Wissen

Natur genießen, Kopf lüften Mehr wandernde Studenten

Wandern ist bei Studenten immer beliebter. "Studenten gehen wandern, um die Natur zu genießen, aber auch um Stress abzubauen und einen klaren Kopf zu bekommen".

Das sagte der Marburger Soziologe und Vorsitzende des Deutschen Wanderinstituts, Rainer Brämer in Erfurt. In einer aktuellen Studie unter 1.100 Studenten in sieben Bundesländern hatten 70 Prozent angegeben, dass sie gerne wandern. Im Jahr 2001 waren es mit 54 Prozent deutlich weniger. Jugendliche zeigen dagegen immer weniger Interesse am Wandern. "Die Zahl der jugendlichen Wanderfreunde ist regelrecht abgestürzt", sagte Brämer.


Bei den Studenten nimmt die Wanderlust nach Angaben von Brämer im Laufe des Studiums zu. Vor allem wenn es auf die Abschlussprüfungen zuginge, sei Wandern ein willkommener Ausgleich zur Kopfarbeit. "Ein Ausflug ins Grüne spricht alle Sinne an und hilft die Konzentration wiederzuerlangen", erklärt Brämer. Das ist seiner Ansicht nach auch der Grund, weshalb sich besonders viele Geisteswissenschaftler dafür begeistern. Geringes Interesse zeigten dagegen Juristen und Wirtschaftswissenschaftler. "Insgesamt sind es aber eher die jungen Leute aus höheren Bildungsschichten, die wandern."

Trotzdem würden die Studenten nicht in Scharen die deutschen Wanderwege erobern. "Sie fahren lieber zum Wandern ins Ausland, weil sie etwas erleben wollen." Dafür seien die Strecken in Deutschland größtenteils ungeeignet, da es noch viel zu wenige abwechslungsreiche Naturpfade gebe. "Viele der Wege werden gleichzeitig als Wirtschaftsstraßen genutzt, ein Drittel davon ist sogar asphaltiert", erläuterte Brämer.

Dies sei auch ein Grund dafür, dass Jugendliche immer weniger Lust aufs Wandern hätten. Das ergab eine Studie, für die Brämer rund 1.000 Schüler der 6. und 9. Klasse befragte. Während 1996 mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Jugendlichen gerne wanderte, gab dies jetzt nur noch jeder Siebte (14 Prozent) an. Knapp die Hälfte der Jugendlichen gehe gar nicht oder nur selten wandern. Stattdessen säßen sie lieber vor dem Fernseher oder dem Computer.


Das Interesse an der Natur hätten sie jedoch nicht gänzlich verloren: "Sie wollen aber lieber mit Freunden durch die Gegend streifen und die Landschaft erkunden", erklärt Brämer. Doch die Verhaltensregeln, die Kinder von Eltern und Lehrern eingepaukt bekämen, würden ihnen das Abenteuer Natur vermiesen. "Jugendliche verbinden Wandern immer mit einem moralischen Zeigefinger: Du sollst auf dem Weg bleiben, du darfst keine Blumen pflücken, du musst leise sein."

Quelle: ntv.de

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