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Ärzte werden knapp Nachwuchs in Deutschland fehlt

In vielen Praxen in Deutschland fehlt der Nachwuchs. Der Ärztemangel sei nicht mehr zu übersehen, klagt der Präsident der Bundesärztekammer in Berlin, Jörg-Dietrich Hoppe.

In den entlegenen Gegenden der alten Republik müssen sich Patienten schon auf weite Wege bis zum Arzt einrichten und nicht selten lange Wartezeiten in Kauf nehmen. In Ostdeutschland erscheint die Lage noch dramatischer. Mediziner schließen aus Altersgründen ihre Praxen, ohne dass ein Nachfolger in Sicht ist. Auch in Krankenhäusern wird bundesweit ein Personalmangel erwartet.

"Wir stehen kurz vor echten Versorgungsproblemen", warnt Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin. In Deutschland gibt es bundesweit etwa 100 000 Arztpraxen. Ärtztekammer-Präsident Hoppe erwartet, dass im kommenden Jahr 6000 ambulant tätige Mediziner ihre Zulassung zurückgeben.

Eine Studie der KBV verweist auch auf die Überalterung bei den Medizinern: "Das Durchschnittsalter lag 2004 bei 50,8 Jahren." "Immer mehr junge Menschen brechen ihr Medizinstudium ab", stellt Hoppe fest. Aus den als Halbgötter in Weiß bezeichneten Medizinern sind in der Regel mit Arbeit überhäufte Heiler geworden, die nicht selten auf 70 Arbeitsstunden pro Woche kommen.

"Vor allem in ländlichen Gegenden wird ein Einsatz rund um die Uhr gefordert, der zum Einkommen in keinem Verhältnis steht", nennt Ulrike Schramm-Heder von der Ärztekammer Thüringen in Jena einen Grund, weshalb der Beruf so unattraktiv geworden ist. Um eine drohende medizinische Unterversorgung der Bevölkerung in entlegenen Gegenden zu verhindern, bemühen sich gerade die Ärzteorganisationen in den ostdeutschen Ländern um die Schaffung von Anreizen für Berufseinsteiger.

Beispielsweise in Thüringen: "Die Ärzteschaft ist hier hoffnungslos überaltert, und es fehlen Nachwuchskräfte", stellt Schramm-Heder fest. Derzeit sind 190 Arztpraxen frei, 70 davon für Fachärzte. Vor allem die entfernten Regionen wie Ostthüringen gelten als problematisch. Eine einfache Übernahme ist aber nicht möglich, wie aus Ärztekreisen verlautet. Es würden dafür leicht sechsstellige Beträge als Ablösung fällig.

In der Kleinstadt Ohrdruf südlich von Gotha läuft derzeit eine Modellpraxis. "Ein Arzt wird jeweils befristet eingestellt, trägt kein wirtschaftliches Risiko und kann sich - wenn es ein Anfänger ist – zudem auf seine Selbstständigkeit vorbereiten", beschreibt Schramm-Heder das Experiment.

In jedem der ostdeutschen Bundesländer gibt es inzwischen Aktionen, um dem drohenden Ärztemangel zu begegnen. Angesprochen sind vor allem Jungmediziner, die ein entsprechendes Engagement für ihren Beruf mitbringen. In Sachsen-Anhalt wird Medizinern ein so genannter Haltezuschlag geboten, damit diese bis 66 Jahre weiterarbeiten; ein Nachfolger in einer Hausarztpraxis kann mit 15.000 Euro "Startzuschlag" rechnen.

Quelle: ntv.de

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