Spiel auf den Federn Keulenpipra lockt mit hohem G
12.11.2009, 11:04 UhrDer südamerikanische Keulenpipra ist ein sehr ungewöhnlicher Musiker unter den Vögeln - statt mit schönem Gesang lockt er seine Weibchen mit kurzen, lauten und hohen Streichertönen.

(Foto: Michael Woodruff/Wikipedia)
Dazu regt er nicht nur spezielle Federn zum Schwingen an, sondern nutzt auch noch Teile der Flügel als Resonanzboden.
Schon lange, seit seiner ersten Beobachtung durch westliche Forscher im 18. Jahrhundert, war der Keulenpipra (Machaeropterus deliciosus) durch seine ungewöhnlichen Laute aufgefallen, die an jene einer Geige erinnern. Bei der Balz reiben die Tiere ihre Flügel aneinander und erzeugen damit einen lauten Ton – ein Verhalten, das Biologen ansonsten eher bei Grillen, Heuschrecken und anderen Insekten kennen, die ihrer harten Chitinhaut Töne entlocken. Kimberly Bostwick von der Cornell-Universität in Ithaka (USA) untersuchte die Schallerzeugung des kleinen Streichers nun genauer.
Von geringer Bandbreite
Sie fand heraus, dass der Ton von etwa 1500 Hertz, der einem leicht verstimmten Geigenton zwischen dem dreigestrichenen F# und G entspricht, nicht nur laut, sondern von sehr geringer Bandbreite ist. Zudem enthält er harmonische Obertöne und entspricht damit viel eher einem reinen Ton als einem Geräusch, berichtet die Biologin in den "Proceedings" der britischen Royal Society. Diese Frequenzverteilung spricht dafür, dass der erzeugte Ton von einer Resonanzfläche fokussiert und verstärkt wird. Auch eine Geige ist schließlich nicht nur eine vibrierende Saite – erst die gemeinsame Schwingung im Bogen, im Holz der Decke und der Luft im Hohlraum macht aus einem leisen Kratzen einen lauten, klaren Ton.
Beim Keulenpipra teilen sich die Federn diese Aufgabe, berichtet Bostwick: Für die Tonerzeugung sind vor allem die Schwungfedern sechs und sieben verantwortlich, deren Mittelachse stark verdickt ist und dem Vogel auch seinen Namen einbrachten. Die Schwingungs-Untersuchung jeder einzelnen der anderen Federn zeigte, dass diese ein Resonanzmaximum in der Nähe des erzeugten Tones haben. Dies genügt aber nicht für den lauten Geigenton: Erst gemeinsam bilden die Schwungfedern beider Flügel ein Resonanzsystem.
Das Tonsystem der kleinen Vögel ist einzigartig unter den Wirbeltieren, berichtet Boswick. Selbst nahe verwandte Arten, deren Federn sehr ähnlich sind und auch ähnlich schwingen, bilden nicht das zusammen passende Resonanzsystem, das letztlich den lauten Ton ermöglicht.
Quelle: ntv.de, dpa