es Japan auch um den Einfluss der Meeressäuger auf die Fischbestände. Allein Zwergwale verschlängen jedes Jahr riesige Mengen Fisch. Japan argumentierte bereits früher, dass es selbst in der IWC die Ansicht gebe, das Walfangverbot könne teilweise aufgehoben werden, da einige Arten wie die Zwergwale nicht mehr bedroht seien.
Im übrigen plädiert Japan dafür, dass die unterschiedlichen Kulturen und Essgewohnheiten respektiert werden sollten. So werde in Japan schon seit dem Mittelalter Wal gegessen. Allerdings trifft dies nur auf einzelne Dörfer mit Walfangtradition zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Regierung der hungernden Bevölkerung des Landes geraten, Walfleisch zu essen, um den Bedarf an Proteinen zu decken. So wurden Wale damals für das Volk zu einer wichtigen Nahrungsquelle.
Quelle: ntv.de