Studie zur Jugendgesundheit Jeder fünfte raucht
16.05.2007, 10:17 UhrViele Kinder und Jugendliche in Deutschland haben gesundheitliche Störungen. Das geht aus der bisher größten deutschen Kinder- und Jugend-Gesundheitsstudie (KiGGS) im Auftrag der Bundesregierung hervor, die am Mittwoch in Berlin präsentiert wurde. Besonders Kinder aus Migrantenfamilien und sozial schwachen Elternhäusern sind demnach vielen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. "Diese Chancenungleichheit dürfen wir nicht zulassen", kommentierte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) die Untersuchung.
Jeder fünfte Jugendliche raucht
Es sei auch ein Anlass zur Sorge, dass jeder fünfte Jugendliche rauche und ein Drittel der Jungen und Mädchen bereits einmal in der Woche Alkohol trinke, sagte Schmidt. Im Großen und Ganzen seien die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland aber normalgewichtig und ausgeglichen, betonte die Ministerin.
Forscher des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) haben für die KiGGS-Studie drei Jahre lang 17.600 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre befragt, zum Teil ärztlich untersucht und auch Eltern interviewt. In der Gesamtsicht biete sich ein Bild, das optimistisch stimme, erläuterte RKI-Studienleiterin Bärbel-Maria Kurth. "Wir haben hier nicht die kranke, dicke, faule und depressive Generation", sagte sie.
Dennoch klingen manche Einzelergebnisse sehr ernüchternd. 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschlands sind zu dick oder bereits fettsüchtig. Mehr als jeder fünfte 11-bis 17-Jährige (22 Prozent) hat Essstörungen, die zum häufigsten chronischen Gesundheitsproblem avanciert sind. Mädchen sind sehr viel häufiger betroffen (28,9 Prozent) als Jungen (15,2 Prozent). Akute Krankheiten weichen immer häufiger chronischen Leiden wie Übergewicht, Asthma oder Allergien.
Immer mehr psychische Störungen
Darüber hinaus verschöben sich körperliche Erkrankungen vermehrt in Richtung psychischer Störungen, ergänzte Kurth. Nach KiGGS-Angaben gibt es inzwischen bei rund 11 Prozent der Mädchen und fast 18 Prozent der Jungen Hinweise auf Verhaltensauffälligkeiten oder emotionale Probleme. Dazu zählen die Forscher zum Beispiel mangelnde Aufmerksamkeit, Hyperaktivität, Aggressivität, Ängste, Depressionen, oder auch betont unsoziales Verhalten. In einer Teilstudie mit mehr als 6.000 Jugendlichen gaben 20 Prozent der Jungen und 10 Prozent der Mädchen zu, schon einmal gewalttätig geworden zu sein.
Bessere Chancen in gehobenen Schichten
Nach der Studie haben viele Kinder aus gehobenen Sozialschichten gesundheitlich weitaus bessere Start- und Zukunftschancen als Gleichaltrige aus Migrantenfamilien oder sozial schwachen Elternhäusern. Dort würden Kinder seltener gestillt, geimpft oder zum Arzt gebracht, erläuterte RKI-Expertin Kurth. Sie rauchten häufiger, hätten häufiger Übergewicht und Essstörungen und neigten eher zu Gewaltausbrüchen. Gesundheitsministerin Schmidt plädierte am Mittwoch für mehr Besuche der Kinder- und Jugendhilfe in Familien. Das geplante Präventionsgesetz wolle vorbeugende Arbeit fördern.
Quelle: ntv.de