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Top-down bei Morbus Crohn Neue Therapiemöglichkeit

Eine neue Therapievariante ist bei der chronischen Darmerkrankung Morbus Crohn wirkungsvoller als die herkömmliche Behandlung. Das berichten US-Forscher im Medizinjournal „The Lancet“. Die Patienten bekamen ihre Erkrankung besser unter Kontrolle, zum Teil konnten sie auf die Einnahme nebenwirkungsreicher Steroide ganz verzichten, heißt es dort. Eine intensivere Behandlung gleich zu Beginn der Behandlung könnte den Behandlungserfolg verbessern, folgern die Forscher. Allein in Deutschland leiden mehr als 300.000 Menschen an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, also an schubweise verlaufenden chronischen Entzündungen des Darms.

Morbus Crohn ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei greift das Immunsystem den Magen-Darm-Trakt an, schwere Entzündungen sind die Folge. Üblicherweise bekommen Patienten zu Beginn der Behandlung Corticosteroide. Diese unterdrücken die Entzündung und wirken so gegen die typischen Bauchschmerzen und blutigen Durchfälle. In einem zweiten Schritt der Behandlung erhalten die Patienten Substanzen, die die überschießende Reaktion des Immunsystems bremsen sollen.

Zuletzt folgt ein Antikörper gegen den Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF alpha), der die Freisetzung von entzündungsfördernden Botenstoffen hemmt. Dieses Therapie-Schema wird „step-up“ genannt. Bei vielen Patienten verlieren die Corticosteroide jedoch nach einiger Zeit ihre Wirkung. Andere Patienten benötigen die Medikamente dauerhaft, aber hier machen die vielen Nebenwirkungen Probleme.

Die Gruppe um Gert D‘Haens vom Imelda Gastrointestinal Clinical Research Centre in Bonheiden (Belgien) untersuchte, ob sich die Behandlung verbessern lässt, wenn die Patienten frühzeitig immununterdrückende Wirkstoffe bekommen, kombiniert mit dem Antikörper gegen TNF-alpha. Dieses Schema wird als „top-down“ bezeichnet. Die Mediziner behandelten insgesamt 133 Patienten: 66 nach dem konventionellen Therapieschema, 67 nach dem neuartigen. Corticosteroide bekamen die Patienten in der letztgenannten Gruppe nur, wenn sich die Symptome nicht besserten.

Nach einem Jahr ging es 40 Prozent der herkömmlich behandelten Gruppe besser, in der „top-down“-Gruppe waren es gut 60 Prozent. Corticosteroide hatten die Patienten nicht benötigt, auch eine Operation sei nicht nötig gewesen. Für eine abschließende Beurteilung sei es ob der kleinen Patientengruppe noch zu früh, schreibt William Sandborn von der Mayo Clinic in Rochester (US-Staat Minnesota) in einem Kommentar („The Lancet“). Wenn sich das Ergebnis bestätige, werden sich die Behandlungsempfehlungen für Crohn-Patienten ändern. Ergebnisse aus einer größeren Studie würden für das zweite Halbjahr 2008 erwartet.

Quelle: ntv.de

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