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Eisig und gigantisch groß Lawinen überrollen Saturnmond

Die Sonde "Cassini" hat Bilder von Erdrutschen auf dem Saturnmond Iapetus geschossen. Die Eislawinen sind gigantisch - viel größer, als sie eigentlich sein dürften, so die Forscher.

Aufnahme eines enormen Erdrutsches am Krater Malun auf dem Saturnmond Iapetus.

Aufnahme eines enormen Erdrutsches am Krater Malun auf dem Saturnmond Iapetus.

(Foto: NASA/JPL/Space Science Institute)

Auf dem Saturnmond Iapetus gibt es gigantische Eislawinen. Mindestens 30 Beispiele haben Astronomen auf den Bildern der Saturnsonde "Cassini" entdeckt. Die Erdrutsche auf Iapetus seien abgesehen von denen auf dem Mars sogar die größten des Sonnensystems, erläutert Kelsi Singer von der Washington University in St. Louis (US-Staat Missouri) in einer Mitteilung ihrer Hochschule. Singer und ihre Kollegen beschreiben ihre Beobachtungen im Fachblatt "Nature Geoscience". Sie erhoffen sich aus der Analyse auch Aufschlüsse über Erdrutsche auf anderen Planeten im Sonnensystem, einschließlich der Erde. mond ist am Äquator deutlich dicker als an den Polen und hat eine zerklüftete Oberfläche mit einer bis zu 20 Kilometer hohen Bergkette, die sich um den Äquator zieht. Von den Bergen und von den Rändern der außergewöhnlich tiefen Einschlagkrater lösen sich offensichtlich regelmäßig Erdrutsche.

Diese Eislawinen seien nicht nur gigantisch groß, sondern sogar größer als sie angesichts der wirkenden Kräfte eigentlich sein dürften, schreiben die Forscher. Die Erdrutsche liefen viel weiter aus als zu erwarten. So ist die Strecke, die ein Erdrutsch ins Land gleitet, in der Regel höchstens doppelt so weit wie die Höhe, aus der das Material gefallen ist. Auf Iapetus rasen die Lawinen jedoch deutlich weiter, obwohl der Reibungskoeffizient von sehr kaltem Eis nicht wesentlich kleiner ist als von Gestein.

Mechanismus ungeklärt

So breitete sich etwa ein Erdrutsch von dem 8 Kilometer hohen Rand des Iapetus-Kraters Malun über 35 Kilometer auf dem Kraterboden aus. Die Forscher nehmen an, dass ein noch ungeklärter Mechanismus den Reibungskoeffizienten der Lawinen reduziert, so dass sie derart weit ins Land gleiten können.

Ein ähnliches Phänomen ist auch von der Erde bekannt und wird als Sturzstrom bezeichnet. Sturzströme können 20 bis 30 Mal so weit ins Land rasen wie die Höhe, von der sie gefallen sind. Auch hier ist der Mechanismus ungeklärt.

"Die Erdrutsche auf Iapetus sind ein Experiment im Planetenmaßstab, das wir nicht in einem Labor machen oder auf der Erde beobachten können", erklärt Singer. "Sie liefern uns Beispiele für gigantische Erdrutsche aus Eis statt Stein, unter einer anderen Schwerkraft und ohne Atmosphäre. Daher muss jede Theorie für lang auslaufende Erdrutsche auf der Erde auch für Lawinen auf Iapetus gelten."

Quelle: ntv.de, dpa

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