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"Es gibt zu wenig Spezialisten" Schmerzen werden unterschätzt

Besonders nach einer Operation werden Schmerzen Experten zufolge oftmals unterschätzt und die Heilung damit verzögert. Außerdem stehen in Deutschland für Patienten mit chronischen Schmerzen nicht ausreichend Fachleute zur Verfügung.

Schmerzen werden nach Expertenansicht häufig unterschätzt. Patienten würden nach Operationen zu selten danach befragt und würden sich oftmals auch selbst erst bei sehr starken Schmerzen melden, sagte Rolf-Detlef Treede in Mannheim bei einem Gespräch vor dem Deutschen Schmerzkongress in der Stadt vom 5. bis 8. Oktober. Treede ist Neurophysiologe an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Es werde nicht auf allen Stationen konsequent nachgefragt, zitierte er aus einer Umfrage, dabei hätten vor allem internistische Abteilungen weniger gut abgeschnitten. Mit einer Schmerztherapie verlaufe die Heilung aber erfolgreicher.

17 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an chronischen Rücken-, Kopf- oder Nervenschmerzen.

17 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an chronischen Rücken-, Kopf- oder Nervenschmerzen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Treede räumte aber auch ein, dass "es zu wenig Spezialisten gibt", zu denen Patienten mit chronischen Schmerzen überwiesen werden können. Einer Studie zufolge gebe es in Deutschland nur ein Fünftel der eigentlich erforderlichen Schmerzmediziner. Dabei würden rund 17 Prozent der deutschen Bevölkerung von chronischen Schmerzen am Rücken, im Kopf oder den Nerven geplagt. Bei einem Viertel davon seien diese so stark, dass eine Behandlung erforderlich sei.

Wichtig sei bei der Behandlung auch die sogenannte Multimodalität. Die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen wird auch Schwerpunkt des Kongresses sein, zu dem mehr als 2500 Spezialisten erwartet werden. Organisiert wird er von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS).

Befürchtung, "in Psychoecke abgeschoben zu werden"

Besonders bei chronischen Schmerzen sollten Ärzte, Psychologen und Physiotherapeuten eng zusammenarbeiten. Allerdings hätten gerade bei einer psychologischen Therapie viele Patienten die Befürchtung, "in die Psychoecke abgeschoben zu werden", sagte Treede.

Das hänge auch damit zusammen, dass in der Bevölkerung die Trennung in körperlichen Schmerz nach Operationen beispielsweise und den psychisch oder psychosomatisch bedingten Schmerz immer noch sehr stark vorhanden sei. Man könne Schmerzen aber nicht getrennt sehen. Rückenschmerzen zum Beispiel, die häufigste chronische Schmerzart, könnten "nicht eindimensional am Röntgenbild abgelesen werden", sagte der Leiter des Mannheimer Schmerzzentrums, Justus Benrath. Das Mannheimer Schmerzzentrum betreibt den Akutschmerzdienst, der Patienten bei Bedarf Schmerzkatheder legt. Über eine Pumpe wird dann örtliches Betäubungsmittel injiziert.

Quelle: ntv.de, dpa

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