Mit Röntgenstrahlung Stern röstet Planeten
18.09.2011, 11:21 UhrNicht in allen Planetensystemen ist es so friedlich wie in unserem: In dem System Corot-2a/b wird ein Trabant regelrecht von einem nahem Stern mit Röntgenstrahlung gegrillt. Was das für den Planeten bedeutet, können Wissenschaftler bisher nur erahnen.
In dem System Corot-2a/b röstet ein naher Stern seinen Trabanten mit intensiver Röntgenstrahlung. Dieses Trommelfeuer sei hunderttausend Mal intensiver als die Röntgenstrahlung der Sonne bei der Erde, berichten Hamburger Astronomen im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics". Die energiereiche Strahlung verdampfe in jeder Sekunde vermutlich rund fünf Millionen Tonnen Planetenmaterie. Die Beobachtung illustriere, wie schwer es für Planeten in manchen Systemen sei zu überdauern.

Die von dem Satelliten "Corot" entdeckten Systeme bieten den Forschern ungewöhnliche Einblicke. (im Bild: Exoplanet Corot-7B vor seiner Sonne)
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Das mit dem französischen Satelliten "Corot" entdeckte System Corot-2a/b ist eines der ungewöhnlichsten bislang bekannten Planetensysteme. Der einzige Planet, der bisher dort gefunden wurde, ist etwa dreimal so massereich wie der Gasriese Jupiter, der größte Planet unseres Systems. Zugleich kreist dieser Trabant jedoch 40 Mal dichter um seine Sonne als die Erde um unsere. "Dieser Planet wird regelrecht gegrillt von seinem Stern", betont Hauptautor Sebastian Schröter von der Hamburger Sternwarte in einer Mitteilung. "Noch merkwürdiger ist aber vielleicht, dass er das Verhalten des Sterns beeinflusst, der ihn beschießt.”
Die Beobachtungen – unter anderem mit dem Röntgensatelliten "Chandra" der US-Raumfahrtbehörde Nasa und mit dem "Very Large Telescope" (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile – zeigen, dass der Stern 100 bis 300 Millionen Jahre alt ist, also voll entwickelt. In diesem Stadium ist die heftige magnetische Aktivität ungewöhnlich, die bei Corot-2a zu sehen ist. "Weil der Planet so nah an dem Stern ist, beschleunigt er möglicherweise dessen Rotation und könnte so die Magnetfelder aktiv halten", glaubt Ko-Autor Stefan Czesla.
Ungewöhnlich stark aufgebläht
Der Planet mit der Bezeichnung Corot-2b ist ungewöhnlich stark aufgebläht für einen Trabanten an seiner Position, berichten die Forscher. "Wir sind nicht ganz sicher, was diese Art Röntgensturm alles mit einem Planeten machen würde, aber er könnte verantwortlich für die Aufblähung sein, die wir bei Corot-2b beobachten", erläutert Schröter. "Wir fangen gerade erst an zu verstehen, was mit Exoplaneten in solchen extremen Umgebungen passiert."
Quelle: ntv.de, dpa