Auf der Suche nach einem Endlager Salz nicht das einzige "Wirtsgestein"
10.09.2009, 16:56 Uhr
Der Salzstock in Gorleben wurde seit 1979 auf seine Eignung als Endlager erkundet.
(Foto: dpa)
Die Erkenntnisse um offenbar manipulierte Gutachten zur Atomendlager-Eignung des Salzstocks in Gorleben haben die Debatte um mögliche Standortalternativen neu entfacht. Bislang gibt es in Deutschland - wie weltweit - noch kein Endlager für hochradioaktive Abfälle. Das künftige Endlager Schacht Konrad in Salzgitter ist ebenso wie das ehemalige Salzbergwerk im sachsen-anhaltinischen Morsleben lediglich für schwach- und mittelaktiven Atommüll ausgelegt.
Auf seine Eignung als Endlager für hochaktiven Atommüll wurde ab 1979 der Salzstock in Gorleben erkundet. Wegen Zweifeln an seiner Tauglichkeit verhängte die damalige rot-grüne Bundesregierung aber im Jahr 2000 ein Moratorium bis 2010. Die seit 2005 regierende große Koalition setzte sich das Ziel, bis zum nun bevorstehenden Ende der Legislaturperiode die Endlagerfrage anzugehen - ohne Ergebnis.
Keine Rangfolge unter den "Wirtsgesteinen"
Grundsätzlich kommen neben Steinsalz auch Ton oder kristalline Gesteine wie Granit als "Wirtsgestein" für den Atommüll in Frage. Dabei ermittelten Experten im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), dass kein Wirtsgestein "grundsätzlich immer eine größte Endlagersicherheit" gewährleiste und sich daher keine Rangfolge aufstellen lasse. Stattdessen müssten die spezifischen Bedingungen an konkreten Standorten miteinander verglichen werden.
Dafür kämen mithin neben Gorleben zum einen weitere Salzstöcke, zum anderen Tongesteins- und Granit-Formationen in Frage. Die laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) "untersuchungswürdigen" Ton-Formationen zum Beispiel liegen unter anderem in der Region um Ulm sowie westlich des Bodensees. Zahlreiche weitere ziehen sich vom Emsland und vom Niederrhein im Westen bis nach Potsdam und zur Region um Schwerin im Osten.
Standortvergleich lässt auf sich warten
Bereits Mitte der 1990er Jahre analysierte die BGR auch Steinsalzvorkommen sowie kristalline Gesteine auf ihre Tauglichkeit als Atomendlager. Demnach wären Kristallin-Vorkommen etwa im Nordöstlichen Pfälzer Wald, im Erzgebirge und in der Lausitz "in die weiterführende Diskussion einzubeziehen" - und unter den über 200 Salzstöcken in ganz Norddeutschland gelten zumindest diejenigen in Bad Zwischenahn und Wahn (Niedersachsen) sowie in Waddekath (Sachsen-Anhalt) und Gülze-Sumte (Mecklenburg-Vorpommern) als weiter "untersuchungswürdig".
Ein unter anderem vom Bundesumweltministerium und vom BfS geforderter Standortvergleich zur Endlagersuche nach zuvor festgelegten Kriterien lässt bislang auf sich warten. Er würde laut Strahlenschutzamt bis zu 25 Jahre dauern. Allein für den Nachweis einer Endlager-Eignung des Salzstocks im niedersächsischen Gorleben veranschlagt das BfS weitere 15 Jahre - wobei die Erkundungsrechte teils nur noch bis 2015 bestehen.
Ein Nachbar Deutschlands, die Schweiz, praktiziert ein Vergleichsverfahren zur Endlagersuche bereits seit Ende 2008. Dort werden sechs mögliche Standorte für ein Atomendlager miteinander verglichen. Finnland und Schweden haben die Suche abgeschlossen: Nahe den Atomkraftwerken in Olkiluoto an der finnischen Westküste und im ostschwedischen Forsmark sollen in gut zehn Jahren die ersten hochradioaktiven Abfälle eingelagert werden - jeweils in Granit.
Quelle: ntv.de, Deike Stolz, AFP