25 Jahre Aids in Deutschland "Nur eine Frage der Zeit"
30.10.2007, 09:48 UhrVor 25 Jahren wurden in Deutschland die ersten Aids-Fälle beschrieben. Heilbar ist eine HIV-Infektion noch immer nicht, mildern lässt sich der Verlauf mittlerweile gut. "Mit den heutigen Medikamenten ist es möglich, den Patienten ein fast normales Leben zu ermöglichen", sagt Christoph Josef Stephan, Arzt in der Frankfurter Aids-Ambulanz. In der Einrichtung wurden 1982 die ersten Fälle der damals noch unbekannten Krankheit als solche erkannt und beschrieben.
Die Statistiken des Berliner Robert-Koch-Instituts weisen für das Jahr 1982 insgesamt vier Aids-Patienten aus - einen aus München, einen in Berlin und zwei aus Frankfurt. Prof. Eilke Brigitte Helm erinnert sich noch gut an die beiden knapp 40 Jahre alten Männer, die in jenem Sommer im Frankfurter Universitätsklinikum behandelt wurden. Der eine litt unter schwerem Durchfall und einer Lungenentzündung, der andere hatte ohne ersichtlichen Grund extrem hohes Fieber. Die Kollegen waren ratlos - nicht aber die Infektiologen. "Wir haben darauf gewartet. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch bei uns die ersten Patienten auftauchen", erinnert sich Helm.
Im Jahr zuvor waren in den USA die ersten Fälle der Immunschwächekrankheit beschrieben worden. Die damals 46 Jahre alte Oberärztin kannte die Berichte aus den USA über einen neuartigen rätselhaften Immundefekt mit dem Namen "Aquired Immune Deficiency Syndrome", kurz Aids. "Als ich diese Patienten sah, wusste ich: Das ist Aids", erinnert sich Helm. 1983 schließlich identifizierten Luc Montagnier in Frankreich und Robert Gallo in den USA das für die Krankheit verantwortliche Virus.
Helfen konnte man den Kranken zunächst kaum. Bevor Ende der 80er Jahre die ersten Medikamente auf den Markt kamen, konnten die Ärzte nur die Begleiterkrankungen behandeln und damit das Sterben um einige Monate hinauszögern. "Früher haben wir hier nur schwer kranke, sterbende Patienten gesehen", berichtet Pflegedienstleiterin Michaela Bracone aus der Frankfurter Ambulanz. "Heute sind die Patienten berufstätig." Für jeden Betroffenen gebe es eine individuell maßgeschneiderte Kombinationstherapie aus verschiedenen Medikamenten, erklärt Stephan.
1500 Patienten werden allein in der Frankfurter Ambulanz derzeit betreut, knapp 300 Erkrankte kommen jährlich dazu. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin so viele neue Aidsinfektionen registriert wie noch nie seit Beginn der differenzierten Erfassung 1993. 2611 gesicherte HIV-Neuinfektionen wurden gezählt. Seit 2001 hat die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen damit um 81 Prozent zugenommen.
Von Sandra Trauner, dpa
Quelle: ntv.de