Erst durch soziales Miteinander Stichling wird Führungsfisch
09.02.2009, 10:34 UhrFührungskräfte kommen bei Stichlingen nicht als solche zur Welt, sondern werden erst im Zusammenspiel mit anderen Fischen zur einer besonders starken "Persönlichkeit". Das berichten Forscher um Rufus Johnstone vom Institut für Zoologie der Universität Cambridge (Großbritannien) in den "Biology Letters".
In ihren Experimenten setzten die Gruppe zwei Fische in ein gemeinsames Becken und beobachten, wer von beiden eher die Initiative zur Futtersuche im freien Wasser ergriff und wer eher in den Schutz bietenden Pflanzen verharrte. Dabei zeigte sich, dass irgendwann einer zum Anführer und einer zum Nachfolger wurde. Auf dem Weg zu dieser Rollenverteilung beeinflussten sich beide Fische aber gegenseitig, schreiben die britischen Forscher.
Sozialer Austausch
"Individuen werden nicht einfach als Anführer und Nachfolger geboren, ihre Rolle in einem Paar – und wir vermuten, auch in einer größeren Gruppe – ist das Resultat eines sozialen Austausches, bei dem jeder eine Rolle spielt", erklärte der Forscher und Co-Autor Andrea Manica in einer Mitteilung. Bei vielen Tiergruppen übernimmt irgendwann ein Individuum die Führungsrolle und steht damit oft in erster Reihe, die zugleich besonders gefährlich ist – etwa, wenn ein Stichling den Zeitpunkt der Nahrungssuche festlegt und als erster aus dem Versteck schwimmt. Wie diese Rolle festgelegt wird, war nicht im Detail bekannt, heißt es in dem Journal.
"Eher mutig" und "eher scheu"
In der Untersuchung wurde zunächst geschaut, wie bereit einzelne Fische waren, ihren sicheren Pflanzen-Unterschlupf zu verlassen. Daraus ergaben sich eine Einteilung in "eher mutig" und "eher scheu". In der Folge wurden zwei Fische zufällig zusammengesetzt. Ein Resultat: Zusammen schwammen beide häufiger und länger auf die Jagd als allein. Meistens wurden die Fischzüge von dem jeweils mutigeren der beiden initiiert – auch wenn zwei bereits starke "Persönlichkeiten" aufeinandertrafen.
"Wenn ein besonders scheuer Fisch mit einem sehr mutigen zusammengesetzt wurde, inspirierte der Starke den Schwachen dazu, ein gewissenhafter Nachfolger zu werden", erklärte Manica. "Umgekehrt scheint ein sehr scheuer Fisch die Führungskraft eines Mutigen auch besonders herauszukehren, der auf diese Weise stärker wird, als wenn er mit einem weniger scheuen Fisch zusammenkommt." Die Resultate zeigten, dass Führungskraft bei Stichlingen aus einem "sozialen Feedback" erwachse.
Quelle: ntv.de