28.000 Kilometer pro Stunde Rosat rast und fällt
17.10.2011, 12:26 Uhr
Eines ist gewiss: Wegen seiner Bahnneigung wird Rosat zwischen 53 Grad südlicher und 53 Grad nördlicher Breite auf die Erde stürzen. Deutschlands Norden ist fein raus.
(Foto: dapd)
Wann und wo genau der ausgediente Röntgensatellit in die Erdatmosphäre eintreten wird, ist noch immer unklar. Doch es wird wohl in den nächsten Tagen passieren. Rosat ist mit einer unglaublichen Geschwindigkeit unterwegs. Stark gebremst, aber immer noch schnell, könnten einzelne Teile in Deutschland aufschlagen.
Der Röntgensatellit Rosat kommt der Erde immer näher. "Rosat hat eine unglaubliche Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde und fällt in diesem Tempo um die Erde herum", sagt eine Sprecherin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Nach derzeitigen Berechnungen sei weiter davon auszugehen, dass der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zwischen diesem Donnerstag (20. Oktober) und dem 25. Oktober erfolgt. Der knapp 2,5 Tonnen schwere Röntgensatellit wird dabei wohl in Trümmerstücke zerbrechen und teilweise verglühen. Bis zu 30 Trümmerteile mit einem Gesamtgewicht von 1,7 Tonnen könnten - mit dann noch 400 Kilometern pro Stunde - auf die Erde treffen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Trümmer auf Deutschland herabfallen, liegt laut DLR bei 1 zu 580. Den Prognosen zufolge ist es unwahrscheinlich (1 zu 700.000), dass hierzulande jemand zu Schaden kommt. Termin und Ort lassen sich zwar weiterhin nicht exakt vorhersagen. Aber je näher der Termin rücke, desto genauer könnten die Experten das Zeitfenster des Wiedereintritts berechnen, erklärt DLR-Sprecherin Sabine Göge. In Kürze würden dazu neue Daten erwartet. Sowohl das amerikanische Weltraum-Überwachungssystem SSN als auch eine Großradaranlage bei Bonn verfolgen den Abstieg des Satelliten.
Unsicher bis zum letzten Tag
Vor allem Schwankungen der Sonnenaktivität sind Grund dafür, dass der Termin so schwer kalkulierbar ist. Denn die Aktivität der Sonne wirkt sich auf die Luftschichten und deren Ausdehnung aus, und das wiederum bremst den Satelliten in immer wieder anderem Maße ab. Selbst einen Tag vor dem voraussichtlichen Eintrittsdatum bleibt eine Unsicherheit von rund fünf Stunden. In dieser Zeit ist der Satellit drei Mal um die Erde gerast. Denn für eine Erdumkreisung braucht Rosat nur 90 Minuten.
Ab 1990 scannte Rosat, das damals größte Röntgenteleskop, den gesamten Himmel systematisch nach Röntgenstrahlenquellen ab und lieferte Daten, die die Röntgenastronomie revolutionierten. Mit Rosat ließen sich Galaxien und Galaxiehaufen, Neutronensterne, Kometen, Mond oder Planeten beobachten. Das deutsch-amerikanisch-britische Projekt war laut DLR bis zum Abschalten des Satelliten im Februar 1999 eine große Erfolgsgeschichte und wurde von rund 4000 Forschern aus 26 Ländern genutzt.
Quelle: ntv.de, dpa