Unterstützte Ansiedlung Stör zurück in die Ostsee
15.06.2007, 13:50 UhrDer Stör kehrt nach Deutschland zurück: Die ersten von rund 2000 Jungfischen wurden am Donnerstag in Hohensaaten (Barnim) in die Oder gesetzt. Das deutsch-polnische Wiederansiedlungsprojekt sei "ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Rückkehr der Störe in den Ostseeraum", sagte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Hartmut Vogtmann.
Bereits im Mai waren in Polen in einem Oderzufluss Störe eingesetzt worden. Ziel sei es, den seit fast 40 Jahren als ausgestorben geltenden Ostseestör (Acipenser oxyrinchus) in seinem einstigen Verbreitungsgebiet wieder heimisch werden zu lassen.
Im vergangenen Jahr war die bereits seit mehr als zehn Jahren vorbereitete Aktion kurzfristig geplatzt. Hintergrund der Absage durch Polen sollen Unstimmigkeiten über die auszusetzende Störart gewesen sein. Seit Donnerstag schwimmen nun wieder etwa 200 Jungfische in der Oder. "Einige von ihnen sind mit Sendern versehen, um Wissenswertes über ihre Wanderungen zu erfahren", sagte der Fachgebietsleiter im Bundesamt, Henning von Nordheim, der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Im Herbst und in den Folgejahren sollen dann mehrere hundert Jungstöre eingesetzt werden."
Damit gibt es wieder Hoffnung für den Stör in Deutschland, denn "seit Ende der 60er Jahre gelten alle heimischen Störarten als ausgestorben", sagte Projektleiter Jörn Geßner von der Gesellschaft zur Rettung des Störs. "Kinderstube" der jetzt eingesetzten jungen Fische soll das Untere Odertal mit seinem Nationalpark und dem polnischen Landschaftsschutzpark sein -die laut Bundesamt letzte großräumige Überflutungsaue Mitteleuropas. Maßnahmen zum Schutz der Störe sollen auch anderen, weniger prominenten Wanderfischarten helfen, indem für sie die Lebensbedingungen wieder verbessern.
Besonders wichtig ist es nach Auskunft der Experten, dass die Fische nicht durch Verbauungen -wie etwa Wehre -an ihren "Wanderungen" in den Flüssen gehindert werden. Der Stör ist schließlich ein Grenzgänger zwischen Süß-und Salzwasser wie Lachs und Aal. Er laicht in Flüssen, wo auch die Jungfische aufwachsen. Diese wandern Hunderte Kilometer in die offene See, schwimmen zum Laichen aber wieder in die "Geburtsflüsse" zurück. Bis vor 100 Jahren wurden Störe wegen des Kaviars, vor allem aber auch wegen des grätenarmen Fleisches bis auf Restbestände befischt. Die zunehmenden Fluss-Verbauungen gaben den Beständen den Rest.
Der Stör ist laut Projektleiter Geßner ein "lebendes Fossil". Seine Spuren reichen bis in die Zeit der Dinosaurier zurück. "Von den weltweit 27 Arten sind heute alle gefährdet oder vom Aussterben bedroht." Am bekanntesten dürfte der wegen des Kaviars begehrte Beluga-Stör im Kaspischen Meer sein, um dessen Schutz seit Jahren heftig gestritten wird. Geßner betonte: "Wir hoffen, dass in einigen Jahren bei uns der Ostseestör wieder heimisch ist und sich selbstständig vermehrt."
Zur gleichen Zeit wird schon das zweite Projekt -die Wiederansieldung des Nordseestörs -in Angriff genommen. Von Nordheim betonte: "Hier zeigt die Uhr aber leider schon quasi kurz nach 12, da weltweit nur noch wenige Tiere in Frankreich leben. Diese sollen die Elterntiere für die deutschen Maßnahmen werden."
Imke Hendrich, dpa
Quelle: ntv.de