Wissen

Mutationen im Sehsinn Neue Buntbarsch-Arten

Weil einige Buntbarschweibchen vorzugsweise rot und blau sehen, gibt es im ostafrikanischen Viktoria-See zwei neue Fischarten. Mutationen im Sehsinn führten dazu, dass weibliche Fische nur noch mit Partnern einer bestimmten Farbe Nachwuchs hatten, berichtet eine internationale Forschergruppe im Journal "Nature". Das Team zeigte damit, dass eine räumliche Trennung keine notwendige Voraussetzung für die Aufspaltung einer Art in zwei neue ist.

Dem Schulbuchwissen zufolge entstehen neue Arten etwa dann, wenn einige Individuen geographisch von einander getrennt werden und die beiden Untergruppen sich fortan nicht mehr mischen können. Über Generationen hinweg verändern sich die Eigenschaften der beiden Gruppen – etwa auf zwei benachbarten Inseln – so sehr, dass sich die Mitglieder einer Gruppe schließlich selbst dann nicht mehr mit Angehörigen der anderen Gruppe fortpflanzen könnten, wenn sie wieder zueinander finden würden.

Verschiedene Tiefe, verschiedenes Licht

Die Forscher um Ole Seehausen von der Universität Bern untersuchten Cichliden vor verschiedenen Inseln im ostafrikanischen Viktoria-See. Dort herrschen in unterschiedlichen Gewässertiefen sehr unterschiedliche Sichtverhältnisse. In größerer Tiefe dominieren die roten Anteile des Lichts, in geringen eher die blauen.

Wie Seehausen und seine Mitarbeiter nun zeigten, führte eine Mutation in einem Protein für die Farbwahrnehmung – Opsin genannt – dazu, dass sich jeweils nur ein Teil der Fische in bestimmten Gewässertiefen aufhält. Nämlich nur die, die in der entsprechenden Lichtumgebung auch sehen können. Fische, die dank ihres Opsins rot gut wahrnehmen können, halten sich deswegen bevorzugt in größerer Tiefe auf. Exemplare, die eher blau sehen, schwimmen eher in flachen Gewässern.

An dieser Stelle kommen die sexuellen Vorlieben der Weibchen ins Spiel: Sie bevorzugen Männchen mit einer auffälligen Schuppenzeichnung. Bei den untersuchten Buntbarschen tragen die Männchen entweder ein rotes (Pundamilia nyererei) oder ein blaues (Pundamilia pundamilia) Hochzeitskleid. Da nun in größerer Tiefe die rot gezeichneten Männchen besser sichtbar sind, kommen sie bei der Partnerwahl auch häufiger zum Erfolg.

Sie können damit ihre "roten" Opsin-Gene und die Gene für die rote Schuppenzeichnung an den Nachwuchs weitergeben. Im flacheren Gewässer passiert genau dasselbe – nur dass dort die blau gezeichneten Fische im Vorteil sind. Nach und nach spaltet sich die Art so nach der jeweiligen Gewässertiefe in zwei Arten auf.

Quelle: ntv.de

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