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Umstellung für die Umwelt Kamelschnitzel statt Lammhaxe

Ein Küchenmitarbeiter des "Overlanders Steakhouse" in Alice Springs mit einer 50 Kilogramm schweren Kamelkeule.

Ein Küchenmitarbeiter des "Overlanders Steakhouse" in Alice Springs mit einer 50 Kilogramm schweren Kamelkeule.

Statt Rinderbraten und Lammhaxe sollten umweltbewusste Australier künftig Känguruste ak und Kamelschnitzel essen. Eine solche Ernährungsumstellung diene dem Umwelt- und Klimaschutz, fanden australische Forscher heraus. Im Gegensatz zu Rindern und Schafen produziere das australische Wappentier kaum klimaschädliche Gase. Das Rülpsen und Furzen der traditionellen Herdentiere trägt in Australien hingegen erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei.

"Die längste Zeit in der rund 60.000 Jahre alten Geschichte des Menschen in Australien waren Kängurus der wichtigste Fleischlieferant", sagt Professor Ross Garnaut, der oberste Berater der Regierung in Fragen des Klimawandels. "Jetzt könnten Kängurus wieder wichtig werden."

Die Begründung für den Verzehr von Kamelen ist eine andere. Seit sie Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als Lasttiere auf den Kontinent gebracht wurden, haben sie sich rasant vermehrt. Als Straßen und Eisenbahn sie überflüssig machten, wurden sie in die Wildnis entlassen. Dort fügen die inzwischen über eine Million Kamele - eine der größten Herden der Welt - dem Ökosystem erheblichen Schaden zu. "Iss noch heute ein Kamel", sagt deshalb Professor Murray McGregor, einer der Autoren einer Studie über die Zerstörung durch Kamele, die vergangenen Monat der Regierung vorgelegt wurde.

Schmackhafte Alternativen

Kamele essen und statt Schafe und Rinder Kängurus züchten, lautet die Forderung der Experten. Bis 2020 könnte die Zahl der Schafe und Rinder um 36 Millionen Stück reduziert werden, heißt es in einer Studie Garnauts. Im Gegenzug sollte die Zahl der Kängurus bis dahin von derzeit 34 Millionen auf 240 Millionen anwachsen.

Doch die Ernährungsgewohnheiten der Australier umzustellen sei keine einfache Aufgabe, räumen die Experten ein. Viele Australier halten die Vorstellung, das Nationaltier zum Nationalgericht zu machen, für geschmacklos. Gesundheitsbewusste schwören jedoch jetzt bereits auf Kängurufleisch. "Es enthält wenig Fett, viel Eiweiß und ist naturbelassen, da es von freilaufenden Tieren stammt", erläutert Peter Ampt von der Universität in New South Wales. Auch Kamelfleisch könne eine schmackhafte Alternative sein, sagt McGregor. "Das ist wunderbares Fleisch, ein bisschen wie Rind. Und da es so mager ist, ist es ausgezeichnet für eine gesunde Ernährung.

Skepsis bei den Viehzüchtern

Kamele auf den Speiseplan zu setzen, wird nicht ausreichen, um der Plage Herr zu werden. Hunderttausende Tiere müssten verschwinden, um die Schäden an der Natur auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, sagt Glenn Edwards vom Zentrum für Wüstenforschung. "Sie aufzuessen ist kein Patentrezept." Selbst wenn die Nachfrage nach Kamelfleisch aus dem In- und Ausland groß genug wäre, sei es schwierig, die Tiere zu schlachten und zu verarbeiten, sagt Edwards. Die Tiere lebten oft in schwer zu erreichenden Gegenden. "Um Kamele kommerziell zu nutzen, muss es Straßen dorthin geben und man braucht Wasser und Strom." Mancherorts sei deshalb die einzige Lösung, die Tiere von Hubschraubern aus abzuschießen und verwesen zu lassen.

Der Viehzüchter Kelvin Brown sieht auch den Umstieg von Schafen und Rindern auf Kängurus skeptisch. "Theoretisch ist es gut, Kängurus zu züchten. Sie überweiden das Land nicht und das Verhältnis von Futtermenge zu Fleisch ist günstig. Praktisch aber bräuchte man drei Meter hohe Zäune. Und da die Tiere nicht an die Zucht gewöhnt sind, erleiden viele von ihnen aus Angst auf dem Weg zum Schlachthof Herzanfälle oder brechen sich die Beine", sagt der Farmer. "Der einzige Weg wäre, die Tiere auf der Farm abzuschießen und sie vor Ort zu verarbeiten."

Quelle: ntv.de, Lawrence Bartlett, AFP

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